Die Angst vor dem First Contact

Seite 3: Hawkings Skepsis

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Um das bisherige Ausbleiben außerirdischer Besucher zu erklären und die Gefahren eines Kontakts mit hochentwickelten Mega-Kulturen aus dem All zu verdeutlichen, bedient sich der weltbekannte englische Astrophysiker Stephen Hawking desgleichen einer Insekten-Analogie (siehe Teil VI dieser Serie). Er hält es für möglich, dass fortgeschrittene Intelligenzen von unserer Existenz wissen, andererseits aber nicht im Geringsten an einem Dialog interessiert sind und uns lieber "in unseren primitiven Säften schmoren" lassen.

Bild: NASA/Paul Alers

Hawking zweifelt allerdings an der Generosität der Fremden. Wenn der Mensch sich nicht daran störe, wie viele Insekten und Würmer er tagtäglich unter seinen Fußsohlen zerquetsche, sei es nicht auszuschließen, dass Superzivilisationen genauso handelten. Kritisch äußert sich Hawking über die Plaketten der Pioneer 10 und 11 und die goldenen Schallplatten der Voyager 1- und 2-Sonden, die Kunde von unserer Welt tun und zugleich die Position derselbigen verraten.

Künstlerportrait von Pioneer 10. Bild: NASA

Dies könne uns eines Tages zum Nachteil gereichen, ja sogar zum Verhängnis werden. Denn der Besuch von Außerirdischen könne laut Hawking den Anfang vom Ende der Menschheit einleiten, weil solcherlei Überwesen tausendmal intelligenter und weiter entwickelt seien als wir und daher mit Sicherheit auch unseren Planeten allein okkupieren und bewohnen wollten.

Wir sollten uns davor hüten zu antworten, wenigstens so lange, bis wir uns weiterentwickelt haben. Eine sehr fortgeschrittene Zivilisation zum jetzigen Zeitpunkt unserer Entwicklung zu kontaktieren, wäre ein wenig so, als würden wir als Ureinwohner Amerikas auf Kolumbus treffen. Ich glaube nicht, dass wir dann besser dran wären.

In der Menschheitsgeschichte waren die "Entdeckten" stets die Verlierer

Ungewöhnliches Nature-Editorial

Inzwischen hat der schon seit einigen Jahren latent unter den Wissenschaftlern gärende Disput, ob der Homo sapiens aktiv mit gezielten Botschaften ins All nach außerirdischen Intelligenzen suchen soll, größere Dimensionen angenommen. Ehemals ausschließlich im SETI-Milieu hoffähig und en vogue, stellte diese Streitfrage Mitte Oktober 2006 ausgerechnet die weltweit angesehene Wissenschaftspublikation Nature einer größeren (akademischen) Öffentlichkeit erstmals vor.

Nicht irgendwo versteckt im Mittel- oder Endteil des Magazins, sondern für jedermann gut sicht- und lesbar im Editorial, in dem ein unbekannter Autor die Risiken der "Active-SETI"-Methode offen zur Sprache brachte. Zugleich nahm der "Nature"-Autor mit eindringlichen Worten die verantwortlichen Wissenschaftler unmissverständlich in die Pflicht:

[…] die von ,Active SETI’ ausgehende Gefahr ist real. Es ist nicht ersichtlich, ob alle außerirdischen Zivilisationen freundlich sein werden oder dass sogar ein Kontakt mit einer friedliebenden Kultur keine Folgen für die Menschen auf der Erde haben wird. […] Wenn die neuen Technologien uns radikal neue Möglichkeiten eröffnen, dann haben diejenigen, die das Privileg haben, damit zu spielen, die Pflicht, sich intensiv und breit über die Gefahren solcher Möglichkeiten auszutauschen.

Veranlasst zu diesem Leitartikel sah sich "Nature" infolge des Kongresses der International Academy of Astronautics (IAA) in Valencia (Spanien), der wenige Tage vor der Veröffentlichung des Editorials seine Pforten geschlossen und zumindest aus der Sicht vieler SETI-Akteure mit einem unbefriedigenden Resultat geendet hatte.

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