Die Bundeswehr soll wegen der Auslandseinsätze größer werden

Seite 2: Mehr Soldaten braucht auch das Pentagon

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

In seiner Antrittsrede im März 2015 hatte US-Verteidigungsminister Carter eigentlich nur über die Menschen in den Streitkräften und die Notwendigkeit gesprochen, dass sie die "Zukunft der nationalen Sicherheit" seien. Er pries die US-Streitkräfte als guter Arbeitgeber an, der Job sei aufregend, man komme voran, schließe Freundschaften, könne ein Familienleben führen, reise um die Welt und hantiere mit der besten und neuesten Technik.

Aber man müsse jedes Jahr 250.000 neue Menschen einstellen, um den Personalstand zu halten, was eben deswegen auch schwieriger werde, weil von den 21 Millionen 17-21-jährigen US-Amerikanern nur die Hälfte überhaupt noch imstande seien, die Aufnahmeprüfungen zu bestehen. Wenn man dazu noch die körperliche Fitness und die erforderlichen Charaktereigenschaften nehme, schrumpfe der Anteil auf gerade einmal ein Drittel. Ein Problem ist auch, wenn die Wirtschaft wächst und es mehr zivile Jobs gibt, weil es dann für das Militär schwieriger werde, "die Besten und Klügsten" anwerben zu können.

Und am schwierigsten sei es, Menschen für Aufgaben zu finden, die am meisten Ausbildung voraussetzen, beispielsweise Spezialisten für Cybersicherheit. Da müsse man noch viel "kreativer" werden, weil man in Zukunft immer mehr von diesen Spezialisten benötige, die man aber mit dem Lohn nicht locken kann, die körperlich nicht fit sind und zu individualistisch, um sich der traditionellen Disziplin des Heeres zu unterwerfen.

Ein Mittel, das viele Armeen gefunden haben, um fehlendes Personal aufzustocken, ist die Rekrutierung von Frauen. So erklärte Carter gegenüber Kritikern Anfang Dezember 2015, dass alle Posten im US-Militär ab nun Frauen offenstehen. Streitkräfte des 21. Jahrhunderts müssten möglichst alle Talente anwerben, was Frauen einschließe, man könne nicht die Hälfte der Bevölkerung ausschließen, auch nicht für den Dienst in Spezialeinheiten, was noch von 85 Prozent der Männer in den US-Spezialeinheiten abgelehnt wird. Das ist auch eine Art der Emanzipation von oben.

Militär braucht Nerds

Deutlicher sprach das Thema der finnische Verteidigungsminister Niinistö an. Nach ihm sollte es allen jungen Männern mit entsprechender Ausbildung möglich sein, Wehrdienst zu leisten. Dabei spricht er den Punkt an, der auch Carter und von der Leyen umtreibt, nämlich die fehlende Fitness von vielen Bewerbern.

Es müssten ja nicht alle im Feld dienen, wer keine so gute körperliche Fitness besitzt, könnte mit seinen Computererkenntnissen oder mit anderen Fähigkeiten mitwirken. Das Problem ist vermutlich hausgemacht, die alten Haudegen sind weiterhin der Überzeugung, dass körperliche Fitness, eine bestimmte Größe oder ein bestimmtes Gewicht wichtig seien, obgleich der im Fronteinsatz befindlichen Soldaten immer geringer wird und die Notwendigkeit von technischen Experten in allen Bereichen immer stärker wird. Gerade in Zeiten, in denen das Militär selbst den Übergang zu fernsteuerbaren und autonomen Kampfsystemen forciert, ist die körperliche Fitness für das Gros einer Armee vernachlässigenswert, ein nostalgischer Wert.

Viele Menschen haben andere Fähigkeiten, die von der Armee benutzt werden können", so Niinistö. "Beispielsweise im IT-Bereich wären so genannte Computer-Nerds wichtig für das Militär." Dabei gibt es in Finnland noch die Wehrpflicht und werden 70 Prozent derjenigen eingezogen, die eine Abschlussklasse besucht haben. In den 1980er Jahren waren es allerdings noch 80 Prozent. Der Rückgang müsse gestoppt werden.