Der kleine Lauschangriff

Seite 3: Private und wirtschaftliche Drohnen

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Eine Drohne ist ein unbemanntes Luftfahrzeug (Unmanned Aerial Vehicle, UAV), das entweder von Menschen ferngesteuert oder von einem Computer gesteuert und damit teil- oder vollautonom wird. Man unterscheidet den militärischen und zivilen oder spezifischer den militärischen, politischen, journalistischen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen sowie privaten, persönlichen Einsatz (Bendel 2015b). Die private oder wirtschaftliche Drohne, oft ein Quadrocopter, besitzt zuweilen ein Mikrofon, hauptsächlich für die Sprachsteuerung, wobei die Fluggeräusche herausgefiltert werden. In manchen Fällen kann sie mit Piloten von Flugzeugen "reden" (Pichler 2015). Die private Nutzung hat sich stark verbreitet, sodass manche Länder und Regionen mit Verschärfungen reagiert haben (Häuptli 2013).

Die Drohne befindet sich vor dem Start auf der Erde im Freien bzw. an einem Gebäude oder einer Station. In ihrer Flugphase kann sie nahe am Boden sein, aber auch hunderte Meter darüber, wobei in jedem Land mehr oder weniger restriktive Gesetze bestehen und eine bestimmte Höhe nicht überschritten werden darf - vermieden werden soll das Eindringen in den kontrollierten Luftraum. Einschränkungen gelten auch für Airports, Privatgrundstücke, Menschenansammlungen, Regierungsgebäude etc. Grundsätzlich zeichnen UAV, wenn sie fliegen, von oben auf. Damit ist u.U. die Herkunftsbestimmung von Schallwellen erleichtert. Zudem stören Mauern, Häuser und LKW weniger die Schallausbreitung. Neben der eigenen Stimme kann man wiederum die Äußerungen und Geräusche anderer Menschen aufzeichnen und auswerten.

Der Besitzer wird im Allgemeinen wissen, wie die Drohne zu bedienen und ob die Sprachfunktion aktiviert ist. Er ist an einer versierten Steuerung interessiert und will die Möglichkeiten ausreizen. Für den Betroffenen ist die Situation schwierig zu beurteilen. Er sieht die Drohne vielleicht nicht oder zu spät und weiß nicht, ob die Funktion in Betrieb ist respektive was sie umfasst. Die Maschine verrät sich höchstens durch ihre Eigengeräusche, durch ihren Schatten oder eine Reflexion. Wenn sie sehr hoch fliegt, ist ein Erkennen noch schwieriger. Allerdings müssen dann für eine Aufzeichnung die Systeme sehr leistungsfähig sein und sowohl auf ferne Distanzen funktionieren als auch zahlreiche Störgeräusche eliminieren.

Fahrzeugsysteme

Auditive Schnittstellen werden in Autos seit geraumer Zeit genutzt, im Rahmen der Freisprecheinrichtung und bei Navigationssystemen. Sie schützen Autofahrer und Verkehrsteilnehmer, denn viele Tätigkeiten, die den Gebrauch von Händen und Fingern sowie längeren Blickkontakt benötigen, sind verboten oder aus Sicherheitsgründen geboten. Auch manche Fahrerassistenzsysteme können per Stimme gesteuert werden, ebenso autonome Autos, wenn der Mensch eingreifen soll. Auf die Möglichkeit der Irritation weist Rojas (2014) hin, einen Bericht der American Automobile Association zitierend, demzufolge Gespräche mit dem Computer dem Fahrer eine hohe kognitive Last aufbürden. Die sprachliche Interaktion lenkt angeblich den "Fahrer mehr ab als Handygespräche und mehr als Gespräche mit Personen im Auto selbst" (Rojas 2014).

Das alte Auto war so sehr Ort der Privatheit, dass damit nicht nur gefahren wurde. Es wurde regelrecht ausstaffiert, man hat mit ihm Autokinos besucht und ist mit ihm als junges Paar häuslicher Enge entflohen. Der Fahrer des 21. Jahrhunderts ist zwar ein Stück weit abgeschirmt gegen die Umwelt: Passanten können nicht ohne weiteres hören, was er sagt, andere Teilnehmer allenfalls von den Lippen lesen. Aber die verbauten Systeme können Daten jeglicher Art erfassen und diese an Anbieter und Mittler weitergeben. Dabei interessieren Interaktion und Kommunikation zwischen Mensch und Maschine ("human-machine interaction" und "human-machine communication", spezieller "human-computer interaction") sowie zwischen Mensch und Mensch, wenn mehrere Personen im Auto sind, also gewöhnliche Dialoge. Auch Monologe wie Beschimpfungen sind zu berücksichtigen.

Serviceroboter

Serviceroboter sind für Dienstleistung, Unterhaltung und Zuwendung zuständig, holen Nahrungsmittel und Medikamente herbei, überwachen die Umgebung ihrer Besitzer oder den Zustand von Patienten und halten ihr Umfeld im gewünschten Zustand (Bendel 2014c). Mäh-, Saug- und Putz-, aber auch Pflege- und Therapieroboter sind in Haushalten und Einrichtungen im Einsatz. Sie sind häufig teilautonom oder autonom und ein Stück weit lernfähig, etwa insofern sie sich Namen behalten oder je nach Behandlung unterschiedlich entwickeln können. Oft haben Serviceroboter auditive Schnittstellen wie Mikrofone und Lautsprecher. In einigen Fällen kommunizieren sie natürlichsprachlich. Zum einen müssen sie Befehle und Fragen entgegennehmen können, zum anderen ist es üblich, dass bestimmte elektronische Geräte auch über Signaltöne und Äußerungen etwas zum Status und zur Funktionsfähigkeit mitteilen.

Es sind nicht nur ökonomische Gründe, die dazu führen, dass Serviceroboter immer mehr den privaten und öffentlichen Raum erobern. Bei humanoiden Varianten ist dem Benutzer meist klar, dass Aussagen und Fragen verstanden werden. Was die Auswertung und Weitergabe der Daten anbetrifft, dürfte weniger Klarheit herrschen. Bei Dementen und manchen älteren Patienten müssen ebenfalls Einschränkungen im Verständnis angenommen werden. Bei Patienten kommt die besondere Situation der Krankheit dazu. Die Maschinen erfassen potenziell Daten zu Körperfunktionen und Gesundheitszustand. Nichthumanoide Roboter sind womöglich noch schwieriger einzuschätzen.