Deutschlands Bevölkerung wächst bis 2045 auf 85,5 Millionen, verteilt sich aber sehr ungleich
Deutschland wächst bis 2045 auf 85,5 Mio. Einwohner. Dabei gewinnen Großstädte und der Süden, der Osten verliert. Droht eine Zweiteilung der Republik?
In Deutschland werden künftig mehr Menschen leben. Im Jahr 2045 könnten es 85,5 Millionen sein, schätzt das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in seiner zehnten Bevölkerungsprognose. Gegenüber dem Jahr 2023 entspricht das einem Zuwachs von 0,9 Prozent.
Deutschland wächst ungleich: Metropolen boomen, der Osten schrumpft
Allerdings wird sich die Bundesrepublik sehr ungleich entwickeln. Die Menschen zieht es dorthin, wo sie sich eine wirtschaftliche Zukunft erhoffen: in die Großstädte und ihr Umland sowie in viele ländliche Regionen Baden-Württembergs und Bayerns.
In strukturschwachen Gebieten nimmt die Bevölkerung dagegen weiter ab. Besonders betroffen ist Ostdeutschland, sieht man von Berlin und dem "Speckgürtel" um die Bundeshauptstadt ab. In einigen Regionen wird die Bevölkerung um mehr als 21 Prozent schrumpfen, in den meisten Regionen um mehr als 15 Prozent. Auch viele westdeutsche Regionen können von einem leichten Bevölkerungsrückgang betroffen sein.
Diese Entwicklung dürfte viele Probleme verschärfen. Ohne nennenswerten Neubau wird Wohnraum in den Ballungszentren knapp und teuer bleiben. Und in strukturschwachen Regionen dürften Krankenhäuser, Ärzte oder Lehrer noch knapper werden, was die Abwanderung weiter beschleunigen dürfte.
Landkreis Ebersberg und Universitätsstädte sind Wachstumsgewinner bis 2045
Das stärkste Wachstum mit über 14 Prozent bis 2045 prognostiziert das BBSR für den Landkreis Ebersberg in Bayern sowie die kreisfreien Städte Freiburg im Breisgau, Potsdam und Leipzig. In Ostdeutschland werden vor allem Berlin und weite Teile seines Umlandes auf Wachstumskurs bleiben.
Dagegen werden viele strukturschwache Landkreise abseits der Metropolen an Bevölkerung verlieren. Der Erzgebirgskreis in Sachsen, Greiz in Thüringen und Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt werden laut Prognose bis 2045 mehr als ein Fünftel ihrer Bevölkerung verlieren. Auch Teile Nordhessens, angrenzende Gebiete im Osten Nordrhein-Westfalens sowie Teile des Saarlandes werden Einwohner verlieren.
Zahl der Rentner steigt bundesweit um 2,2 Millionen
Die Zahl der Menschen im Rentenalter (67 Jahre und älter) steigt laut BBSR bis 2045 bundesweit um 2,2 Millionen (+13,6 Prozent). Besonders starke Zuwächse werden vor allem in vielen bayerischen Kreisen zu verzeichnen sein. In der Mehrzahl der Kreise in den neuen Bundesländern steigt zumindest der Bevölkerungsanteil dieser Altersgruppe, auch wenn ihre Zahl absolut sinkt.
In Regionen mit starkem Bevölkerungsrückgang wird das Durchschnittsalter laut BBSR überdurchschnittlich steigen. In den Landkreisen Vorpommern-Rügen in Mecklenburg-Vorpommern, Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt, Altenburger Land und Greiz in Thüringen sowie Spree-Neiße in Brandenburg werden die Menschen im Jahr 2045 im Durchschnitt älter als 50 Jahre sein. Am anderen Ende der Skala stehen Universitätsstädte wie Frankfurt am Main, München oder Heidelberg, deren Bevölkerung auch 2045 im Durchschnitt jünger als 41 Jahre sein wird.
Kreisfreie Städte verzeichnen Zuwachs bei Kindern und Jugendlichen
In den kreisfreien Städten wird die Zahl der Kinder und Jugendlichen der Prognose zufolge bis 2045 zunehmen – in München, Landshut und Freiburg im Breisgau sogar um mehr als ein Fünftel. Für Berlin und Leipzig rechnet das BBSR mit einem Anstieg um knapp ein Fünftel.
Deutschlandweit wird die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter (20 bis unter 67 Jahre) bis 2045 um zwei Prozent zurückgehen. Während sie in den Landkreisen Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt, Greiz in Thüringen, Spree-Neiße in Brandenburg und Stendal in Sachsen-Anhalt um 30 Prozent sinkt, prognostiziert das BBSR für die kreisfreien Städte München, Leipzig, Berlin und Potsdam Zuwächse von mindestens zehn Prozent.