Die Roten Khmer und der Westen

Seite 3: Schon das Tragen einer Brille konnte das Todesurteil bedeuten

Nach der Machtübernahme unter der Führung von Pol Pot kam in Kambodscha ein beachtlicher Teil des Bildungsbürgertums zu Tode. Teilweise geschah dies aufgrund der Strapazen bei der Umsiedlung aufs Land, teilweise wurden ihre Vertreter systematisch verfolgt und ermordet. Schon das Tragen einer Brille konnte das Todesurteil bedeuten.

Die vom Paris der 1950er-Jahre geprägten Kambodschaner hatten eine massive Aversion gegen die kambodschanische gebildete Mittelschicht entwickelt, die sich mit den zahlreichen politischen Wendungen im Lande arrangiert hatten, die im Spannungsfeld zwischen den USA, der Sowjetunion und China das Königreich bedrängten.

Unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Roten Khmer wurde Geld ebenso verboten wie Märkte. Schulen, Universitäten und die buddhistischen Klöster wurden geschlossen. Es gab keine Zeitungen und kein Postsystem mehr. Von den etwas über sieben Millionen Einwohnern Kambodschas im Jahre 1975 kamen je nach Schätzung bis zu zwei Millionen während der Herrschaft der Khmer Rouge ums Leben.

Viele Kinder und alte Menschen fielen den Strapazen der Evakuierungsmärsche zum Opfer. