Desinformationskriege und kriegsvorbereitende Propaganda
Telepolis-Salon am 21. Mai auf der Alten Utting
Telepolis startet erneut den Salon. Wir stechen in die See, gehen in die Luft oder auf die Schiene - und das mit einem Schiff. Auf der Alten Utting, einem ausrangierten Ausflugsdampfer, der nun auf Schienen über einer Straße im Münchner Stadtteil Sendling steht, können wir im "Hecksalon", der 80 Personen Platz bietet, unsere Veranstaltungsreihe fortsetzen, nachdem das Lovelace im Herbst letzten Jahres geschlossen hat.
Wir starten mit Professor Ulrich Teusch, der gerade ein neues Buch mit dem Titel "Der Krieg vor dem Krieg" veröffentlicht hat. In Fortsetzung seines Buchs "Lückenpresse" über die Schieflage der Mainstreammedien analysiert Teusch die in den letzten Jahren mit dem zunehmenden Wettrüsten verstärkt auf uns einprasselnde Kriegspropaganda, mit der militärische Politik in der Gesellschaft durchgesetzt wird.
Ein neues Wettrüsten hat nach dem Ende des Kalten Kriegs längst begonnen, es haben sich auch die Kriegsschauplätze vermehrt, in die ausländische Streitkräfte intervenieren, um Regime zu stürzen oder zu stützen, geopolitische Interessen und/oder Zugriff auf Ressourcen durchzusetzen oder angeblich die Heimat am Hindukusch, in Syrien, Libyen oder wo auch immer zu verteidigen. Nach den "asymmetrischen Kriegen" werden nun mit dem eskalierenden Konflikt vor allem zwischen USA/Nato, Russland und China wieder vermehrt große und teure Waffensysteme entwickelt: Raketenabwehrsysteme, Hyperschallraketen und -drohnen oder "Modernisierung" der Atomwaffen mit Sprengköpfen, Bombern, Raketen und U-Booten. Dazu kommt die Aufrüstung des Cyberspace für den Cyberwar, die Militarisierung des Weltraums und die Entwicklung autonomer Waffensysteme.
Unermüdlich werden von Regierungen. Medien, Thinktanks und Lobbyverbänden Bedrohungen von bösen Mächten inszeniert oder verstärkt, die dazu zwingen sollen, mehr Geld in (neue) Waffen und das Militär zu investieren und an militärische Interventionen teilzunehmen. Dabei spricht man neuerdings von hybrider Kriegsführung, gegnerischen Beeinflussungsoperationen über Medien und Internet, einer "Weaponization of Information" und sogar der notwendigen "kognitiven Sicherheit".
Aus dem Buch von Ulrich Teusch sind in Telepolis erschienen:
Privatisierung der amerikanischen Kriege
Wenn es keine Bedrohungen gibt, dann werden sie erfunden
"Weaponized Information"
"Weaponized Information" oder Desinformation ist eine Folge der paranoiden Vorstellung, dass jeder und alles zum kriegerischen Mittel werden kann, was eben auch heißt, dass der Krieg im Alltag angekommen ist, sodass der Diskurs oder die Kommunikation selbst zur Waffe wird und es im Prinzip keinen neutralen Reflexionsraum mehr gibt.
Gesagt wird letztlich, dass der offene und deswegen verletzliche Informationsraum der westlichen Gesellschaften wie die Luft für die Verbreitung der Informationsprojektile ausgenützt werden kann, weswegen er verschlossen, abgesichert werden, einen Panzer erhalten muss, um derartige Informationswaffen abzuwehren, ähnlich wie mit Raketenabwehrsystemen und kill vehicles gegnerische Raketen abgewehrt werden sollen. Besonders bedrohlich ist dabei vermutlich der insinuierte Hintergrund, dass jeder Worte, Bilder oder andere Informationen schaffen und "abschießen" kann, über das Internet auch weltweit.
Ulrich Teusch hat in seinem neuen Buch auch beschrieben, wie sich der militärisch-industrielle Komplex vor allem in den USA zu einem permanenten Kriegskomplex entwickelt hat, der sich, seine Macht und seine Gewinne unabhängig von der realen Bedrohungslage durch Propaganda und Unterstützung von Konfliktparteien auf aller Welt sichert - und dem das zunehmend gut auch in Europa gelingt. Mediale Strategien stehen im Kern des zunehmend privatisierten Kriegsgeschäfts.
Im ersten Telepolis-Salon auf der Alten Utting, den wir zusammen mit dem Westend Verlag veranstalten, werden wir mit Ulrich Teusch verfolgen und diskutieren, wie sich der Komplex, zu dem entscheidend auch die Universitäten gehören, herausgebildet hat und wie strategische Kommunikation ganze Gesellschaften in den "Fog of the War" hineinführen kann.
Telepolis-Salon im "Hecksalon" am 21. Mai um 20 Uhr
Alte Utting
Lagerhausstraße 15
81371 München
Anfahrt: U-Bahn: U3/U6 Poccistraße oder Implerstraße
Bus: 132 / 62 Lagerhausstraße