"Die Nullzinspolitik der EZB ist unverantwortlich"

Seite 2: "Hinter verschlossenen Türen zu verhandeln, wird niemals Vertrauen in die Ergebnisse herstellen"

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Mit TTIP wird Privatunternehmen das Recht eingeräumt, Staaten zu verklagen, sobald diese ihre Interessen stören. Ist das nicht eine Szenario von dem jeder größenwahnsinnige Banker träumen müsste?

Volker Handon: Dass Privatunternehmen vor der gesetzgeberischen Willkür von Staaten geschützt werden müssen, ist sicher konsensfähig. Unternehmen brauchen Planungs- und Rechtssicherheit. Klärungsbedürftig ist dagegen die Frage, wer in einem Streitfall bindende Entscheidungen und Urteile fällen darf. Ob hier nun nationale oder internationale Gerichte verantwortlich sein sollen, ist für mich von eher zweitrangiger Bedeutung. Wichtig ist allerdings, dass auf keinen Fall private organisierte Schlichtungsstellen das letzte Sagen haben dürfen.

Das Hauptproblem mit TTIP ist doch, dass die Verhandlungen für die Bevölkerung nicht öffentlich, transparent und nachvollziehbar gestaltet und diskutiert werden. Hinter verschlossenen Türen zu verhandeln, wird niemals Vertrauen in die Ergebnisse herstellen. Sollte ein Abkommen unter den hier genannten Vorraussetzungen ratifiziert werden, sehe ich für Banken und ihre Führung keine bedenklichen Vorteile.

Halten Sie es für möglich, dass am 11.9.2001 im Vorauswissen auf die Attentate Finanzgeschäfte getätigt wurden und falls ja, warum hört man nichts darüber?

Volker Handon: Wenn ein Täter, sei er nun Terrorist oder schlicht ein Krimineller, ein Ereignis herbeiführen kann, dass einen garantierten Einfluss auf Kapitalmärkte, zum Beispiel Aktienmärkte hat und dieser Täter über das Wissen verfügt, um diesen Einfluss, also den Anstieg oder Absturz von Aktienkursen mit Sicherheit beurteilen zu können, dann hat er eigentlich leichtes Spiel.

Er wäre sogar ziemlich dumm, sich diese einmalige Gelegenheit, einen großen Profit ohne Risiko zu erzielen, entgehen zu lassen. Insofern ist es durchaus denkbar, dass die 11.09.-Drahtzieher von ihrem Anschlag profitierten, beziehungsweise die sicher nicht unerheblichen Kosten für die Vorbereitung über die Börse refinanzieren konnten.

Die amerikanische Börsenaufsicht ist bestimmten Geschäften, die von dem Terrorakt am 11.09.2001 profitiert hatten, nachgegangen. Sie hat aber laut ihren eigenen Aussagen keine weiteren Indizien entdecken können, die einen solchen Verdacht bestätigen konnten. Allerdings wurden die Untersuchungsergebnisse nie komplett veröffentlicht.

Ob solche möglichen Hintermänner als Täter überführbar sind, hängt von der Fähigkeit und dem Willen der Ermittler ab, die gesamte Auftragskette dieser Transaktionen zu ermitteln, die notwendig wäre, um die Nutznießer einer solchen Tat zu verschleiern.

Ich hätte mir hier mehr Transparenz und Engagement gewünscht, bin mir aber andererseits nicht sicher, ob die Aufsichtsbehörden damals in der Lage waren, mögliche Auftraggeber dieser Finanzgeschäfte wirklich zu ermitteln, zumal wenn es sich dabei um OTC-Geschäfte gehandelt hat, die nicht über die Börse abgewickelt werden.

Letzte Frage: Sind die Börsennachrichten im Anschluss an die "Tagesschau" und "Heute" sinnvoll oder soll dergleichen der Gehirnwäsche der Fernsehzuschauer dienen?

Volker Handon: Börsensendungen wie die "Börse vor acht" vor den großen Nachrichtensendungen sind vollkommen überflüssig und haben weder inhaltlichen Wert noch dienen sie der Unterhaltung. Sie sind ein schönes Beispiel für die Lobbyarbeit der Finanzwirtschaft, die hier jeden Abend zur besten Sendezeit drei kostenlose Werbeminuten geschenkt bekommt, was für jeden Zwangsgebührenzahler im öffentlich-rechtlichen TV ein echtes Ärgernis sein sollte.

Als Kursinformation sind sie unzureichend und als Erklärungsveranstaltung für das Tagesgeschehen an der Börse eine Farce. Hier wird zur besten, teuersten Werbesendezeit eine Marketingveranstaltung für die Börsen, Banken und anderen Kapitalsammelstellen gesendet, mit dem Zweck, viele neue Börsenschafe zu gewinnen, die man mit netten Zocker-Produkten über den Schlachttisch ziehen kann.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.