Der Klimawandel macht Lebensmittel teuer
Wegen Klimaüberhitzung wird weltweit ein stetig wachsender Teil der Einkommen für Lebensmittel fällig. Am meisten leidet der Globale Süden. Aber kann der Norden seine Landwirtschaft schützen?
Der Klimawandel und insbesondere die steigenden Temperaturen könnten die Lebensmittelpreise um 0,9 bis 3,2 Prozent pro Jahr steigen lassen, so eine neue Studie von Forschern in Deutschland.
Da die Klimaüberhitzung weiter zunimmt, wird diese Preisinflation dazu führen, dass immer mehr Menschen auf der Welt sich nicht abwechslungsreich und gesund ernähren können oder einfach nicht genug zu essen haben.
Klimabedingte Lebensmittelinflation
Das bedeutet, dass künftig ein deutlich größerer und stetig wachsender Teil des Haushaltseinkommens für Lebensmittel benötigt wird. Und je größer dieser Anteil ist – und noch wird –, desto stärker wird in einem Rückkopplungseffekt wiederum der daraus resultierende Preisauftrieb spürbar.
Die Auswirkungen werden weltweit fühlbar sein, auch in Ländern mit hohem Einkommen, aber nirgendwo so sehr wie im Globalen Süden. Wie bei verschiedenen anderen Folgen des Klimawandels wird Afrika am stärksten betroffen sein, obwohl es nur wenig zu dessen Ursachen beiträgt.
Der Druck auf die Preise ist in den Tropen am größten. In gemäßigten Breiten weist er dagegen starke saisonale Schwankungen auf, die im Sommer ihren Höhepunkt erreichen. So hat allein die extreme Sommerhitze 2022 die Lebensmittelinflation in Europa um 0,43 bis 0,93 Prozentpunkte erhöht.
Rückkopplungseffekte
Die klimabedingte Nahrungsmittelinflation lässt sich in zwei miteinander verknüpfte Probleme aufgliedern.
Erstens: Die gleichen Auswirkungen des Klimawandels, die die Inflation verursachen, erschweren die Beschaffung von Lebensmitteln. Höhere Temperaturen können beispielsweise dazu führen, dass sich die seit Langem etablierten, landwirtschaftlichen Jahreszeiten verschieben, was die Produktion und Ernte beeinträchtigen kann.
Weitere mit dem Klimawandel zusammenhängende Folgen können vermehrte Ausbrüche von Schädlingen und Krankheiten sein, die den Viehbestand und die Nahrungsmittelreserven aufbrauchen, sowie Hitzestress. All diese Faktoren treiben die Preise in die Höhe und verringern die Kaufkraft der betroffenen Haushalte.
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Der zweite Teil dieses Problems ist der Anstieg der Inflation selbst – ein Rückkopplungseffekt. Jeder zusätzliche Preisanstieg bedeutet, dass die Haushalte noch weniger in der Lage sind, das zu kaufen, was sie brauchen. Dabei wird der Preisanstieg – anders, als man intuitiv annehmen würde – eher disruptiv als gleichmäßig erfolgen.
Z.B. Kakao
Das Beispiel Kakao ist derzeit in aller Munde. Unzeitgemäße Regenfälle hatten die Kakaoblüte in der Elfenbeinküste zerstört. Das westafrikanische Land bestreitet fast 45 Prozent der Weltproduktion. Am härtesten trifft es die Bauern vor Ort, die nicht von den derzeit vergleichsweise hohen Preisen profitieren können.
Das Inkota Netzwerk schätzt, dass es weltweit etwa 5,5 Millionen Kakaobäuerinnen und -bauern gibt und weitere 14 Millionen Arbeiter*innen und deren Familien vom Kakaoanbau abhängen. 90 Prozent des Kakaoanbaus findet auf kleineren Parzellen von zwei bis fünf Hektar statt.
Z.B. Kaffee
Ähnlich sieht es bei Kaffee aus. Die anspruchsvolle Pflanze gedeiht auf immer weniger Standorten wirklich zufriedenstellend. Zudem ist der Kaffeeanbau von Pflanzenkrankheiten bedroht. Da geraten immerhin 200 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz weltweit in Gefahr.
Für die Konsumenten im Norden ist es nur ein Ärgernis, wenn der beliebte Muntermacher zum Luxusgut wird. Für weltweit 13 Millionen Kaffee-Kleinbauern Globalen Süden kann sich das zu einer existenziellen Bedrohung auswachsen.
Z.B. Oliven
Doch auch die Industrieländer können ihre Landwirtschaft nicht wirklich vor den Auswirkungen des Klimawandels schützen. In der gesamten Mittelmeerregion etwa werden Wassermangel und Dürre zu einem immer drängenderen Problem. Brände verschärfen die Lage zusätzlich.
So sind Oliven innerhalb eines Jahre 30 Prozent und Olivenöl sogar etwa 50 Prozent teurer geworden. Das meiste Olivenöl in der EU kommt aus Spanien, wo letzten Herbst nur die Hälfte der üblichen Mengen geerntet worden sind. Dort schädigte 2023 eine verfrühte Hitzewelle die Olivenblüte. Griechenland und Süditalien verzeichneten 2022 Rekordtemperaturen.
Das Temperaturoptimum für blühende Olivenbäume liegt bei nur 12,5 Grad Celsius. Im Sommer wachsen die eigentlich gut an hohe Temperaturen angepassten Gewächse bei 25 Grad Celsius am besten, aber ab 35 Grad aufwärts wird es langsam schwierig. Die teils uralten Bäume schieben keine Triebe mehr und produzieren weniger Früchte, die zudem schlechteres Öl liefern.
Z.B. Rindfleisch
Letztes Jahr erlebten die USA die schlimmsten Trockenheit seit 1.200 Jahren. Viele Rinder konnten nicht mehr ausreichend gefüttert werden und mussten geschlachtet werden.
Die Durchschnittspreise für Rindfleisch in US-Geschäften und -Supermärkten auf etwa auf historisch hohe 16 US-Dollar pro Kilo gestiegen. Doch anstatt sich über die Rekordpreise zu freuen, sind die Rinderzüchter besorgt, dass sie einer wachsenden Krise gegenüberstehen: Jahrelange Dürre verwandelt die einst grünen Weiden langsam aber sicher in Staubfelder.
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