Die Belagerung von Falludscha

Seite 2: Die Stadt wird eingekreist

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Zwar zeigte sich in den letzten Wochen aufflackernder Widerstand gegen den IS - angeblich auch von ehemaligen mit den USA verbündeten Awakening-Gruppierungen -, aber die Aufstände wurden bislang immer noch niedergeschlagen. Der IS reagiert mit bekannten Mitteln auf Widerstand von den Stämmen.

Mit demonstrativer Brutalität wird auch Zivilisten in Falludscha vorgeführt, dass Flucht aus der Stadt nicht nur sinnlos ist, sondern als Verbrechen gewertet wird, das mit dem Tod bestraft wird.

Eingerichtete Hilfskorridore zur Versorgung der Stadt mit Nahrungsmittel und Medikamenten sind derart vermint, dass die letzte Lieferung vom World-Food-Programm im September letzten Jahres in die Stadt gelangen konnte.

Irakische Streitkräfte, Archiv-Foto

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Die irakischen Armee ist mittlerweile an mehrere Orte der näheren Umgebung Falludschas herangerückt, zu nennen ist etwa Karma. Berichte deuten darauf, dass die irakische Armee dabei ist, Orte rings um Falludscha herum zu erobern. Ob die Rechnung aufgeht, wonach man bei der Eroberung der Stadt selbst auf sunnitische Stämme zählen kann, die sich dann gegen den IS wenden, ist nicht selbstverständlich.

Denn es dürfte auch Wut auf die irakischen Regierungstruppen geben, die durch den Belagerungszustand für die Not erheblich mitverantwortlich sind, das Aushungern ist Teil der Taktik. Zum anderen spielen schiitische Milizen eine wichtige Rolle bei der Offensive der irakischen Armee. Wie wichtig die schiitischen Milizen für die Armee sind, zeigt sich derzeit bei der Mosul-Offensive, wo offenbar viele irakische Soldaten desertieren. US-Militärvertreter zeigen sich sehr bemüht, den Zustand der irakischen Armee dennoch als nicht allzu miserabel darzustellen ("Sie verbessern sich täglich").

Dass schiitische Milizen maßgeblich mit von der Partie sind, ist nicht nur wegen der Furcht vor möglichen Racheakten von Bedeutung, sondern es verstärkt eine Wahrnehmung der Verhältnisse im Irak weiter zuungunsten der Sunniten (Schiitische Milizen drängen im Irak an die Macht). Die Lösung der Konflikte in Falludscha ist unter diesen Voraussetzungen schwierig. Laut WFP fliegen Zehntausende aus Anbar. Mit dem weiteren Vorrücken der Armee dürften es nicht weniger werden.