Deutsch-russischer Meinungskampf: Was steckt hinter Freundschaft Putin-Schröder?
Seite 2: Deutsch als Unterstützung eines Nazivergleichs
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Gerade deswegen machte es viele Schlagzeilen auch in russischer Presse, als Putin zur Rechtfertigung Schröders in der aktuellen Auseinandersetzung im Rahmen einer TV-Sendung zur deutschen Sprache griff: "Je weiter von Schröder, desto näher zu Anthony Rota, der Nazisten sympathisiert" [sic]. Schon die Formulierung zeigt, wie selten der Gebrauch des Deutschen bei Putin geworden ist.
Hintergrund war die Ehrung eines SS-Veteranen im kanadischen Unterhaus durch eben jenen Anthony Rota, welche Rota seinen Posten als Parlamentssprecher kostete. Er hatte den Altnazi als "ukrainisch-kanadischen Kriegsveteran" bezeichnet.
Putin begründete auf Russisch, warum er hier zur deutschen Sprache gegriffen habe, "damit die Menschen in Deutschland mich verstehen können". Vorausgegangen war auf Russisch die Frage, was Putin dazu meine, dass Schröder bei wichtigen Ereignissen aktuell so stark von der restlichen deutschen Politprominenz getrennt sei.
Die Botschaft ist klar und nichts Neues in der Darstellung des Kreml-Chefs. Er sieht sich als Bekämpfer eines "Nazismus" und wer ihm gegenüber loyale Personen ausgrenzt, begibt sich selbst in die Nähe von Nazis. Das klingt aufgrund des ultrakonservativen, zunehmend totalitären Staatsaufbaus von Putins selbst regiertem Land für deutsche Ohren befremdlich, aber entscheidend ist für seine Statements nur das eigene Bild Putins.
Taktisch geschickt im Meinungskrieg
Im Zuge der Stellungnahme wurde auch eine Freundschaft von Schröder zu Putin in regierungsnaher, russischer Presse thematisiert, die sonst dort kein Thema ist. "Der ehemalige deutsche Bundeskanzler gab zu, mit dem russischen Präsidenten befreundet zu sein", schreibt die Onlinezeitung Lenta. Schröder gestand "freundschaftliche Beziehungen zum russischen Präsidenten ein", schrieb zum Thema die regierungsnahe Gazeta.ru.
Von einer umgekehrten Freundschaft Putins mit Schröder ist jedoch nirgends die Rede und der generelle Aspekt wird in vielen Berichten gar nicht erwähnt. Zentral ist dagegen überall die warnende Botschaft vor "einer Annäherung Berlins an Nazi-Sympathisanten", wie es das Medienportal RBK ausdrückt.
Mit dieser Botschaft hätte Putin auf andere Weise in Deutschland kaum Aufmerksamkeit bekommen. Zu zahlreich sind die Faschismusbeschuldigungen aus den Führungsetagen des russischen Establishments in die westliche Richtung geworden, als dass sie überhaupt noch eine Presseecho bekämen. Währenddessen bezichtigen wiederum westliche Experten Russland des Faschismus.
In diesem Krieg der Meinungen und Informationen war es in der Tat ein taktischer kluger Schachzug von Putin, zu seinen etwas eingerosteten Deutschkenntnissen zu greifen und sich damit ohne Nachrichtenwert in den großen deutschen Medien breites Gehör zu verschaffen.
Hier liegt auch der eigentliche Grund des Rückgriffs auf halb vergessene Sprachkenntnisse. Schlimm ist dabei, dass der Krieg der Meinungen nicht der einzige ist, der heftig tobt.