Deutschland auf (Führungs-)Kurs

Seite 2: Fähigkeitsprofil: Rüstung gegen Russland

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Über die Beteiligung an konkreten NATO-Projekten wie der NRI oder dem Logistikkommando hinaus hat die Bundewehr einen Komplettumbau ihrer Strukturen auf den Weg gebracht, um so künftig "besser" für Auseinandersetzungen mit Russland gerüstet zu sein. Den Aufschlag dazu machten im April 2017 die "Vorläufigen konzeptionellen Vorgaben für das künftige Fähigkeitsprofil der Bundeswehr". Das nach seinem Verfasser auch "Bühler-Papier" genannte Dokument schlug einen umfassenden Umbau der Bundeswehr-Großverbände vor, der damals von der FAZ treffend mit folgenden Worten beschrieben wurde: "Damit würden die Divisionen wieder die klassische Struktur aus der Zeit vor 1990 einnehmen."

In einem nächsten Schritt folgte anschließend am 20. Juli 2018 die Veröffentlichung der bereits erwähnten Konzeption der Bundeswehr. In diesem wichtigsten Bundeswehr-Planungsdokument wurde ebenfalls die Ausrichtung auf Russland anvisiert (bei gleichzeitiger Beibehaltung der Fähigkeit von Militärinterventionen im Globalen Süden). Wörtlich hieß es in der Konzeption:

Die Bundeswehr muss […] in der Lage sein, zur kollektiven Bündnisverteidigung in allen Dimensionen mit kurzem Vorlauf, mit umfassenden Fähigkeiten bis hin zu kampfkräftigen Großverbänden innerhalb und auch am Rande des Bündnisgebietes eingesetzt zu werden.

Konzeption der Bundeswehr

Eine Feinausplanung, wie sich diese Ambitionen direkt in den Strukturen der Bundeswehr abbilden sollen, lieferte dann das "Fähigkeitsprofil der Bundeswehr" vom 3. September 2018, das im Wesentlichen die bereits im Bühler-Papier auffindbaren Vorschläge übernahm, sie aber noch einmal deutlich präzisierte. Das Fähigkeitsprofil selbst ist unter Verschluss, allerdings finden sich auf der entsprechenden Bundeswehrseite genug Informationen darüber, wie sich die Bundeswehr die künftige Struktur der Streitkräfte vorstellt.

Im Wesentlichen soll der Umbau der Bundeswehr in drei Schritten erfolgen: 2023 soll ein VJTF-Brigadeäquivalent - also etwa 5000 Soldaten - mit voller Bewaffnung bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung aller anderen "Verpflichtungen" (z.B. für die EU-Kampftruppen) in die NATO eingebracht werden können. Der zweite Schritt soll dann 2027 folgen, da will die Bundeswehr dann eine Division (knapp 20.000 Soldaten) beisteuern. Das Ende des im Fähigkeitsprofil beschriebenen Planungshorizontes ist schließlich 2031 erreicht, von da ab sollen dann alle Teilstreitkräfte für einen Krieg mit Russland gerüstet sein: Drei Divisionen (Heer), vier gemischte Einsatzverbände (Luftwaffe), 25 Kampfschiffe (davon elf Fregatten) und 8 U-Boote (Marine) sowie Kapazitäten zur Erlangung der Hoheit im Informationsraum (Cyber) will die Bundeswehr bis dahin am Start haben.

Und weil hierfür selbstredend eine Menge Soldaten und Gelder benötigen werden, wurde auch diesbezüglich der Bedarf präzisiert: Allein für die erste "Ausbaustufe" müsse die Truppengröße von gegenwärtig ca. 180.000 auf 203.000 Soldaten nach oben korrigiert werden. Und eine Vollausstattung mit schwerem Gerät erfordere Militärausgaben von mindestens 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), so das Fähigkeitsprofil.