Der Steilpass des Bösen
Das nordkoreanische Fernsehen enteignet KirchMedia
Nordkorea bestätigt alle Vermutungen und zeigt sich als echter Bösewicht. Ohne die dafür notwendigen Rechte von der KirchMedia erworben zu haben, zeigte das nordkoreanische Fernsehen Ausschnitte von Spielen der Fußballweltmeisterschaft einen Tag nach deren Veranstaltung.
Schon Jahre vor der eigentlichen Veranstaltung tobte der Kampf um die Fernsehrechte an der Fußball-WM. Auf der einen Seite Leo Kirch mit dem Plan, durch eine weitgehende Monopolisierung der Ausstrahlung Kunden für sein Pay-TV Premiere zu gewinnen, auf der anderen Seite große Teile Fußball-Deutschlands, die sich damit nicht einfach abfinden wollten. Die eigentlichen Verhandlungen fanden natürlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit zwischen Kirch und der FIFA statt.
Am Ende erhielt Kirch die weltweiten Ausstrahlungsrechte (mit Ausnahme der USA) der Weltmeisterschaften 2002 und 2006 für mehrere Milliarden Euro. Das Ergebnis kann man derzeit sehen - oder eben nicht sehen, trotz des populistischen Einsatzes von politischen Größen wie Gerhard Schröder oder Otto Schily. Wer das Pech hat, die öffentlich-rechtlichen Sender digital zu empfangen, muss gar ganz auf Fußball-TV verzichten, obwohl KirchMedia "bis zuletzt alle möglichen Brücken gebaut [hat] , um auch die digitale Satellitenausstrahlung der Fußball-WM zu realisieren". In Ländern, in denen Kirch keine eigene Pay-TV Stationen betreibt, wurden die Rechte an entsprechende Partner verkauft.
Um diese Monopolstellung zu sichern, beauftragte KirchMedia eine Firma namens Sports Marketing Surveys, alle Medienkanäle weltweit im Hinblick auf eventuelle Verstöße zu beobachten. Nicht nur das Fernsehen, sondern selbstverständlich auch das Internet stehen dabei auf der Liste, ist doch mittlerweile hinlänglich dessen Potenzial zur Piraterie bekannt.
"The Internet Infringement Monitoring Programme will monitor websites that have high traffic volumes in the key football-oriented and commercial markets, such as sports sites, broadcaster sites, betting sites, news sites and TV replay. More than 3,000 key websites will be subject to monitoring and have already been subject to automated and manual searches which will continue during and after the event."
Nun ist der erste Bösewicht schon ausgemacht, und es ist tatsächlich ein alter Bekannter: Nordkorea. Ausschnitte von mehreren Spielen wurden im nordkoreanischen Fernsehen zeitversetzt ausgestrahlt, wie der südkoreanische Geheimdienst berichtete, ohne dass die entsprechenden Rechte erworben wurden. Bezogen habe sie die Spiele scheinbar aus Südkorea - als Geste freundschaftlicher Beziehungen? Doch jetzt drohen Nordkorea Probleme, denn "der Fall wird nun von KirchMedia geprüft" (dpa). Es bleibt für sie zu hoffen, dass KirchMedia nicht über gute Verbindungen ins Weiße Haus verfügt.