Der CIA-Mordplan gegen Assange, Mike Pompeo und das Recht der Mächtigen

Seite 2: Geheimdienst-Verschwörung gegen Assange

Pompeos Nachfolger, CIA-Direktor William J. Burns, weigert sich nun, dem New Yorker Richter, der den Spionage-Fall untersucht, alle Informationen diesbezüglich zu übermitteln. Burns verweist dabei auf Gefahren, die diese Informationen für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten hätten. Die Kläger versuchen weiter, sie trotzdem zu erhalten.

Auch in Spanien sind UC Global und sein Eigentümer David Morales Gegenstand eines laufenden Strafverfahrens in Sachen unrechtmäßiger Assange-Spionage. Es geht dabei auch um Geldwäsche und Bestechung. Im Juni 2022 stellte der spanische Oberste Gerichtshof dem ehemaligen CIA-Direktor Mike Pompeo eine Vorladung zu, um über ein mögliches CIA-Komplott zur Ermordung von Assange auszusagen.

Denn was noch schwerer wiegen könnte als die unrechtmäßige Spionage, ist ein CIA-Plan, Assange auszulöschen. Hochrangige CIA-Vertreter während der Trump-Amtszeit haben laut einem US-Bericht, der sich auf ehemalige Beamte beruft, die Entführung und sogar Ermordung des Wikileaks-Gründers Julian Assange erwogen.

Die Gespräche über die Entführung bzw. Ermordung von Assange fanden 2017 statt, berichtet Yahoo News. Der Grund: Der damalige CIA-Direktor Pompeo und sein Team waren wütend über die Veröffentlichung von "Vault 7" durch Wikileaks, einer Sammlung von CIA-Hacking-Tools, die von der Behörde als der größte Datenverlust in ihrer Geschichte angesehen wurde.

Extreme Szenarien

Deswegen nannte Pompeo Wikileaks einen "nicht-staatlichen feindlichen Geheimdienst", worauf nun das Wall Street Journal verweist, um Assange als kriminell darzustellen.

Extreme Szenarien wurden dabei in der CIA durchgespielt: Schießereien mit russischen Agenten auf den Straßen Londons, sollten sie Assange von der Botschaft wegfahren (man vermutete, dass Russland Assange ausfliegen könnte), Stoppen des russischen Fahrzeugs und anschließendes Kidnapping; das Zerschießen der Reifen des russischen Flugzeugs, in dem sich Assange befinden könnte, bevor es abhebt.

Die CIA-Komplotte gegen Assange wurden in dem Bericht vom September 2021 ausführlich beschrieben, der auf Interviews von Reportern mit mehr als 30 US-Regierungsbeamten basiert. Pompeos Wunsch nach Rache an Assange führte danach zu einem "totalen Krieg" gegen Assange auf den höchsten Ebenen der CIA und der Trump-Regierung.

Die Pläne erinnern an Verschwörungen, wie sie bei Kongressuntersuchungen 1975 in den USA zutage kamen, bei denen demokratische Regierungschefs getötet werden sollten. Oder die Cointelpro-Operationen des FBI, die u. a. die Polizei von Chicago bei der Ermordung des Black-Panther-Führers Fred Hampton unterstützten.

Zweierlei Maß

Wie weit die Mordkomplotte gegen Julian Assange gediehen waren, lässt sich schwer sagen. Das herauszufinden, wäre Aufgabe einer ernsthaften Untersuchung, wobei diejenigen, die solches zu verantworten hätten, zur Rechenschaft gezogen werden sollten.

Wenn es um mutmaßliche Mordpläne und Morde an russischen Reportern und den Krieg des Kreml gegen kritische Berichterstattung geht, sind die Medien in Europa und den USA voller Empörung.

Beim US-Krieg gegen Journalisten wird ein anderer Maßstab angelegt, eine andere Perspektive eingenommen. Dann heißt es: Ball flach halten.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump sagte in einem Interview 2010, dass Wikileaks eine "Schande" sei und für deren Aktionen die "Todesstrafe" angewendet werden sollte. Hillary Clinton soll angeblich in einem Gespräch die Idee in den Raum gestellt haben, warum man Assange nicht einfach mit einer Drohne eliminiere – woran sie sich auf Nachfrage nicht mehr erinnern kann.

Der tatsächliche Schaden

Anstatt diesen Skandal in den Vordergrund zu rücken, zirkulieren eine Reihe von Medien weiter den Mythos, dass Wikileaks und Assange Menschenleben riskiert haben. Bis heute scheinen einige weiter nicht begriffen zu haben, um welchen Schaden es wirklich geht: um den der Pressefreiheit, des investigativen Journalismus und den, den diejenigen zu erleiden haben, die diese Werte nicht nur hochhalten, sondern praktizieren.

Und das auch, wenn es bedeutet, sich mit dem Regierungsapparat des historisch mächtigsten Staats anzulegen, der bekannt dafür ist – und damit ist er keineswegs allein –, nicht zimperlich zu sein, zurückzuschlagen.