Der tiefe Staat des George H. W. Bush

Seite 3: Nachspiel

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George Herbert Walker Bush wurde 1989 der 41. Präsident der USA. Obwohl Bush formal nur ein Jahr im Geheimdienst wirkte, trägt die CIA-Zentrale seit 1999 den Namen George Bush Center for Intelligence. Bei den Trauerfeierlichkeiten zu seinem Tod 2018 wurde er in der internationalen Presse als großer Staatsmann gesehen (Auf den Hund gekommen).

Der neue Präsident entließ seinen obersten Soldaten Crowe, der Moreau kaltgestellt und die Gruppe zerschlagen hatte. Der als republikanisch geltende Crowe engagierte sich im folgenden Wahlkampf überraschend für Clinton, was angesichts Hershs Enthüllungen in einem neuen Licht erscheint. Clinton belohnte Crowe mit dem Vorsitz des President's Intelligence Advisory Board und dann mit dem Botschafterposten in Großbritannien.

Moreau war bereits 1986 verstorben.

Murphy wechselte in die PR-Agentur Hill&Knowlton, die u.a. die 1990 Brutkastenlüge inszenierte, mit der Bush den Golfkrieg politisch verkaufen konnte (Am Anfang stand die Lüge).

Sicherheitsberater Gregg wurde mit dem Botschafterposten in Korea belohnt. North machte eine Karriere als Kommentator bei Fox-News und fungiert seit 2018 als Präsident der US-Waffenlobby National Rifle Association.

Poindexter, sowohl Admiral als auch Nuklearwissenschaftler, ging in die Rüstungsindustrie und wurde 2002 von George W. Bush mit dem Aufbau eines "Total Information Awareness Programm" beauftragt, mit dem im "Krieg gegen den Terror" sämtliche verfügbaren Informationen über US-Bürger gesammelt werden sollten.

Cheney wurde George H. W. Bushs Verteidigungsminister, anschließend führte er das Öl- und Logistikunternehmen Halliburton und gründete die Denkfabrik "Project for the New American Century". 2000 kehrte Cheney diesmal als Vizepräsident ins Weiße Haus zurück, wo er gegenüber Präsident George W. Bush eine ähnliche Funktion ausübte wie Bush senior beim bereits im Amt geisteskranken Reagan. 2009 enthüllte Hersh, dass Vizepräsident Cheney eine geheime Exekutionseinheit für politische Morde installiert hatte, die unter Obama weiter arbeitete.

Familiengeheimnisse

Konkrete Hinweise auf Moreau und die Existenz des Schattengeheimdienstes tauchten erst im letzten Jahrzehnt auf, unterlagen aber der Geheimhaltung. Hersh brachte seine Story am 17.01.2019 im Magazin London Review of Books. Die Wahl eines Literaturmagazins ist für Enthüllungen dieser Art ungewöhnlich und deutet darauf hin, dass der renommierte (aber nicht unumstrittene) Enthüllungsjournalist bei den konventionellen Medien keine Partner fand, die an unbequemen Storys wie dieser interessiert waren.

Soweit erkennbar, haben die deutschen Medien die Nachricht über Buschs Schattengeheimdienst bislang ausgelassen. Kritik an dem Mann, dem der von Spitzenjournalisten, Verlegern und Rundfunkintendanten frequentierte Verein Atlantikbrücke mit seinem George H. W. Bush-Award huldigt, ist offenbar unerwünscht.