Die Macht in Pakistan: Was passiert am 8. Februar 2024?

Seite 3: Wer im hybride Regime immer oben bleibt: Die Hierarchien der Macht

Obwohl manche Leute mit Prognosen fast unglaubliche Mengen Geld verdienen, liegen auch sie ziemlich oft daneben, deswegen wird hier nicht weiter spekuliert. Letztendlich ist es völlig egal, welche Partei das Primeminister's Office in Islambads G-5 Sektor, der "Red Zone", besetzt.

Das "Hybride Regime," die Zwangsfusion demokratischer Parteien mit den Streit- und Sicherheitskräften, ist momentan so gut ausbalanciert, dass es sich die Armee leisten kann, einen alten Widersacher wie Nawaz Sharif zurück ins Land und sogar bei den Wahlen antreten zu lassen.

Die Armee, der "Ober" im hybriden System, steht wie mehrfach erwähnt nicht zu Wahl, mit diesem Umstand haben sich Parteien und Bevölkerung wohl bis auf Weiteres auch abgefunden.

Gefährlich für die Balance ist nur Imran Khan. Er selber wird auf längere Zeit hinter Gittern bleiben und ob die doch arg dezimierte PTI ohne ihr (einziges) Zugpferd zu alter Größe zurückfindet oder überhaupt eine nennenswerte politische Kraft bleibt, ist doch mehr als fraglich.

Schlimmer: Imran Khan hat während seiner 44-monatigen Amtszeit mehr als genug bewiesen, für den Posten noch weniger geeignet zu sein als alle seine Vorgänger.

Neue Ideen und Initiativen besaß er keine, er heizte nur die stark polarisierten und personalisierten Konflikte und Gegensätze noch weiter an, so weit, bis das Land vor einer Situation stand, die zum Teil an die Spaltung von 1971 erinnerte. Völlig ohne Zweifel ist er Teil der Misere, der das Land nicht entwachsen kann und nicht Teil der Lösung.

Die wahren Machtverhältnisse

Wie eingangs erwähnt spielt es für die Parteien, ihre Führer und Anhänger, sehr wohl eine Rolle, wer am 8. Februar gewinnt.

Politische Macht und Ämter bleiben im ressourcenarmen und sich im Dauerkrisenmodus befindlichen Pakistan, das weiterhin mit einem Bevölkerungswachstum kämpft, das weit über seine Möglichkeiten geht, das wichtigste Mittel, um sich selbst und seinesgleichen die Existenz zu sichern.

Natürlich verhungern in Pakistan keine Menschen, auch wenn es in einigen Regionen knapp zugeht und Mangelernährung alltäglich ist.

Doch schon in Fragen wie, ob und welche Schule die Kinder besuchen, in welches Krankenhaus man ein krankes oder verletztes Familienmitglied bringt oder welche Arbeit man zu welchem Lohn macht, spielt Politik eine Rolle, sie ist Schlüssel zu praktisch allem.

Stammes- und Feudalgesellschaft und Abhängigkeiten

So funktioniert es in der Stammes- und Feudalgesellschaft, die Pakistan noch immer ist: Der Khan, Sardar, Wadera, Chaudhary oder wie sein Titel lauten mag, ganz einfach der "Häuptling", garantiert mit seinem Einfluss, seiner Macht, das Wohlergehen seiner Untergebenen.

Dazu müssen sie ihn natürlich wählen. Die übergroße Mehrheit der Bevölkerung sieht keine Möglichkeit, aus dieser Abhängigkeit auszubrechen.

Wohl wird sie es nicht einmal wollen, weil es bis jetzt keine nachhaltigen Alternativen gibt. Eine der wenigen Optionen ist die Immigration, doch für die Mehrheit von fast 250 Millionen Menschen steht das nicht zur Debatte.

Natürlich wird sich so an den vielen grundlegenden Problemen des Landes nicht das Geringste ändern. Trotzdem kann der Bevölkerung kaum etwas Besseres gewünscht werden als dass es nach dem 8.Februar weitergeht wie gehabt, dass sich Politiker und Armee zusammenraufen und das arg gebeutelte Schiff Pakistan auf Kurs und über Wasser halten.