Dicke Luft in deutschen Städten

Seite 3: Abgas-Privilegien auf hoher See

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Die Umweltbilanz von Kreuzfahrtschiffen sieht kaum besser aus. Ein AIDA-Kreuzer verbraucht drei Liter pro Person auf 100 Kilometer. So verbraucht ein Schiff, das rund 4.000 Passagiere aufnimmt, etwa 12.000 Liter Schweröl, für 100 Kilometer. Das schwefelhaltige Schweröl wird auf offener See verbrannt.

Zwar soll der Grenzwert für Schwefel ab 2020 weltweit von 3,5 auf 0,5 Prozent gesenkt werden, damit liegt er aber immer noch 500 Mal höher als auf den Straßen in den EU-Ländern, auf denen nur 0,001 Prozent erlaubt sind. Inzwischen wird Flüssiggas (LNG) als künftiger Treibstoff diskutiert. Allerdings kann hier klimaschädliches Methan entweichen.

Ungeachtet aller Umweltprobleme hält der Boom in der Kreuzschifffahrt an: Weltweit sind geschätzte 24 Millionen Passagiere unterwegs, darunter 6,6 Millionen Europäer jährlich. Geplant ist der Bau von 75 neuen Schiffen.

Es gibt aber auch umweltfreundliche Schiffe - wie das sonnen- und Wind betriebene Eco-Ship, ein geplantes Projekt der japanischen NGO Peace Boat. Bis dieses Schiff zum Standard wird, werden wohl noch etliche Rußwolken die Atmosphäre verschmutzen.

Mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen

Wer möglichst wenig CO2 ausstoßen will, sollte wo immer es geht auf Bus oder Bahn zurückgreifen. Denn: Je mehr Menschen öffentliche Verkehrsmittel nutzen, desto besser sind diese ausgelastet und umso weniger Autos verstopfen die Straßen. Leider lässt in manchen Regionen der finanzielle Anreiz im öffentlichen Nahverkehr stark zu wünschen übrig. So bleibt für viele Menschen das Auto Verkehrsmittel Nummer Eins.

Egal wie gut oder schlecht Flugzeuge, Schiffe und Autos ausgelastet sind, Schadstoffe werden auf jeden Fall emittiert. Nimmt der Verkehr weltweit zu, einschließlich der Abgase aus Industrie und Landwirtschaft, werden die Emissionen insgesamt global steigen.

Deutschland liegt mit durchschnittlich 11 Tonnen Treibhausgasen pro Kopf und Jahr weit über dem weltweiten Durchschnitt, der mit 6,8 Tonnen angegeben wird. Die individuelle CO2-Bilanz, bestehend aus Ernährung, Konsum, Heizung und Mobilität, kann sich übrigens jeder selbst ausrechnen - und dabei eigene Einsparungspotenziale herausfinden.

Noch ein Wort zur Unfallstatistik: Ende Februar wurde gejubelt, das im letzten Jahr nur 3214 Menschen ums Leben kamen, 245 weniger als im Vorjahr. So wenige? Man könnte auch sagen: Schon wieder wurden mehr als 3.200 Menschen dem Verkehrswahnsinn geopfert. Denn 2016 war gleichzeitig dasjenige mit den meisten Unfällen seit der Wiedervereinigung. Auch im laufenden Jahr werden Menschen auf den Straßen sterben. Eine Gesellschaft, die sich im Geschwindigkeitsrausch stets selber überholt, wird diesen Preis zahlen müssen. Daran haben wir uns gewöhnt. Und das sollte uns zu denken geben.

Ergänzende Hinweise:

Daten zu Luftqualität und Umweltbelastung: Umweltbundesamt

Greenpeace-Studien:
Rollenwechsel - Konzept für eine neue Mobilität in den Städten (2016)

Erneuerbare Mobiltät (2016)