Die Entlastung kommt! Versprochen! (Nur nicht beim Tanken und Bahnfahren)
Seite 2: Bahn vs. Porsche
Apropos Neun-Euro-Ticket: Für viele Bürgerinnen und Bürger mit geringerem Einkommen ist Mitte der Woche der Sommer der Mobilität zu Ende gegangen. Das Neun-Euro-Ticket hatte ihnen ermöglicht, im Regionalverkehrsbereich Urlaub und Entspannung zu finden. Das bedeutete nicht nur eine Erfahrung neuer, persönlicher Freiheit, sondern oft auch konkrete finanzielle Entlastung.
Nun haben sich die Kosten für Monatsticket wieder mehr als verzehnfacht. Dabei weisen viele Studien darauf hin, dass das Neun-Euro-Ticket ein mehrfacher Erfolg war: Es hat die Menschen von der Straße in die Züge gebracht und damit vor allem auf dem Land, wo oft lange Strecken zurückgelegt werden müssen, einen konkreten Beitrag zum Klimaschutz geleistet.
In seiner Zeitenwende-Rede hat der Sozialdemokrat Scholz schon klargemacht, dass er 100-Milliarden Euro locker machen kann. Allerdings für andere Zwecke, wie ja hinreichend bekannt ist. Was Finanzminister Lindner im Barockschloss Meseburg zum Thema sagte, ist nicht bekannt. Ihm das Zitat "Wenn sie keine Bahn fahren können, dann sollen sie Porsche fahren!" in den Mund zu legen, wäre natürlich grob böswillig.
Artikel zum Thema:
Wolfgang Pomrehn: Neun-Euro-Ticket: Viel zu erfolgreich, um verlängert zu werden
Bernd Müller: Bilanz nach drei Monaten Neun-Euro-Ticket: Erfolg – nur nicht auf dem Land
Peter Nowak: Neun-Euro-Ticket: Kampf um das Recht auf Mobilität
Ein bisschen Frieden
Achso, heute war übrigens Antikriegstag. Das hat angesichts der schweren Waffendebatte nur niemand mitbekommen. Zwar haben die Linken-Bundestagsabgeordneten ihre Diät von 10.323,29 Euro dazu genutzt, am Rande einer Klausurtagung in Potsdam, bei der sie vor allem über das Wetter sprachen – dazu demnächst mehr bei Telepolis – für Frieden zu demonstrieren.
Doch die aktuellen Umfragewerte der Neosozialisten lassen vermuten, dass sie damit für weniger Aufsehen sorgten, als ein Klimaaktivist, der an einer Mülltonne hinter der Lidl-Filiale des Castrop-Rauxeler Stadtteils Pöppinghausen klebt.
Bei Telepolis immerhin erinnerte Bernhard Trautvetter an das Randthema Weltfrieden mit einem persönlichen Essay, in der er Parallelen zwischen der aktuellen Lage in den Tagen der Kuba-Krise vor 60 Jahren zog:
Im Oktober beraten rund 300 Nato-Führungskräfte, Vertreter der Rüstungsindustrie und Strategen über die Möglichkeit, die Nato-Staaten in der Rivalität mit China und Russland militärisch zu unterstützen, wie es in ihren Tagungsunterlagen heißt. Es geht hier um die Staaten, die über 90 Prozent der nuklearen Arsenale besitzen.
Trautvetter erinnerte auch an den Christ- und später Sozialdemokraten Gustav Heinemann, der sagte darauf: "Nicht der Krieg, sondern der Frieden ist der Ernstfall, in dem wir uns zu bewähren haben."
Das war freilich lange vor der bundesrepublikanischen Zeitenwende.
Artikel zum Thema:
Bernhard Trautvetter: Wie weit ist es von der Zeitenwende zum Zeitenende?
Reinhard Jellen:: "Weltuntergänge haben eine gewisse Tradition bei den Deutschen"
Leo Ensel: Zum Tod von Michail Gorbatschow: Für eine Renaissance des Neuen Denkens