Deutsche zögern beim digitalen Euro trotz Bargeld-Schwunds

Nahaufnahme des Laptop-Computers mit abstrakter roter, digitaler Euro-Münze.

(Bild: Who is Danny / Shutterstock.com)

Obwohl Bargeld in Deutschland an Bedeutung verliert, stehen viele dem geplanten digitalen Euro skeptisch gegenüber. Die EZB versucht, Bedenken zu zerstreuen.

Münzen und Scheine verlieren in Deutschland an Bedeutung. Immer häufiger wird bargeldlos bezahlt: Mittlerweile wird fast jede zweite Zahlung per EC-, Kreditkarte oder App getätigt. Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Barzahlungen laut Deutscher Bundesbank bei 51 Prozent, 2021 waren es noch 58 Prozent.

Bargeldloses Bezahlen auf dem Vormarsch

Auch wenn die Bedeutung des Bargelds abnimmt, sind die Vorbehalte gegenüber der digitalen Variante des Euro in Deutschland nach wie vor groß. Fast die Hälfte der Deutschen kann sich nicht vorstellen, den digitalen Euro zu nutzen, schreibt der Finanzdienst Bloomberg. Und das knapp vier Jahre vor seiner Einführung.

Vor allem die Älteren können sich nicht vorstellen, auf Bargeld zu verzichten. Ein Drittel der über 65-Jährigen steht dem Datenschutz skeptisch gegenüber und lehnt es daher ab, persönliche Daten im Internet preiszugeben. In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sind es dagegen nur zehn Prozent, heißt es bei Bloomberg.

Deutsche skeptisch gegenüber digitalem Euro

Eine Umfrage der Deutschen Bundesbank, deren Ergebnisse 2021 veröffentlicht wurden, zeigt, dass 60 Prozent der Befragten dem digitalen Euro ablehnend gegenüberstehen. Neben der Sorge um den Datenschutz wird häufig der Kontrollverlust über die Ausgaben befürchtet. Andere befürchten eine gefährliche Abhängigkeit von der Technik. Rund 61 Prozent derjenigen, die den digitalen Euro ablehnen, sehen in ihm den ersten Schritt zur Abschaffung des Bargelds.

Eine neue Umfrage, die im April im Auftrag der Deutschen Bundesbank durchgeführt wurde, zeigt, dass die Skepsis gegenüber der digitalen Währung anhält. Nur 15 Prozent der Befragten gaben an, sie auf jeden Fall zu nutzen. 35 Prozent gaben an, sie "wahrscheinlich" zu nutzen. Die Umfrage zeigte aber auch, dass 59 Prozent der Befragten vorher noch nie etwas vom digitalen Euro gehört oder gelesen zu haben.

EZB betont: Bargeld bleibt erhalten

Um der bestehenden Skepsis zu begegnen, werden Notenbanker nicht müde, zu betonen, dass es auch künftig Bargeld geben werde. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, betonte etwa:

Wir stellen uns den digitalen Euro als eine digitale Form des Bargelds vor, die für alle digitalen Zahlungen verwendet werden kann und mit dem physischen Bargeld koexistiert und niemanden zurücklässt.

Ferner sollen Datenschutz und Sicherheit durch Techniken wie Datenverschlüsselung und Hashing gewährleistet werden. Damit soll verhindert werden, dass Transaktionen direkt mit bestimmten Nutzern in Verbindung gebracht werden können. Der digitale Euro soll auch über eine Karte und nicht nur über ein Smartphone verfügbar sein, damit er auch offline genutzt werden kann.

Setzt sich der Trend weiter fort, wird Bargeld in den nächsten Jahren noch weiter an Bedeutung verlieren. Debitkarten hatten 2023 bereits einen Anteil von 27 Prozent an allen Transaktionen, was einem Zuwachs von fünf Prozent entspricht. Auch Möglichkeiten zum mobilen Zahlen werden stärker genutzt, deren Anteil sich auf sechs Prozent verdreifachte, erklärte die Deutsche Bundesbank.

Ein Blick auf Skandinavien zeigt zudem, dass ein Leben weitgehend ohne Bargeld möglich ist. In Schweden werden etwa noch acht bis neun Prozent aller Transaktionen mit Bargeld durchgeführt. In Norwegen liegt der Bargeldanteil sogar nur bei drei Prozent, was der niedrigste Wert in ganz Europa ist.