Der missglückte Testflug der mit Hyperschallgeschwindigkeit fliegenden Falcon-Drohne

US-Präsident Obama setzt auf das von Bush nicht weiter verfolgte Programm "Prompt Global Strike" - das könnte teuer und riskant werden

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Am letzten Donnerstag meldete die Darpa, die Forschungsbehörde des Pentagon, den erfolgreichen Start der Weltraumdrohne Falcon Hypersonic Technology Vehicle 2 (HTV-2) vom kalifornischen Luftwaffenstützpunkt Vandenberg (polnische Version des Artikels: Nie lot probny latania naddzwiekowy predkosci Falcon UAV).

Falcon-Drohne. Bild: Darpa

Allerdings hieß es auch, dass schon neun Minuten nach dem ersten Teststart ein Kontakt mit der Drohne nicht mehr möglich war. Vorgesehen war, dass sich das HTV-2 außerhalb der Atmosphäre von der Trägerrakete löst, in die Atmosphäre eintaucht und mit mehr als 21.000 km/h über den Pazifik fliegt. Nach einer halben Stunde sollte die Drohne das Ziel nördlich des Ronald Reagan Ballistic Missile Defense Test Site (RTS) im Kwajalein-Atoll nach einer Gesamtstrecke von 7.600 km erreicht haben.

Die mit Hyperschallgeschwindigkeit fliegende, mit Satellitennavigation steuerbare und wiederverwendbare Drohne, die von Lockheed gebaut wurde, wird mit der Trägerrakete Minotaur in eine Höhe von mehr als 100 km gebracht, wo sie ohne eigenen Antrieb mit einer Geschwindigkeit bis zu Mach 20 in die Atmosphäre eintreten und gelenkt ihr Ziel erreichen soll.

Falcon soll zur Ausführung von "schnellen globalen Missionen" dienen und ist Teil des von US-Präsident Obama favorisierten Abschreckungs- oder Bedrohungsprogramms "Prompt Global Strike", das angeblich die Notwendigkeit der atomaren Abschreckung reduzieren und innerhalb einer Stunde einen Präzisionsangriff auf ein beliebiges Ziel weltweit ermöglichen soll (Der Hang zu Präzisionswaffen für die "saubere" Kriegsführung). "Prompt Global Strike" ist ein Erbe der Bush-Regierung (CONPLAN 8022). 2003 begann das Pentagon, das Falcon-Konzept zu entwickeln, um "sofort und entschieden auf destabilisierende oder bedrohende Aktionen von feindlichen Ländern und Terrororganisationen" reagieren zu können (Globale Angriffs- und Zerstörungskapazität).

Mit den Tests des Falcon-Programms sollen die Techniken für die Drohnen weiter entwickelt werden, also Steuerungssysteme, Hitzeschutz, aerodynamische Form etc. Wie die Darpa ausführt, sind nicht nur globale Einsätze auf der Erde angedacht, bei denen sie Raketen an ihr Ziel bringen, sondern auch Weltraummissionen. So könnten HTVs auch kleinere Satelliten in die Umlaufbahn bringen. Damit wären die Drohnen aber auch ein weiterer Schritt zur Militarisierung des Weltraums, denn mit ihnen ließen sich wohl auch Satelliten von Gegnern (zer)stören. Was mit der Falcon geschehen ist, ist noch nicht bekannt. Die Darpa-Wissenschaftler versuchen nun herauszukriegen, woran der Fehler lag. Der nächste Test war ursprünglich für 2011 vorgesehen.

Neben den Falcon-Drohnen werden im Rahmen des Prompt Global Strike-Programms Marschflugkörper entwickelt wie der X-51 Waverider (Boeing), der, zunächst angetrieben von einer Rakete, eine Geschwindigkeit von Mach-5 oder 6 erreichen und von einer B-52 abgeschossen werden soll. Das Vorbild sind Marschflugkörper wie der Tomahawk, mit dem unter Präsident Clinton 1998 versucht wurde, Osama bin Laden in seinem Versteck in Afghanistan auszuschalten. Nur sollen die Scramjets eben sehr viel schneller fliegen, um so den zeitlichen Abstand zwischen Zielerkennung und -vernichtung weiter zu verringern. Angeblich hat man 1998 ein Signal von Bin Ladens Satellitentelefon aufgefangen, der Terrorchef war aber bei Ankunft der Rakete nicht mehr zur Stelle. Seitdem soll er die Benutzung von Telefonen vermeiden.

Als dritte Variante könnten einfach vorhandene Interkontinentalraketen mit traditionellen Sprengköpfen ausgerüstet werden, was allerdings die riskanteste Möglichkeit wäre, da sie möglicherweise mit einer Atombombe verwechselt werden könnten. Die Falcon-Drohnen hätten den Vorteil, nicht nur schneller zu sein, sondern auch nicht mit einem nuklearen Marschflugkörper verwechselt zu werden.

Was unter Obama nun wieder realisiert werden soll, hatte selbst Bush aufgegeben, weil es zu riskant war, womöglich einen Atomkrieg auszulösen, wenn man nur einen Terroristen töten will. Bislang sind für das Programm für ein Haushaltsjahr "nur" 240 Millionen US-Dollar vorgesehen. Joseph Cirincione schreibt in Foreign Policy allerdings, dass das Programm die bislang teuersten US-.Bomben werden könnten. Selbst wenn das Programm mit 10 Milliarden Dollar auskäme und damit, wie vorgesehen, 10 Raketen zur Verfügung stünden, würde jede Rakete auf eine Milliarde Dollar kommen. Ein stattlicher Preis, um einen mutmaßlichen Terroristen vielleicht besser ausschalten zu können.