Die Entlastung kommt! Versprochen! (Nur nicht beim Tanken und Bahnfahren)
- Die Entlastung kommt! Versprochen! (Nur nicht beim Tanken und Bahnfahren)
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Themen des Tages: Wie die Menschen gerade die Unterstützung der Regierung im Portemonnaie merken. Wie die Bahnen wieder schön leer werden. Und wie es um den Frieden steht.
Liebe Leserinnen und Leser,
republikweit erleben Autofahrer heute die Kompetenz der Ampelkoalition bei der Entlastung der Bürger. Der Antikriegstag 2022 wird vom Krieg überschattet. Und die Debatte über das Neun-Euro-Ticket dauert an.
Doch der Reihe nach.
Märchenstunde in Meseberg
Wer am gestrigen Mittwochabend tanken wollte, musste Geduld mitbringen. Wenige Stunden vor dem Ende des sogenannten Tankrabatts stauten sich die Autos an den Zapfsäulen. Zu Recht, wie sich heute zeigte. Schon am heutigen Morgen lag der Dieselpreis bei einem Großteil der Tankstellen deutlich jenseits von 2,10 Euro. Im Netz kursierten Fotos von Preistafeln, die einen Literpreis von mehr als 2,30 Euro auswiesen. Superbenzin E10 lag über zwei Euro. Ist das ja jetzt schon der "Kriegssoli", den Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) mal ins Spiel gebracht hat?
Auf jeden Fall wird die Bundesregierung in Bedrängnis kommen. Zwar sind – offenbar gegen den Widerstand der Liberalen – einige Entlastungen für bedürftige Bürgerinnen und Bürger beschlossen worden. Die breite Bevölkerung aber wird von den Folgen von Krieg und Sanktionen heftig betroffen sein.
Es ist zu vermuten, dass die Solidarität mit der Ukraine – mit wem eigentlich konkret dort? – an Wirkkraft in dem Maße verlieren wird, wie die Geldreserven auf den Privatkonten schwinden, Hortfahrten der Kinder abgesagt und Urlaube gestrichen werden müssen.
"Don‘t look down", kann die Bundesregierung da nur sagen, wenn die kommenden Strom- und Gasnachzahlungen auf den Küchentischen des Wahlvolkes liegen. Das wendet die Katastrophe aber nicht ab, wie Abonnenten eines einschlägigen Streamingdienstes gelernt haben.
Krisenmanagement und -kommunikation der Koalitionäre jedenfalls lässt einen dieser Tage baff erstaunt zurück. In beachtlicher Selbstgefälligkeit – "Wir arbeiten ja auch dran" – trat Finanzminister Christian Lindner Mitte dieser Woche vor die Presse, während in der Bevölkerung die Unruhe wächst.
Zu bieten hatte das Triumvirat Habeck, Lindner und Scholz wenig – außer der PR-Bilder und Versprechungen. Das ist verheerend, weil die beiden wirksamsten Maßnahmen – neben der Senkung der Energiesteuer war dies das Neun-Euro-Ticket – just an diesem Tag ausliefen. Die Inflation schießt derweil im gesamten Euroraum durch die Decke.
All das lässt vermuten: Von der Alliteration aus Wut und Winter werden wir noch öfter hören und lesen.
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