Der kleine Lauschangriff

Seite 2: Intelligente Fernseher

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Moderne Fernseher können neben dem Lautsprecher auch ein Mikrofon aufweisen. Sinn und Zweck ist üblicherweise die Sprachsteuerung, etwa zum Umschalten der Programme und insgesamt zum Bedienen des Menüs. Insofern greifen auditive und visuelle Funktionen ineinander. Ein Beispiel ist der Samsung SmartTV. Bei diesem werden Signalwörter über einen Service erkannt, der nicht zum Unternehmen gehört. Dieses hat im Jahre 2015 informiert: "Please be aware that if your spoken words include personal or other sensitive information, that information will be among the data captured and transmitted to a third party." (Hill/Harshaw 2015)

Man ist wiederum im scheinbar abgesicherten Raum, wo normalerweise keine Überwachung und Abhörung stattfindet. Man sieht fern, macht es sich gemütlich, plaudert über die Serie oder das Leben. Die Fernseher können sich auch in Lokalen befinden, was in südlichen Ländern sowie bei Sportübertragungen nicht unüblich ist. Nicht alle Benutzer rechnen damit, dass ihr Fernseher als Spion tätig sein kann. Nicht allen ist auch die Funktion des Lämpchens klar, das beim erwähnten Modell während des Aufzeichnens leuchtet und auf das Samsung in seiner Erklärung explizit hingewiesen hat (Taglinger 2015).

Datenbrillen

Die Datenbrille ist ein mit Peripheriegeräten ergänzter Kleinstrechner, der am Kopf getragen und mit Augen, Augenlidern und -brauen, Händen und Stimme bedient wird. Auch eine Sprachausgabe kann vorhanden sein. Die Datenbrille ist wenig verbreitet, bei potenziell vielen Anwendungsfeldern. Sie erleichtert mit Hilfe von Augmented Reality die Orientierung in Siedlungsräumen und Landschaften sowie in betrieblichen und anderen Prozessen und erlaubt Nichtexperten das Bearbeiten von Gegenständen und Vorgängen (Bendel 2014b). Auch in der Logistik gibt es Verwendungsmöglichkeiten. Polizei und Militär können Verdächtige erkennen und auf informationeller Grundlage ihre Gegner festnehmen bzw. ausschalten. Neben der eigenen Stimme können die Äußerungen anderer Menschen aufgezeichnet und ausgewertet werden.

Der Träger mag sich in einer komplexen Umwelt mit vielen Akteuren aufhalten, etwa im Freien oder in öffentlichen Gebäuden. Auch am Arbeitsplatz wird er zu finden sein, im Zusammensein mit Kolleginnen und Kollegen. Für den privaten Bereich sind bislang nur wenige Anwendungsgebiete bekannt; wird die Brille aber beispielsweise zum Spielen und Kochen verwendet, kann sie auch hier Einzug halten. Auch beim Wandern und beim Sport könnte Bedarf bestehen, zur Unterstützung der Navigation und der Interaktion. Im Unterhaltungsbereich ist der Einsatz ebenfalls zu erwarten. Die Video-, 3D-, VR- oder Multimediabrille wird hier noch wichtiger sein, und auch sie verfügt i.d.R. über auditive Schnittstellen.

Der Träger selbst ist nicht zwangsläufig darüber orientiert, ob die Sprachfunktion aktiv ist oder nicht. Für seine Mitmenschen ist die Situation noch schwieriger zu beurteilen, und sie erkennen die Datenbrille vielleicht nicht oder zu spät. Immerhin ist diese mit einem Träger verbunden und auf dessen Bedienung angewiesen. Auch seine Befehle können u.U. gehört werden, etwa zum Start einer Aufzeichnung. Diskutiert wird eine starke gesellschaftliche Ablehnung, bis hin zum Herunterreißen und Zerstören von Brillen, was wiederum deren Dezimierung im öffentlichen Raum nach sich ziehen könnte (Bendel 2014b).