Der Aufmerksamkeitstrainer
Computerspiele mit Biofeedback für die zerstreuten Medienkinder
Eigentlich hört man ja immer wieder einmal, dass es gerade die Medien oder insgesamt die Informationsumgebung mit reichlich vielen, ständig wechselnden Reizen sei, die die Aufmerksamkeit gerade der Kinder und Jugendlichen strapaziert. Doch die amerikanische Firma East 3 hat jetzt, um den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, einen Aufmerksamkeitstrainer auf den Markt gebracht, mit dem die medienverwöhnten- oder -verwirrten Kinder durch Computerspiele lernen sollen, sich wieder konzentrieren zu können.
Zentrales Stück des Aufmerksamkeitstrainers ist ein Plastikhelm mit Sensoren, mit dem sich die Gehirnwellen abnehmen lassen. Von diesem Thoughtcaster werden die Daten an den Empfänger gefunkt, der sich an einem PC befindet, auf dem der Lernende spielt. Die Daten, die Konzentration, Unruhe oder Entspannung angeben, gehen in das Spiel ein. Konzentriert sich der Spieler besser, nähern sich seine Gehirnwellen einem "optimalen stressfreien Muster", so flutscht alles besser, lässt sich der Joystick oder andere Steuerungen leichter und genauer bedienen. Die besseren Spielmöglichkeiten, die es den Spielern ermöglichen, bessere Ergebnisse zu erreichen, sollen dann als Anreiz dienen, diese Hirnwellen erzeugen zu können. Diese Art von Biofeedback lässt sich bei fast allen Computerspiele einsetzen und bietet den Kindern, wie es bei der Nasa heißt, einen "gesunden Nebeneffekt, während es den Hightech-Unterhaltungswert voll erhält". Einmal erlernt, so das Versprechen, kann die Steuerung der Aufmerksamkeit auch auf andere Dinge übertragen werden, beispielsweise in einer Unterrichtsstunde oder bei den Hausaufgaben.
Da könnte freilich sein, dass just das bei den Computerspielen wirksame Motiv gerade fehlt - und die Übertragung der Aufmerksamkeit scheitert. Schließlich müssen die Kinder ja noch immer die Aufmerksamkeit auf etwas richten wollen, wobei ihre Aufmerksamkeit auch vom Inhalt mit gehalten werden muss.
Doch die Firma berichtet, die Technik sei bereits seit 25 Jahren verwendet worden, um Kindern Aufmerksamkeitstechniken beizubringen. Dabei ist aber nur das Lernen mit Biofeedback, nicht das Verfahren von East 3 gemeint. Angeblich habe die Nasa diese Technik benutzt, um Piloten zu lehren, aufmerksam zu bleiben. Bei der Nasa liest sich das ein wenig anders. Die Technik sei ein Spin-off der Nasa, mit der man die Hirnwellen von Piloten in Flugsimulatoren abgenommen habe. Das seien recht komplizierte Videospiele. Als "Spin-back"-Anwendung versuche man Möglichkeiten zu entwickeln, die Technik auch bei der Pilotenausbildung einzusetzen. Vorerst aber werde man sie zur Behandlung von Kindern mit der Aufmerksamkeitsstörung ADHD einsetzen. Und da habe sich bei ersten Tests erwiesen, dass sich die Kombination von Biofeedback und Computerspiele als besser geeignet herausgestellt habe, als nur das Trainieren von Biofeedback: "Die Kinder in der Videospielgruppe haben mehr Spaß an den Sitzungen, und für die Eltern ist es einfacher, sie dazu zu bringen, in die Klinik zu kommen", sagte Olafur Palsson von der Nasa, der diese Technik mit entwickelt hat.
East 3 spricht davon, dass mit dem Aufmerksamkeitstrainer 40 bis 60 Sitzungen, die zwischen 15 und 30 Minuten dauern, nötig seien, um die Aufmerksamkeit steuern zu können. Damit die Eltern auch die Fortschritte erkennen, können diese sich einen sicheren Account (Personal Training Account - natürlich ebenso als Markenrecht geschützt wie der Attention Trainer) einrichten lassen, in dem die Leistung des Kindes über das Internet eingesehen werden kann. Ja, und dann können die Kinder also spielen, um in der Schule vielleicht etwas aufmerksamer zu werden, wenn es denn da auch so spannend zuginge: "Das Spiel fungiert als Spiegel des Geistes und des Körpers", preist Jeff Segal von East 3 den Aufmerksamkeitstrainer an, den es für 899 US-Dollar mit Helm, Empfänger und Spielen zu kaufen gibt. East 3 heißt übrigens: Extraordinary Technology for Ordinary Life