Des Führers Arzt trifft des Satans nackte Sklavin

Arzt ohne Gewissen

Subversive Arztfilme der 1950er - Teil 2

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Teil 1: Drei Ärzte mit der Stripperin

Peter Lorres Der Verlorene hatte keinen großen Verleih im Rücken und keinen nennenswerten Werbeetat. Nach nicht einmal zwei Wochen verschwand er sang- und klanglos aus den wenigen Kinos, die ihn zeigten. Als der enttäuschte Lorre die Koffer packte, um in die USA zurückzukehren, gab es keinen ernsthaften Versuch, ihn zum Bleiben zu bewegen, dafür aber bedauerndes, mit anerkennenden Worten für seine Leistung als Schauspieler und Regisseur unterlegtes Gemurmel. Bei einem Film, der unangenehme Wahrheiten zur Sprache brachte, aber keine Chance hatte und auch keine bekam, konnte man es sich leisten, großzügig und gönnerhaft zu sein.

Ganz anders verhielt es sich mit einem Film, der aus der Mitte der Industrie kam und 1959 einen Skandal auslöste. Inszeniert wurde er vom in Teil 1 bereits erwähnten Falk Harnack, dem Regisseur des an Wolfgang Staudtes Die Mörder sind unter uns anknüpfenden Fernsehfilms Der Verfolger, den das ZDF wieder mal ins Programm nehmen könnte, wenn man ihn nicht weggeworfen hat. Harnack war im Gegensatz zu manch anderem, der nach dem Krieg seine Biographie aufpolierte, ein echter Widerstandskämpfer gewesen. In den 1950ern brachte er für Atze Brauners CCC Vergangenheitsbewältigendes wie Der 20. Juli und brutalstmöglichen Eskapismus wie Roman eines Frauenarztes auf die Leinwand, und dann hatte er offenbar genug von der Gediegenheit, mit der sich der deutsche Kommerzfilm vor den heiklen Stoffen drückte, wenn er sie nicht in den Braunschleier entfernenden Reinigungsmitteln ertränkte.

Neue Organe braucht das Land

Der Anfang von Arzt ohne Gewissen ist programmatisch. Wir sehen einen von Burschenschaftern angeführten Leichenzug. Die letzte Ehre erwiesen wird dem weltbekannten Chirurgen Professor Lund, einem unerwartet verstorbenen Nobelpreiskandidaten. Mit ihm wird auch das 50er-Jahre-Klischee vom Arzt als edlem Helfer und Menschenfreund zu Grabe getragen. Unter die Trauergäste haben sich zwei Polizisten gemischt, und Dr. Westorp, der sich verspätet hat, wird uns in der Rückblende erzählen, was wirklich geschah, während die Honoratioren ihre Lobreden halten. Der Arzt, der da im Sarg liegt, meint sein Berufskollege, war ein gemeiner Verbrecher.

Westorp, Lunds ehemaliger Assistent (Wolfgang Preiss, der Stauffenberg aus Der 20. Juli), will mit seiner Verlobten Sabine Urlaub auf Mallorca machen, zuvor aber noch den Kongress besuchen, bei dem Lund vor einem international besetzten Auditorium über seine Arbeit referiert. Der Professor ist ein moderner Frankenstein. Was heute noch utopisch klinge, sagt er unter lang anhaltendem Applaus, sei morgen schon medizinisch nachweisbar: "Nicht nur die Krankheit, sondern auch der Tod ist besiegbar." Lund, ein Pionier der Transplantationsmedizin, möchte sein Ziel erreichen, indem er "verbrauchte Organe" durch neue ersetzt.

