Deutsche Biotechnologiebranche auf Erfolgskurs

Spitzenposition in Europa

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Nach dem neuen europäischen Biotechnologie-Report hat Deutschland inzwischen eine Spitzenposition in Europa, die Anzahl der Firmen wurde entscheidend gesteigert und Großbritannien damit auf Platz 2 in Europa verwiesen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung, präsentierte den europäischen Biotechnologie-Report, den die Firma Ernst & Young erarbeitet hat. Der Parlamentarische Staatssekretär Wolf-Michael Catenhusen ist mit den Ergebnissen der Studie sehr zufrieden, denn die Beschäftigtenzahlen in der Biotechnologie steigen signifikant, der Sektor wird als Arbeitgeber immer wichtiger. 11'000 Beschäftigte bedeuten eine Steigerung um 31% im Verhältnis zum Vorjahr. Das hatte sich das Ministerium vergangenes Jahr erhofft, als es sich mit den Beschäftigungspotenzialen im Bereich der Bio- und Gentechnologie auseinander setzte. Bisher haben die internationalen Krisen und Einbrüche am Neuen Markt diesen Bereich bei weitem nicht so geschadet wie der Telekommunikation. Europäische Biotechnologie-Aktienindices übertrafen im Jahr 2000 den NASDAQ, während dieser um 39 Prozent zurückging, konnten europäische Indices um 50 bis 75 Prozent zulegen.

Für die gesamte europäische Biotechnologie-Industrie war das Jahr 2000 das bisher erfolgreichste, das gilt für die Kapitalbeschaffung, die Marktbewertung, die Umsatzerlöse sowie die Anzahl der Firmen und der Beschäftigten.

Eine wichtige Rolle spielt in Deutschland die öffentliche Förderung. Das ist ein bedeutender Standortvorteil, der neben den Patenten und Venture Capital eine entscheidende Rolle spielt (Die Schlüsselindustrie des 21. Jahrhunderts). In den kommenden Jahren werden bundesweit sechs Bioinformatik-Zentren ausgebaut und mit insgesamt bis zu 100 Millionen Mark gefördert. Initiativen wie die im Oktober 2000 gestartete "Ausbildungs- und Technologieoffensive Bioinformatik" (Region Köln/Bonn wird Bioinformatik-Zentrum) sorgen für entsprechend gut ausgebildeten Nachwuchs.

Die Bundesregierung hat auch weiterhin vor, durch gezielte Maßnahmen vor allem kleine Firmen zu unterstützen, damit sie sich auf dem Markt behaupten können. Weitere wesentliche Programme sind das Nationale Genomforschungsnetz, die regionalen Fördermaßnahmen, wie der BioProfile-Wettbewerb der Bundesregierung sowie Maßnahmen insbesondere für junge forschende Unternehmen, wie BioChance oder die Ausschreibungen zu BioInformatik und Proteomforschung. Allein für die Etablierung des Genomforschungsnetzes wird die Bundesregierung in den kommenden drei Jahren 350 Millionen DM einsetzen.

Nanotechnologie ist eine der neuen Schlüsseltechnologien, es gibt bereits einen Förderschwerpunkt, es soll aber in diesem Jahr zusätzlich ein Rahmenkonzept vorgelegt werden.

Deutschland hat sich inzwischen im europäischen Vergleich den Spitzenplatz erobert, zumindest was die Anzahl der Firmen mit Kerngeschäft Biotechnologie angeht. Inzwischen gibt es in bundesdeutschen Landen 332 solche Firmen, eine Steigerung um 19% gegenüber dem Vorjahr. Das Informations-Sekretariat Biotechnologie kommt sogar auf 485 Biotechfirmen in ihrem Verzeichnis.

Großbritannien hat nur 281 dieser Unternehmen, und liegt damit auf Platz 2; europaweit sind es insgesamt 1570. Diese hohe Zahl für die Bundesrepublik resultiert sowohl aus Neugründungen wie aus dem Aufkauf von amerikanischer und britischer Biotechnologieunternehmen, die von deutschen übernommen wurden. Damit bewiesen die Deutschen auch ihre zunehmende qualitative Kompetenz, meint Alfred Müller, Vorstandsmitglied von Ernst & Young in Deutschland und zuständig für den Bereich Health Sciences. Die Biotechnologieunternehmen in der Bundesrepublik konnten ihren Gesamtumsatz um 52% auf 786 Millionen EURO steigern. Der Bericht sagt eine stärkere Gewichtung der Biotechnologie gegenüber den Pharma-Unternehmen voraus, die aber weiterhin attraktive Partner bleiben. 403 Abschlüsse über strategische Allianzen zwischen Biotechnologiefirmen und Pharmaunternehmen in Europa waren vergangenes Jahr die Folge der günstigen Entwicklung, mehr als doppelt so viele wie im Durchschnitt der vorangegangenen 4 Jahre. Biotechnologie-Firmen werden aber künftig auch verstärkt Allianzen untereinander schließen. Allianzen, Fusionen und Unternehmenskäufe nahmen im Jahr 2000 schon um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu.

Trotzdem liegen die USA noch vorn: Zwar gibt es in Europa etwa 300 Biotechnologie-Unternehmen mehr, aber die durchschnittliche Börsenkapitalisierung der notierten europäischen Gesellschaften erreicht nur 60 Prozent des entsprechenden Wertes in den USA. In Europa, so meint der Bericht, bedarf es einer einheitlichen pan-europäische High-Tech-Börse und einer europaweiten Wissenschaftsstrategie, um Forschungsvorhaben besser steuern zu können und Doppelungen zu vermeiden. Vereinheitlichte Regulatorien und Besteuerung würden ebenfalls unterstützend wirken.