Der Sicherheitszaun aus der Perspektive von Umweltschutz und Ästhetik
Nachdem Umweltschützer und Anwohner gegen den Sicherheitszaun in der Wüste von Judäa protestiert hatten, entwickelte das israelische Verteidigungsministerium "technische Alternativen"
Im Januar dieses Jahres hatte die israelische Regierung den weiteren Ausbau des umstrittenen Sicherheitszaunes im Süden durch die Wüste von Judäa erst einmal gestoppt. Grund für den Baustopp auf einer Länge von 30 km waren im Unterschied zu der gewohnten Kritik Proteste von Umweltschützern und Anwohnern, die eine auch ästhetische Beeinträchtigung der Natur durch den Zaun befürchteten. Gefordert wurde, diesen Abschnitt nicht mit der Zaunanlage, sondern unauffälliger nur mit Radarsystemen, Überwachungskameras und anderen Sensoren zu sichern.
Der Zaun würde, so machten die Umweltschützer geltend, zwischen Metzudat Yehuda (Beit Yatir) und Nahal Tavor wichtige Wanderpfade von Tieren, aber auch Wasserwege in dem von Tälern und Bergen durchzogenem Gebiet abschneiden. Damit würden die dort befindlichen Naturschutzgebiete bedroht. Überdies wurde befürchtet, dass im Hinblick auf den Tourismus die schöne und einzigartige Landschaft durch den Zaun verunstaltet werde. Umweltschützer und Naturliebhaber kritisierten auch, dass der Zaun zu tief im israelischen Gebiet geplant worden sei, wodurch manche beliebte Wanderstrecken abgeschnitten worden wären. Selbst Übergänge für Wanderer wurden abgelehnt.
Das für den Bau des Sicherheitszaunes verantwortliche israelische Verteidigungsministerium IDF versicherte zwar, dass der Verlauf der Zaunes nicht durch Naturschutzgebiete verlaufen wäre und vier große Passagen für den ungehinderten Durchgang von Tieren und Wasserläufen frei gehalten würden. Dennoch übten zunächst Umweltschützer und Bewohner offenbar einen so großen Druck aus, dass man erst einmal den Bau einstellte, um Alternativen gemeinsam mit den Umweltschützern und Naturliebhabern zu überlegen. Kritiker des Sicherheitszaunes machten sich bereits über Verteidigungsminister Peretz lustig, dass er so besorgt um "Sand, Ökosysteme und Tiere" sowie um den ästhetischen Ausblick sei, während er sich um "Freiheit und Würde" der Palästinenser nicht weiter schere, die in einigen Abschnitten praktisch vollständig von dem Sicherheitszaun wie in einem Gefängnis eingeschlossen werden.
Der insgesamt 600 km lange Sicherheitszaun, der Terroristen abwehren und das Schmuggeln von Waffen verhindern soll, ist nur zu einem kleinen Teil wie um die Stadt Qalqiliya eine wirkliche, dann aber über 8 m hohe Mauer, allerdings durchschneidet auch der Sicherheitszaun die Landschaft auf brachiale Weise. Das Wort Sicherheitszaun täuscht darüber hinweg, dass die Sperranlage eine Breite von mindestens 50 m besitzt. Zum Westjordanland beginnt die Anlage mit sechs, pyramidenförmig angelegten Stacheldrahtrollen. Danach kommt ein einige Meter tiefer Graben, an dem eine Straße für Patrouillenfahrzeuge entlangführt. Darauf folgt ein elektrisch geladener Zaun mit vielen Sensoren in drei Meter Höhe, dahinter ein Streifen mit Sand, auf dem sich Fußspuren sehen lassen sollen, gefolgt von einer weiteren Straße für Patrouillen und noch einem Sandstreifen. Den Abschluss bilden weitere zwei Sicherheitszäune mit Stacheldraht.
Wie die Jerusalem Post berichtet, hat nun das Verteidigungsministerium "technische Alternativen" für den Sicherheitszaun entwickelt, auf den man nicht verzichten könne, weil er die einzige Möglichkeit sei zu verhindern, dass Terroristen nach Israel kommen. Dabei wird nicht nur auf den Sicherheitszaun verwiesen, der um den Gaza-Streifen geht, von wo praktisch kein Anschlag erfolgt sei, sondern auch auf die Erfolge mit der bereits fertig gestelltem 400 km Barriere um das Westjordanland, die die Zahl der Terroranschläge bereits reduziert hätte.
Die technischen Alternativen sollen den Sicherheitszaun gewissermaßen umweltfreundlich und einigermaßen ästhetisch machen. Geplant ist er nun für 25 km der insgesamt 30 km langen Strecke. Hier soll er aber nur noch zwei Meter hoch und die Anlage nur 30 Meter breit sein. Die restlichen fünf Kilometer durch eine gebirgige Region will man nur mit Radarsystemen und anderen Überwachungstechniken sichern. Zudem würden man im Zaun Löcher vorsehen, um Schliefern, murmeltierartigen Nagetieren, die hier häufig vorkommen, einen Durchschlupf zu ermöglichen. Größere freie Passagen für andere Tiere würden mit Radarsystemen gesichert, um Menschen zu entdecken, die sich hier durchschleichen wollen. "Wir machen alles, was möglich ist, um der Umwelt keinen Schaden zuzufügen", sagte ein Offizier der Jerusalem Post. "Aber letztlich gibt es keine Alternative zu einer materiellen Barriere. Und ein Zaun ist die einzige Möglichkeit, um Israel Sicherheit zu gewähren."
Die Ästhetik trat dabei allerdings ein wenig in den Hintergrund, auch wenn man die Sperranlage schrumpfen will. Ob ihr Verlauf verändert, also beispielsweise mehr in das Westjordanland verschoben wurde, geht aus dem Bericht nicht hervor.