Die Botschaft hat sich geändert

Auch hier wirken nun die westlichen Sanktionen: Billa-Supermarkt im Süden von Moskau, 2017. Bild: Brateevsky, CC BY-SA 4.0

Bislang richteten sich westliche Sanktionen gegen Oligarchen und staatliche Institutionen. Nun sind Güter des täglichen Gebrauchs betroffen. Das Resultat ist unklar. Ein Kommentar.

Die USA und Europa haben unlängst weitere Sanktionspakete verhängt. Ich verfolge das alles schon seit einiger Zeit aufmerksam, doch dieses Mal hat die Sache eine neue Dimension. Banken und andere Unternehmen sind nicht betroffen.

Jetzt sind es die Konsumgüter, die eingeschränkt werden. Und dabei handelt es sich nicht um Rolex-Uhren oder Rolls-Royce-Fahrzeuge, sondern um Güter, die auch der normale Bürger benutzt.

  • Telefone für 20 000 Rubel.
  • Kühlschränke für 50.000 Rubel.
  • Klimaanlagen und Ventilatoren.
  • Geschirrspülmaschinen, Mikrowellen, Toaster.
  • Staubsauger für über 7.000 Rubel.
  • Elektronische Waagen, verdammt nochmal!
  • Drucker.
Anton Orech arbeitet als Journalist in Moskau.

Bislang gab es Sanktionen gegen die Oligarchen, die, wie Putin richtig feststellte, ohnehin niemandem wehtaten. Und gegen Staatskonzerne, Banken und einige andere Institutionen.

Die Menschen in Russland haben all das nicht mit sich selbst in Verbindung gebracht, und hatten nicht das Gefühl, dass es ihr Leben unmittelbar betreffen würde. Aber ein Telefon für 20.000 Rubel ist so ziemlich jedes Telefon, außer ganz einfachen Modellen. Und Mikrowellen sind auch kein wirklicher Luxus.

Natürlich haben wir im vergangenen Jahr erlebt, wie geschickt man die Verbote umgehen und fast alles über Kasachstan einführen kann. Aber es dauert länger, ist teurer, und die Auswahl ist viel geringer geworden. Es ist möglich, auf parallelen Wegen eine ganze Menge einzuführen – aber eben nicht alles und nicht so viel, wie wir es hier gewohnt sind.

Der Sinn der neuen Sanktionen ist, dass sie nun auch für ganz normale Menschen spürbar werden.

Ich weiß nicht, was das Resultat sein wird. Aber die Botschaft hat sich geändert.

Andrey Leonidovich Kravchenko (*1972 in Moskau), besser bekannt als Anton Orech, ist ein russischer Journalist, der – bis zu dessen Schließung durch den russischen Staat – vorrangig bei Radio Echo Moskau tätig war. Zudem wurde er durch seine Mitarbeit bei dem in Moskau ansässigen Kinderradio bekannt.

Dieser Kommentar erschien zuerst auf Russisch bei dem Online-Portal Echo, das im September 2022 von ehemaligen Redakteuren von Radio Echo Moskau gegründet wurde.

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