"Der Dieselmotor ist tot"

Seite 3: Eisschwund

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Es ist Hochsommer - ein hierzulande ausgesprochen feuchter - und somit Zeit, mal wieder einen Blick in die Arktis und auf das dortige Meereis zu werfen. Das zieht sich bekanntlich im Sommer zurück, um im Winter wieder anzuwachsen. Das Minimum wird gewöhnlich um die Septembermitte erreicht.

Noch vor zwei, drei Jahrzehnten blieb dabei auch zur Zeit der geringsten Ausdehnung der arktische Ozean weitgehend bedeckt und vor allem die Seewege entlang der nordamerikanischen und eurasischen Küsten, die Nord-West- und die Nordostpassage, fest verschlossen und bestenfalls für Eisbrecher und Atom-U-Boote passierbar.

Doch diese Zeiten sind perdu. In den letzten Jahren ist fast im jeden Jahr mindestens eine der Passagen für einige Wochen frei, und auch in diesem Jahr sieht es wieder ganz danach aus, dass spätestens in der zweiten Augusthälfte, oder auch schon früher, wie die an der Uni Bremen grafisch aufbereiteten Satellitendaten erwarten lassen, der Seeweg entlang Russlands Nordküste für Frachtschiffe befahrbar sein wird.

Wie obige Grafik zeigt, ist der Bedeckungsgrad der nordischen Gewässer derzeit in etwa auf dem Niveau des Rekordjahres 2012 oder leicht drüber, wie die Daten des Alfred-Wegner-Instituts in Bremerhaven zeigen. Seinerzeit erreichte die Eisfläche im September die niedrigste bisher beobachtete Ausdehnung.

Wie es in den nächsten Wochen weiter geht, hängt vor allem von den Wetterbedingungen ab. Viele Wolken könnten den Eisrückgang bremsen, ebenso ruhiges Wetter und möglichst wenige Winde, die das Eis östlich von Grönland durch die Framstraße nach Süden in den Nordatlantik treibt.

Starke Stürme hingegen würden das Eis (weiter) aufbrechen und zusammenschieben. Dann könnte mehr Sonneneinstrahlung das Meer erwärmen, was wiederum das Tauen beschleunigen und im Winter das gefrieren behindern würde.

Das ist auch zugleich der Schlüssel zum Verständnis der Bedeutung des arktischen Meereises für das globale Klimasystem: Je mehr Wasserfläche im hohen Norden in den Sommermonaten, der Zeit des Polartages, exponiert ist, desto mehr andernfalls von der hellen Oberfläche reflektierte Energie in Form von Sonneneinstrahlung kann der Ozean aufnehmen.

Dadurch werden nicht nur die hohen Breiten erwärmt, der Permafrost aufgetaut und vormals tiefgefrorenen Küsten der Erosion preisgegeben, sondern die Abschwächung der Temperaturgegensätze zu den gemäßigten Breiten hat dort auch nachhaltige Auswirkungen auf das dortige und somit auch das mitteleuropäische Wettergeschehen.

Hitze- und damit Dürreperioden werden damit wahrscheinlicher genauso wie ausgedehnten Regenereignisse, die aufgrund ihrer Länge zu vermehrten Hochwassergefahren führen.