Arzt ohne Gewissen

Harnack schlägt die Verharmloser der Vergangenheit mit ihren eigenen Waffen. Er nimmt das, was schon da ist, ordnet es neu an und erzählt so eine andere Geschichte. Am Grab ihres Arbeitgebers steht Lina Carstens, Professor Lunds Haushälterin und vorher Oberschwester bei Professor Sauerbruch im Biopic des am Ich-klage-an-Beschönigungssyndrom leidenden Rolf Hansen (siehe Link auf /tp/artikel/36/36114/2.html). Diese Frau Kleinhans, sagt Dr. Westorp mit mühsam unterdrückter Wut, sei die einzige von den Verbrechern, die unbehelligt davongekommen sei. Im echten Leben war das auch so, sagt der Film, wir aber weisen wenigstens auf sie hin, auf die kleinen Rädchen in dem Getriebe, das sie erst zum Laufen brachten und die jetzt so tun, als ob sie nichts gemacht hätten. Professor Lund spielt wieder Ewald Balser, der durch seine Rolle als Sauerbruch zum Topstar des deutschen Kinos aufgestiegen war. Heidemarie Hatheyer ist per Assoziation vertreten, denn Dr. Marianne Cordt, Lunds Assistentin, wird von Barbara Rütting verkörpert. Die spätere Wegbereiterin grünen Denkens und des Vollkornbrots hatte 1956, im Remake der Geierwally, die Rolle gespielt, mit der Hatheyer berühmt geworden war.

Arzt ohne Gewissen

In Sauerbruch baut der Held eine Druckkammer, die Operationen im Brustraum ermöglicht. Der erste erfolgreiche Eingriff dieser Art wird an einer schönen, aber leider herzkranken Opernsängerin vorgenommen. In Arzt ohne Gewissen treffen wir sie wieder. Sie heißt jetzt Harriet Owen (Cornell Borchers) und ist die neueste Patientin von Prof. Dr. Lund in der von ihm geleiteten Uniklinik. Wegen ihrer Herzkrankheit kann sie nicht mehr singen. Lund will sie operieren, Westorp soll ihm assistieren. Die suizidgefährdete Olga Ahrends (Sauerbruch) hat sich in die deutlich jüngere Birke Sawatzki (Karin Baal) verwandelt.

Arzt ohne Gewissen

Viele Filme versteht man besser, wenn man sie als Teil einer großen, über Jahre hinweg auf bundesrepublikanischen Leinwänden ausgebreiteten Erzählung betrachtet. Karin Baal war durch ihre Rolle in Georg Tresslers Die Halbstarken (1956) über Nacht zum Star geworden und galt seitdem als Verkörperung der gegen das Elternhaus rebellierenden Jugend. Man kann sagen, dass sie damit auf ein bestimmtes Rollenfach festgelegt war und es dabei bewenden lassen. Das ändert aber nichts daran, dass sie in der Folge ins Visier der Repräsentanten von "Papas Kino" geriet. In Der Jugendrichter (1959/60) wird sie von Heinz Rühmann in einer Besserungsanstalt und nach einem Selbstmordversuch in der Pension Winkler untergebracht (ob die Inhaberin mal mit Oberst Winkler von der Abwehr verheiratet war, dem Gegner "antiquierter ethischer Bedürfnisse" in Peter Lorres Der Verlorene?). Als Landgerichtspräsident ist Hans Nielsen mit dabei, früher mal Stoffwechselforscher in Ich klage an.

Die Aggression, die sich in solchen Einlullfilmen im Gewand der Fürsorge versteckt, wird mörderisch, wenn es um die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit geht. In Die toten Augen von London (1961) landet Karin Baal in Dieter Borsches Wassertank, einer auf Londoner Verhältnisse übertragenen Version der Gaskammer (direkt an das Gas wagte sich erst Hitchcock in The Torn Curtain heran). Als Birke Sawatzki in Arzt ohne Gewissen ist Karin Baal eine Gelegenheits-Prostituierte, hat schon dreimal versucht, sich umzubringen und wird als physisch geheilt entlassen. Psychisch gilt sie weiterhin als krank. "Arbeitsscheu" ist sie scheinbar auch. Mit dieser Diagnose wäre sie im Dritten Reich in akuter Gefahr gewesen, von einem der grauen Gekrat-Busse abgeholt und in eine Tötungsanstalt wie Schloss Grafeneck gebracht zu werden, wo die Nazis "lebensunwertes" Leben vernichteten.

