Deutschland: Exportweltmeister bei Plastikmüll

Symbolische Darstellung des Exorts von Plastikmüll aus Deutschland

Deutschland produziert EU-weit überdurchschnittlich viel Müll aus Plastikverpackungen. Das Land steht auch beim Export von Kunststoffabfällen an oberster Stelle.

Deutschland lobt sich gerne für seine ausgeprägte Mülltrennung. Doch das ist mitnichten die ganze Wahrheit.

Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit in der globalen Wirtschaft

Während Deutschland seine Rolle als Exportweltmeister wohl endgültig verloren hat, hat man sich bei den Plastikmüllexporten kontinuierlich an die Spitze geschoben.

Bei Automobilen sowie im Maschinenbau hat China nicht nur aufgeholt, sondern vielfach auch überholt und das bei einem deutlich besseren Preis-Leistungs-Verhältnis. Aus dem früheren Lehrmeister wurde inzwischen ein Gejagter und das trifft vor allem auch auf Drittmärkten zu, wo China inzwischen den Ruf hat, entweder billiger zu sein als Deutschland oder bei gleichem Preis deutlich besser.

Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft

Die wichtigsten Zukunftstrends der Wirtschaft sind heute Digitalisierung und Energiewende. Bei beiden sind deutsche Unternehmen keineswegs weltweit führend und die deutsche Bevölkerung konzentriert sich auf die Abwehr jeder Veränderung des Status quo.

Wenn der Exportmarkt an Bedeutung verliert, wird der Binnenmarkt immer wichtiger. Ein Blick über den Tellerrand nach China könnte auf den richtigen Weg deuten. Deutlich mehr Investitionen in den Binnenmarkt könnten hilfreich sein. Investitionen der öffentlichen Hand werden durch ein Beharren auf die Schuldenbremse und den Widerstand gegen Steuererhöhungen behindert.

Statt Technik exportiert Deutschland inzwischen Müll

Jeder Deutsche produziert im Jahr mehr als 450 Kilogramm Müll. Insgesamt hat Deutschland im Jahr 2019 einen Müllberg von 360 Millionen Tonnen produziert. Zur Entlastung der Einwohner hierzulande muss man konstatieren, dass es sich dabei mehrheitlich nicht um Haushaltsmüll handelt.

Auch wenn Deutschland Abfälle aus anderen Ländern importiert, wird ein nicht unerheblicher Teil ins Ausland exportiert, meist weil dies oft preisgünstiger ist. Unter dem Strich steht ein deutlicher Müll-Exportüberschuss.

Die Problematik des Plastikmüllexports

Auf Rang fünf des deutschen Müllexports steht inzwischen Plastik. Rund ein Sechstel der insgesamt 6,3 Millionen Tonnen Plastikabfall, die in Deutschland jedes Jahr anfallen, gelten mit dem Export automatisch als recycelt. Denn Plastik darf nur zum Recycling exportiert werden. Ob dies dann in den Zielländern auch geschieht, wird größtenteils nicht überprüft. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Deutschland ist im internationalen Vergleich der drittgrößte Exporteur von Kunststoffabfällen. Mehr Container mit alten Joghurtbechern und dergleichen schicken nur die USA und Japan auf die Reise.

Wenn sich Gelbe Säcke auf Müllkippen im Ausland wiederfinden, ist guter Rat teuer. Aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen in Deutschland sind für den Müllexport die Bundesländer zuständig.

Rechtliche Herausforderungen beim Müllexport

Kann ein Zielland nachweisen, dass es sich beim gelieferten Plastik um Müll und nicht um Recyclinggut handelt, müsste das Bundesland diese Fehlsendungen zurücknehmen. Das scheitert vielfach daran, dass die Behörden im Zielland mit der rechtlichen Situation in Deutschland nicht vertraut sind.

China hat dem globalen Plastikabfallhandel im Jahr 2018 einen Riegel vorgeschoben, denn der angelieferte Müll war oft stark verschmutzt oder bestand aus verschiedenen Kunststoffsorten, sodass er gar nicht oder nur sehr aufwendig recycelt werden konnte. Die Verbraucher in Deutschland haben es inzwischen gerade bei Joghurtbechern mit einem Materialmix zu tun, den sie vor dem Einwurf in den Gelben Sack händisch trennen müssen.

Wenn Alu-Deckel, Kunststoffbecher und Kartonhülle nicht getrennt werden, ist ein Recycling der Bestandteile technisch nicht möglich und es bleibt nur der Weg in die Müllverbrennung.

Was im Rhein in die Nordsee schwimmt

Der Weg über den Gelben Sack ist keinesfalls der einzige Weg, auf dem die Einwohner hierzulande ihre Plastikabfälle loswerden wollen. Kanalisiert wird der Weg des gebrauchten Plastiks erfolgreich nur durch eine Bepfandung, die den Wert des Inhalts übersteigen kann und seit diesem Jahr auch Pet-Flaschen für Milch und Milchprodukte umfasst.

Bei Postconsumer-Plastikmüll, der nicht fachgerecht eingesammelt wird, lassen sich die wild entsorgten Mengen nur schwer abschätzen.

Zudem wird dieser Müll durch Abrieb beispielsweise im Rhein sukzessive in Mikro- und Nanoplastik zerlegt. Das Problem bei diesem Plastikabrieb besteht einerseits darin, dass man den Ursprung bislang nicht ermitteln konnte und zweitens darin, dass Fische diese mit Nahrung verwechseln.

Das entdeckte Mikroplastikvorkommen im Rhein war letztlich Beifang der Rheinkrake, der Müllfalle auf dem Rhein.

Die Rheinkrake: Ein innovativer Ansatz zur Bekämpfung von Plastikmüll in Flüssen

Seit September 2022 schwimmt die Rheinkrake auf Höhe der Zoobrücke im Rhein. Sie soll zumindest Teile der Müllfracht von geschätzt einer Tonne pro Tag einfangen, bevor sie im Naturschutzgebiet Wattenmeer landet. Zudem will man mit der Müllsammelaktion auch wichtige Daten zur Beschaffenheit der Müllflut sammeln.

Das Mikroplastik im Rhein könnte jedoch nicht nur das Ergebnis achtlos weggeworfenen Plastikbecher und Fastfoodschalen sein, sondern könnte auch aus der Wasseraufbereitung stammen, die somit statt zur Wasserreinigung zur Verschmutzung beiträgt.