Der Kampf um Manbij

Seite 2: Politische Pläne nach der Befreiung

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Immer wieder machen die SDF und der MMC deutlich, dass es nicht ihr Ziel sei, die Stadt zu erobern und sie zu besetzen, sondern sie zu befreien und anschließend der Selbstverwaltung ihrer Bewohner zu übergeben (Manbij: Was kommt nach dem Erfolg der SDF?). In diesem Sinne rief der neugegründete Stadtrat von Manbij die Bevölkerung zum Bleiben auf.

Der Sprecher der SDF, Shervan Dervish, erklärte gegenüber Al-Monitor:

Am Tag nach der Befreiung von Manbij, wird unsere Mission darauf beschränkt sein, die Stadt zu schützen. Wir werden unsere Operationen auf die militärischen Fronten beschränken. Manbij wird vollständig einer zivilen Verwaltung übergeben werden, die den Auftrag zur Kommunikation mit allen Beteiligten der Stadt haben wird, um mit Einbeziehung ihrer politischen, sozialen und tribalen Vertreter einen lokalen Rat zu bilden.

Dass dieser Ansatz auch in einer mehrheitlich arabisch bewohnten Region funktionieren kann, hat die Selbstverwaltung von Tell Abyad (kurdisch: Gire Sipi) gezeigt. Hier verwaltet ein ebensolcher multiethnischer und multiidentitärer Rat die Stadt, während sich eine demokratische Selbstverwaltung an der Basis in Form von Räten zu formieren beginnt.

Dieser Prozess der Selbstorganisierung hat in den befreiten Gebieten, wie in Arfed bei Shehba, im Westen des Korridors, aber auch in Vororten von Manbij begonnen. Die ersten Räte aus Vertretern der lokalen Bevölkerung haben dort bereits begonnen, eine Übergangsverwaltung zu bilden.

Heci Elrebi vom Zivilen Rat von Manbij erklärte dazu gegenüber ANHA:

Gemeinsam mit der Säuberung der Dörfer von Manbij von den Banden durch den MMC, wurde vom zivilen Rat damit begonnen, die Dienstleistungen für die Bevölkerung zu erfüllen. Es wurden zwei Zentren eingerichtet, eines im Dorf Elhei im Osten von Manbij, ein anderes im Viertel Ebu Qelqel. Die beiden Zentren wurden von elf Personen umfassenden Komitees ins Leben gerufen.

So wurden in den Dörfern zwei Großbäckereien in Betrieb genommen, in denen nun täglich 8t Brot produziert wird. Weiterhin werden täglich 3000 Säcke Brot aus Kobanê in die Region geschickt. Ein ähnliches Vorgehen findet auch bei der Versorgung mit Brennstoffen statt. Gemüse und Obst wird ebenso verteilt, das Strom- und Wassernetz wird trotz aller Beschwernisse nach Angaben des Zivilen Rates rekonstruiert. Allerdings wird die Arbeit stark durch die massive Verminung der Region behindert.

Flucht aus Manbij

Während der IS versucht, die Zivilisten in der Stadt an der Flucht zu hindern, gelingt dennoch Tausenden die Flucht in die befreiten Gebiete. Personen, die vom IS auf der Flucht aufgegriffen werden, werden umgebracht. So wurden Anfang Juli 40 Zivilpersonen, die aus der vom IS kontrollierten Stadt Um al Housh geflohen waren, vom IS ermordet. Der lokale Medienaktivist Salem Hamdan erklärte gegenüber ARA News:

Die ISIS-Terroristen haben sie gnadenlos am Ortseingang abgeschlachtet und die Bewohner bedroht, ihnen würde eine ähnliche Bestrafung widerfahren, sollten sie den Ort ohne Erlaubnis verlassen.

Geflüchtete werden von den MMC und der SDF erstversorgt und dann von den zivilen Strukturen unterstützt. Insbesondere der Kanton Afrin hat viele zehntausend Geflüchtete aufgenommen und versorgt diese, trotz Embargos seitens der Türkei, aus eigenen Mitteln. Insbesondere sind immer wieder Berichte und Bilder zu sehen, wie Frauen und Mädchen sich die vom IS aufgezwungene Vollverschleierung vom Leib reißen. Die wiedereröffneten Märkte mit Makeup und bunter Kleidung werden trotz der Lage stark besucht. Zu einem Symbolbild in den sozialen Medien ist eine ältere Frau geworden, die feiert, endlich wieder "Rot" tragen zu können.

Entscheidend beim Vorgehen im Korridor zwischen Kobanê und Afrin ist, der arabischen und turkmenischen Bevölkerung deutlich zu machen, dass einer Befreiung durch den IS keine "kurdische Besatzung" mit "ethnischen Säuberungen" folgt. Dies wurde in den Darstellungen der Türkei immer wieder von der Region um Tall Abyad behauptet.

Der Korridor zwischen Afrin und Kobanê stellt für die Türkei eine zentrale Route des eigenen Einflusses in die Region dar. Zur Durchsetzung dieses Einflusses werden turkmenische Milizen, aber auch das dschihadistische Bündnis Jaisch Al Fatah benutzt.