Die Kieselalge und der Berg

Seite 4: Der menschliche Körper als Mais-Sirup-Müllhalde

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Ein Paradebeispiel für diese Tendenz liefert die US-amerikanische Maisindustrie, die seit der sogenannten grünen Revolution in den 1970ern die US-Verbraucher mit Maissirup beglückt. Dieses gesundheitsschädliche Fruktosekonzentrat hat den gewöhnlichen Zucker weitgehend verdrängt.

Der Filmemacher Curt Ellis hat in seinem Dokumentarfilm "King Corn" die Geschichte und die Folgen der Industrialisierung der US-amerikanischen Maisbranche beleuchtet. Er schilderte die Einführung des Süßungsmittels in einem Interview folgendermaßen:

In den 1970ern wurde diese enorme Steigerung der Maiserträge erreicht, und nun tauchten überall im Mittleren Westen diese gigantischen Maisberge auf. Deswegen schien alles hilfreich, um diese Maismengen verwenden zu können - wie eben der Maissirup, der sich nun in Tausenden Produkten wiederfindet. Er ist überall, er ist in deiner Spaghettisoße oder in einem Laib Brot - in Produkten, in denen er vor einer Generation noch nicht zu finden war.

Curt Ellis

Produktivitätssteigerungen in der kapitalistischen Agrarindustrie führen somit nicht zu einer Schonung der begrenzten natürlichen Ressourcen, sondern zum Bemühen, auf Biegen und Brechen neue Nachfragefelder zu schaffen, um den Verwertungsprozess aufrechtzuerhalten - und wenn es der menschliche Körper sein muss, der als Mais-Sirup-Müllhalde missbraucht wird.

Das Kapital fungiert somit als eine Weltvernichtungsmaschine, es stößt an seine äußeren, ökologischen Grenzen - die endliche Welt wird von der uferlosen und selbstbezüglichen Verwertungsbewegung des Kapitals buchstäblich verbrannt.

Von Tomasz Konicz erschien jüngst im Konkret Verlag das Buch "Kapitalkollaps. Die finale Krise der Weltwirtschaft".