Seite 3: Fazit - Tsipras ist für die Troika die geringste Gefahr

Vier Jahre nach der Messe von Thessaloniki, bei der Tsipras mit seinem damaligen Programm die Kreditgeber um den Schlaf brachte, hatte, hat er sich nun als treuester Erfüllungsgehilfe der Vorgaben der Kreditgeber erwiesen.

Ob Mitsotakis, der bei seinem Programm zu keiner der von ihm vorgeschlagenen Maßnahmen eine Rechnung aufstellte, den Segen der Kreditgeber bekommen kann, ist fraglich. Pikant ist, dass auch er vor vier Jahren zu denjenigen gehörte, die Tsipras "Programm von Thessaloniki" als "nicht durchgerechnet" bezeichneten.

Indirekt hat er mit seinem Auftritt in Thessaloniki die besten Argumente gegen seine Wahl geliefert. Dabei gelang ihm das Kunststück, gleichzeitig die Masse der Bevölkerung, die Linken, die Nationalisten, die Angestellten in der Privatwirtschaft und ihm öffentlichen Dienst, sowie die Kreditgeber vor den Kopf zu stoßen.

Die Einzigen, denen Mitsotakis wirklich etwas verspricht, sind diejenigen die als mit Vorteilen überschwemmte Bevölkerungsgruppe das Land dahin geführt haben, wo es 2010 ankam - in die Pleite.

Verlierer der Messe von Thessaloniki sind die Bürger, die als Anhänger der EU nach einer sinnvollen Wahlalternative suchen. Dagegen bot sich für die Kommunistische Partei (KKE), die EU und NATO standhaft ablehnt, eine Steilvorlage.

Sie konnte gleichzeitig gegen beide große Parteien austeilen, vor allem weil Mitsotakis ohne Not das bisher praktizierte, verbale Umgarnen der ärmeren Bevölkerung aufgab. Zuletzt litt die KKE darunter, dass das Syriza-Narrativ propagandistisch die KKE-Opposition in eine Linie mit der Nea Dimokratia setzte.

Nicht zu unterschätzen ist auch die Gefahr, dass viele der nordgriechischen Wähler wegen des Namensstreits und der unklaren Haltung der Nea Dimokratia ins rechtsnationalistische Lager abwandern. Hier muss Mitsotakis vorgeworfen werden, dass er wie der Zauberlehrling Goethes die Geister aus kurzsichtigen, wahltaktischen Gründen zunächst selbst gerufen hat.