Arzt ohne Gewissen

Hier ist der Bus etwas kleiner. Vor Lunds Klinik steht Jakubeit (Wolfrid Lier) mit seinem als Krankenwagen getarnten Auto und bietet Birke an, sie ein Stück mitzunehmen. Dann entführt er sie mit Hilfe eines gewissen "Dr. Stein" und bringt sie in ein abgelegenes Schloss, das Lund gehört; nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs war es bestimmt billig zu erwerben. Birke ist nicht die erste von Lunds Patienten, die Jakubeit verschleppt, denn der Professor braucht regelmäßig Versuchspersonen für seine Experimente. Bei den Nazis hätte ihm die Kanzlei des Führers die Opfer ins Haus gebracht. Jetzt muss er sich selber darum kümmern. Weil aber das Nazireich weiter fortwirkt, konnte er diese Aufgabe an zwei erfahrene Fachkräfte delegieren. Jakubeit, der für seine "Sonderfahrten" eine Prämie erhält, war früher Kapo im KZ. Vermutlich war er in Dachau, denn er hat miterlebt, wie Obersturmbannführer "Dr. Stein" Häftlinge in Eiswasser werfen ließ und mit dem Interesse des Forschers dabei zusah, wie sie qualvoll erfroren.

Über Affen, Gastarbeiter und Prostituierte zur Kunst

Die von Professor Ernst Holzlöhner geleitete Forschungsgruppe "Seenot" machte in Dachau sadistische, viele Todesopfer fordernde Unterkühlungsexperimente, um herauszufinden, wie der menschliche Körper auf große Kälte reagiert und welche Rettungsmöglichkeiten es gibt. Das war eine dieser kriegswichtigen Aufgaben deutscher Mediziner und Wissenschaftler, wie sie Dr. Rothe in Der Verlorene erfüllt und von denen die üblichen Protagonisten im Arztfilm der 1950er rein gar nichts mitgekriegt haben, weshalb sie sich auch keine Fragen über die Vergangenheit ihres Berufsstandes stellen müssen. Der Auftrag kam von der Luftwaffe, deren im Luftkrieg gegen England abgeschossene Piloten oft im Meerwasser landeten und dort an der Kälte starben. Die Oberaufsicht hatte die SS, die KZ-Insassen als Versuchspersonen zur Verfügung stellte. Dr. Sigmund Rascher aus der "Seenot"-Gruppe war ein Protegé von Heinrich Himmler, mit dem er auch korrespondierte.

Der Illustrierten Film-Bühne, die man als Programmheft in den Kinos kaufen konnte, ging das zu weit. Bei ihr war Stein früher Arzt der Wehrmacht. Oft ist er das geblieben, weil man von der Film-Bühne bis heute gerne abschreibt. Ende der 1950er galt die Wehrmacht als eine zwar missbrauchte, im Kern aber untadelige Organisation, die mit den Nazi-Verbrechen nichts zu tun hatte. So wurde man wenigstens in der Inhaltsangabe die Verbindung zu KZ-Ärzten wie Dr. Josef Mengele los. Und weil die Wehrmacht nichts für Wahnsinnige kann, suggeriert die Inhaltsangabe, dass Dr. Stein ein verrückter Junkie und durch seine Morphiumsucht zum "menschlichen Wrack" geworden ist. Tatsächlich nimmt er ein Aufputschmittel, um trotz Schmerzen weiter forschen zu können. Dr. Stein leidet an einer Erkrankung des Knochenmarks. In einem anderen Film hätte er sich von Professor Sauerbruch heilen lassen können. Hier hat er schon eine Beinprothese, und weitere Amputationen würden nicht mehr verhindern, dass er innerlich aufgefressen wird. Weil der in Abwesenheit zum Tode verurteilte Dr. Stein ein Zombie wie Dr. Rothe ist, braucht Lund bald Ersatz. Diese Rolle hat er Dr. Westorp zugedacht.

