Der Rückgang der Christen in den USA

Pew-Umfrage zur aktuellen "religiösen Landschaft" der Staaten: Vor allem Jüngere bekennen sich als Atheisten und Agnostiker. Die Gruppe der Konfessionslosen wächst

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die USA sind noch immer das Land mit den meisten Christen, aber sie werden deutlich weniger. Dafür nimmt die Zahl der Konfessionslosen auffallend zu. Als das Umfrageinstitut Pew zuletzt vor sieben Jahren die religiöse Landschaft der Vereinigten Staaten durch die Befragung von weit über 30.000 Amerikanern auszumachen suchte, bezeichneten sich noch 78,4 Prozent als Christen, die sich auch einer der vielen Kirchen-Filiale zugehörig fühlten. Hochgerechnet auf die Bevölkerungszahl waren das ungefähr 178 Millionen von 227 Millionen Amerikanern im erwachsenen Alter.

In der aktuellen Untersuchung bekannten sich nur mehr 70,6 Prozent zum christlichen Glauben. Das entspricht hochgerechnet in etwa 173 Millionen von mittlerweile 245 Millionen Amerikanern im erwachsenen Alter. Das ist nach wie vor eine beachtliche Menge von überzeugten Christen, aber ihre Zahl ist deutlich rückläufig.

Der Rückzug aus dem Bekenntnis zum christlichen Glauben findet überall statt, so schildert Pew das Phänomen. In jeder Region des Landes, sogar im Bible Belt, zeige sich der Trend, an den Küsten, in den Städten, auf dem Land, quer durch alle Altersschichten und ethnischen Gruppierungen. "Christen jeden Alters schließen sich den wachsenden Reihen der Konfessionslosen an", konstatiert auch die New York Times etwas erstaunt.

Der Zuwachs ist beachtlich. Die Gruppe der Nicht-Religiösen ist auf hochgerechnet 56 Millionen angewachsen. Damit ist sie größer als die Katholiken oder die Protestanten. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt 23 Prozent. Vor sieben Jahren wurden den religiös Ungebundenen noch 36 Millionen zugerechnet (16 Prozent der Gesamtbevölkerung).

Es zeigt sich auf den zweiten Blick, dass die Reihen der Atheisten und Agnostiker und solcher, die sich aus anderen Gründen keiner organisierten Religionsgemeinschaft zugehörig fühlen, doch ziemlich vom Zulauf Jüngere geprägt sind. Während nämlich die Mitglieder der römisch-katholische Kirche in den USA älter werden, wie auch die Mitglieder der "Mainline-Protestanten"1, verjüngt sich das Durchschnittsalter der Konfessionslosen im Laufe der Zeit.

2007 wurde das Median-Alter der Nicht-Religösen noch mit 38 angegeben, sieben Jahre später mit 37. Die Zahl wird interessanter, wenn man sie mit dem Median-Alter der Bevölkerung in Bezug setzt, es liegt bei 46, oder mit dem der Katholiken: 49 (2007 war es 45) und der Protestanten: 52 (2007: 50). Etwa ein Viertel der "Neuzugänge" der Konfessionslosen sind Aussteiger aus den christlichen Gemeinschaften, solche, die als Christen erzogen wurden wurden, sich später aber anders besonnen haben. Die Wahrscheinlichkeit für den Ausstieg aus der Kirche ist aber nicht nur bei den Jüngeren höher, sondern auch bei Personen mit höherer Bildung und ökonomisch besseren Verhältnissen.

Den größten Schwund hätten die beiden großen christlichen Kirchen, die römisch-katholische mit geschätzt 3 Millionen weniger Bekenner, und die "Mainline-Protestanten", mit geschätzt 5 Millionen weniger Bekenner, zu verzeichnen. (Eine Anmerkung: Spätestens bei diesen beiden Hochrechnungen bzw. Schätzungs-Übertragungen der Umfrageergebnisse auf Bevölkerungszahlen merkt man die Unschärfe des Verfahrens, heißt es doch in der Studie, dass die Zahl derer, die sich zum christlichen Glauben bekennen, insgesamt um 5 Millionen abgenommen habe).

Bei den Evangelikalen steigt die Zahl dagegen sogar leicht, um hochgerechnet etwa 2 Millionen, an. Unter den religiösen Gemeinschaften, die sich während der letzten sieben Jahre vergrößern konnte, zeigt sich der Islam am dynamischsten. Allerdings bei einem niedrigem Anteil: 2007 machten Muslime 0,4 Prozent aus, 2014 0,9 Prozent.