Der dunkle Fleck im Infektionsschutzgesetz
Seite 2: Unternehmensvertreter sehen kein Problem mit Infektionsschutz
- Der dunkle Fleck im Infektionsschutzgesetz
- Unternehmensvertreter sehen kein Problem mit Infektionsschutz
- Auf einer Seite lesen
"Betriebe ergreifen umfangreiche Maßnahmen" gegen Corona, lautet das Resümee einer repräsentativen Befragung von über 1.500 Betrieben im August 2020, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) gemeinsam durchgeführt haben. Jedes Unternehme stehe vor der "Herausforderung, ihre Beschäftigten vor Covid-19-Infektionen zu schützen und gleichzeitig den Betrieb aufrechtzuerhalten".
Dies erfolgt durch unterschiedliche Aktivitäten. 83 Prozent der befragten Betriebe trafen Maßnahmen, um den Mindestabstand von eineinhalb Metern einzuhalten. 88 Prozent ergreifen Maßnahmen, um die Handhygiene zu verbessern. Rund jeder dritte Betrieb baute Schutzscheiben ein, um Bereiche zu trennen.
Der Haken an der Untersuchung: Es wurden lediglich Vertreter der Unternehmen gefragt, eine Prüfung durch Beteiligung der Belegschaften oder Gewerkschaften vor Ort erfolgte nicht. Auch Betriebsbegehungen fanden zur Datenermittlung nicht statt.
Beschäftigten kommen daher oft zu einem anderen Urteil. Im Januar 2021 hatte gut jeder dritte Beschäftigte Sorge, sich bei der Arbeit oder auf dem Weg dorthin mit dem Corona-Virus zu infizieren. Dies entspricht dem Niveau der Vormonate und ist eine deutliche Zunahme gegenüber den Sommermonaten Juni und Juli, als die Infektionszahlen niedriger waren, meldet die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung. Damals war jeweils ein Viertel der Beschäftigten besorgt. Das Online-Portal lohnspiegel.de hatte seit April 2020 mehr als 34.000 Beschäftigte befragt.
Beispiele aus den Betrieben verdeutlichen die Probleme. So antwortet ein Amazon-Beschäftigter aus Bad Hersfeld auf die Frage, ob ein hinreichender Sicherheitsabstand überhaupt einzuhalten sei:
Nein. Mal abgesehen davon, dass schon beim Startmeeting größere Gruppen anwesend sind, müssen ja auch zu Schichtbeginn und Schichtwechsel alle durch einen Eingang, die müssen alle über die schmale Brücke. Da treffen sich Hunderte Leute, die einen haben Feierabend, die anderen kommen zur Schicht, da ist ein reger Austausch. Beim Packen steht man auch nebeneinander, in der Abteilung C-Return sitzt man sich gegenüber, da hat man vielleicht einen Meter Abstand. Und beim Picken und in den Gängen ist es ja auch so, dass die einen die Waren einräumen, die anderen sie gerade rausholen. Da trifft man sich auch ständig eng an eng.
Statistiken zeigen die Folgen der Regierungspolitik auf: 18.069 Covid-19-Erkrankungen wurden in 2020 als Berufskrankheit anerkannt. Dies zeige, "dass in den Betrieben die präventiven Maßnahmen im Arbeits- und Gesundheitsschutz nicht in dem notwendigen Maß umgesetzt werden", bilanziert ver.di-Vorstandsmitglied Dagmar König.
Marcus Schwarzbach, Berater für Betriebsräte, Kassel, Autor der isw-wirtschaftsinfo 56 "Homeoffice: Vom Traum zum Alptraum"
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.