Um Westorp an seine Aufgabe heranzuführen, zeigt ihm Lund erst mal die moderne Privatklinik, die er im Keller des Schlosses eingerichtet hat. Dabei stellt sich heraus, dass der Professor über die theoretische Möglichkeit einer Herztransplantation weit hinaus ist. In Gefäßen schlagen Herzen, die er angeblich Toten entnommen und wiederbelebt hat. Auch bei Benjamin dem Gorilla schlägt das Herz noch außerhalb des durch Schläuche mit diesem verbundenen Körpers. Das wirkt grotesk und man kann es unfreiwillig komisch finden, eine ernsthafte Funktion erfüllt Benjamin aber trotzdem. Denn der erste Mensch, der ein fremdes Herz in seiner Brust trägt, heißt Paolo Terruzzi und ist ein Gastarbeiter aus Italien. Lund, der später empört den Vorwurf zurückweisen wird, wie die Nazis zu sein, teilt wie diese in mehr oder weniger lebenswertes Leben ein und richtet seine Experimente danach aus, angereichert mit etwas bundesrepublikanischer Ausländerfeindlichkeit.

Arzt ohne Gewissen

Weil der Verlust bei einem Misslingen des Experiments bei ihm am geringsten wäre, ist der Affe das erste Versuchstier. Dann wird dem Gastarbeiter ein Herz transplantiert, und als nächste auf der sozialdarwinistischen Leiter ist Birke Sawatzki dran. Sie ist zwar eine Deutsche, wegen ihrer drei gescheiterten Suizide für Lund und Dr. Stein jedoch eine "Psychopathin" und außerdem eine Prostituierte. Damit ist ihr Leben weniger wert als das von Harriet Owen, der großen Sängerin. Ihr soll sie ihr gesundes Herz spenden, das ihr Lund und Stein bei lebendigem Leibe herausoperieren wollen, um es im bestmöglichen Zustand "überpflanzen" zu können (das Wort "transplantieren" hatte sich noch nicht eingebürgert).

Wenn man sich von den Denkmodellen der Nazis löst, bedeutet das: Die junge Generation soll ausgeweidet werden, damit die der Eltern weiter schön singen kann (bestimmt würde sich auch ein Klavierspieler zur Begleitung auftreiben lassen). Nach zehn Jahren bundesrepublikanischen Kinos hatte Falk Harnack von dieser Art der Kunstausübung die Nase voll. Seinen Befund über den Zustand der (west)deutschen Gesellschaft in den späten 1950ern kleidete er konsequenterweise in die weniger schöne und gefällige Form des Horrorfilms. Das "Kulturlose" wird da zum Akt des Widerstands. Die Reaktionen waren entsprechend harsch.

Arzt ohne Gewissen

Hier eine Zwischenfrage an den gut informierten Leser: Was fehlt da noch? Na? Richtig: Wer ein echter deutscher Arzt und Forscher ist, der braucht ein Serum. Lund hat ein solches entwickelt. Es unterdrückt die Abstoßungsreaktion des Körpers gegen das fremde Organ. Paolo weiß das nicht so genau, weil deutsche Ärzte Vertrauen von ihren Patienten verlangen und sie nicht dauernd informieren wollen (die Sängerin hat auch keine Ahnung, dass ihr Herz gegen ein besseres ausgetauscht werden soll). Der wie ein Gefangener gehaltene Italiener flieht ins nächste Dorf und stirbt, weil er ohne das Serum nicht lebensfähig ist. Und weil er offiziell längst tot ist, verschieden in der Uniklinik, werden der im Vermisstenfall Birke Sawatzki ermittelnde Kommissar Nobis und sein Assistent Pastor misstrauisch.

"Ich habe nichts gewusst"

Dr. Stein hat ein inniges Verhältnis zu seinen Hunden, wie der Führer (einer heißt Arco wie der Mörder von Kurt Eisner, den Sauerbruch im Film von Rolf Hansen operiert). Wolfgang Kieling gibt den Schurken mit gewohnter Brillanz, und weil Ewald Balser den Lund zwar mit mehr Haaren und etwas weniger jovial spielt, ansonsten aber ganz so, als sei er noch der untadelige Professor Sauerbruch, kann es nicht ohne Reibereien zwischen dem Bösen und dem Scheinheiligen abgehen. Nur durch das Herz von Birke, meint der Professor, könne man das wertvollere Leben der Sängerin noch retten, und darum müsse die unfreiwillige Spenderin eben sterben. Dr. Stein erwidert:

Ich stelle mit Vergnügen fest, dass Sie sich der Nazi-Ideologie nähern. Für eine ähnliche Einstellung bin ich von den Alliierten zum Tode verurteilt worden.

