Dicke Luft in deutschen Städten

Seite 2: Fliegende Klimakiller

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Ein modernes Flugzeug verbraucht je Passagier rund drei Liter Kerosin auf 100 Kilometer. Neben Kohlendioxid gelangen vor allem Stickoxide und Wasserdampf beim Verbrennen von Kerosin direkt in die höheren Schichten der Atmosphäre. Dort richten sie im Laufe von 100 Jahren irreparable Schäden an.

Die Kondensstreifen und Schleierwolken heizen die Atmosphäre zusätzlich auf. Denn sie lassen das Sonnenlicht ungehindert auf die Erde, vermindern aber die Wärmeabstrahlung ins Weltall. Deshalb haben Wissenschaftler festgelegt, dass eine Person im Flugzeug 380 Gramm Kohlendioxid je geflogenen Kilometer emittiert.

Das Institut für Energie und Umweltforschung (IFEU) bewertet die Klimarelevanz von Mittel- und Langstreckenflügen 2,7 Mal höher als die bodennahen Emissionen.

Laut dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) haben sich hierzulande die CO2-Emissionen im Flugverkehr seit 1990 etwa verdoppelt. Der Gesamtanteil des Flugverkehrs an der globalen Erwärmung wird auf fünf Prozent geschätzt.

Die Umweltorganisation Atmosfair ordnet die Fluggesellschaften verschiedenen Effizienzklassen zu. Danach kommen zehn der 50 klimafreundlichsten Gesellschaften aus China. Die China West Air zum Beispiel gehört zu den "saubersten" Airlines der Welt. 16 kommen aus Europa.

Während Condor in der Energieeffizienz auf Platz Sieben rangiert, kommt Lufthansa erst an 77. Stelle. Bei enger Bestuhlung und Besetzung aller Plätze ist die Belastung geringer als bei großer Beinfreiheit und geringerer Auslastung.

Es sind vor allem die Menschen auf der Südhalbkugel, die die Folgen des Klimawandels heute am heftigsten spüren. Atmosfair wirbt daher für die Zahlung eines Beitrages, deren Höhe je nach Flug variiert und die klimafreundliche Projekte in armen Weltregionen finanzieren soll. Die Sache hat nur mehrere Haken.

Zum einen verringern sich erstmal keine Abgase, nur weil irgendwo Geld überwiesen wird. Zum anderen werden in Afrika und Indien Solarkocher, effiziente Holzvergaser, Gar-Behälter oder Photovoltaikanlagen so oder so dringend benötigt - unabhängig davon, ob jemand das Flugzeug nutzt oder eine Kreuzfahrt macht.

Zudem stellt sich die Frage, wie viele Passagiere sich an dieser Art des Emissions-Ausgleiches beteiligen. Denn der Beitrag wird entweder freiwillig gezahlt oder gar nicht. Aber geflogen wird trotzdem. Je weniger Geld reinkommt, desto weniger klimafreundliche Projekte können finanziert werden.

Nicht nur Atmosfair prangert die zu hohen Treibhausgase durch den Luftverkehr an. Auch der VCD warnt davor, dass bei weltweitem Wachstum des Flugverkehrs mögliche Klimaschutzerfolge in anderen Bereichen zu Nichte gemacht würden.

Die Luftverkehrsteuer für gewerbliche Passagierflüge, welche die Luftfahrtindustrie eine Milliarde Euro kostet, könne nur der erste Schritt hin zu einer umfassenden Besteuerung sein. Auch die viel diskutierte Kerosinsteuer könnte einen Anreiz setzen, auf klimafreundlichere Verkehrsmittel umzusteigen.