Lunds Antwort:

Sie vergessen einen kleinen Unterschied zwischen uns beiden: Ich rede mich auf keinen Befehl von oben heraus. Ich weiß genau, was ich tue, wenn ich das Mädel hier sterben lasse, aber ich weiß auch, dass ich eines Tages dafür zahlen werde.

Dem damaligen Publikum dürfte das bekannt vorgekommen sein. So spricht der Held im NS-Propagandafilm. Zum Wohl der Menschheit bringt er Opfer wie Dr. Heyt in Ich klage an, der seine leidende Frau mit Gift "erlöst" und sich dann der Justiz stellt, weil er gegen die bestehenden Gesetze verstoßen hat. Während Heyt zum Helden der Medizin und zum selbstlosen Kämpfer gegen antiquierte Gesetze erhöht wird, gehört Lund zum Personal eines Films, der entlarvt, was sich hinter solchem Pathos verbirgt: Menschenverachtung und die vom Professor in Abrede gestellte Nazi-Ideologie.

Lunds Assistentin Marianne ahnt, dass in diesem Schloss Dinge vorgehen, von denen sie nichts weiß. Oder zumindest sagt sie einen Satz, mit dem man in den 50ern reich geworden wäre, hätte man das Copyright auf ihn besessen: "Ich habe davon nichts gewusst." Bei der geplanten Herztransplantation verliert sie die Nerven. Dr. Westorp stellt fest, dass Birke Sawatzki nicht an einer Überdosis Schlafmittel gestorben ist, wie behauptet, sondern nur in eine Art Totenstarre versetzt wurde, damit er nichts merkt. Wer etwas merken wollte, sagt der Film, hätte das auch gekonnt.

Arzt ohne Gewissen

Dr. Westorp verhindert die Operation und nennt Lund einen Mörder. Dann klingelt die Polizei. Lund nimmt Gift, Dr. Stein ertrinkt auf der Flucht durchs Moor, und Lunds Verbrechen werden vertuscht, damit er als großer Mediziner beerdigt werden kann. Nach der Trauerfeier lässt sich Birke von den Burschenschaftern Feuer geben, was nicht wirklich beruhigend ist. Westorp und Dr. Marianne Cordt wollen Lunds Arbeit fortsetzen, "auch wenn wir einen anderen Weg gehen müssen". Aber zuvor will Westorp endlich mit Sabine Urlaub auf Mallorca machen. Die Verlobte hat sich extra einen Badeanzug gekauft, weil man ihren Bikini dort nicht gern sehen würde.

Arzt ohne Gewissen

Wie das? Mitten in Europa? Regieren da muslimische Fundamentalisten? Nicht wirklich. In Spanien, dem Urlaubsland von Westorp und Sabine, herrscht noch immer der faschistische, mit tätiger Mithilfe des NS-Regimes und seiner Luftwaffe zum Totengräber der Republik gewordene Diktator Franco. Man macht es sich zu einfach, wenn man dem Verlorenen und Arzt ohne Gewissen unterstellt, dass sie mit Horrorelementen, Serienmord und Prostitution nur Zuschauer anlocken wollten. Ob es den Tugendwächtern gefällt oder nicht: Wer in einen Film über die NS-Vergangenheit Dinge einbaut, die es im Dritten Reich offiziell nicht gab, weil es da angeblich so sauber und so ordentlich war, sendet sogar dann eine politische Botschaft, wenn er das gar nicht beabsichtigt. In Der Verlorene und Arzt ohne Gewissen finden sich ausreichend Signale, dass die Macher sehr überlegt vorgingen. Wenn man denkt, dass Arzt ohne Gewissen zum Skandalfilm wurde, weil zwei Mad Scientists an Affen, Gastarbeitern und Huren herumoperieren, weil sich Birke Sawatzki prostituiert, Sabine außerhalb von Francos Spanien einen Bikini trägt und Dr. Westorp Birke in die nackte Brust spritzt, um ihr Leben zu retten, ist einer Scheindebatte aufgesessen. Verhandelt wird die NS-Vergangenheit der deutschen Ärzteschaft nebst den Folgen für die Gegenwart.

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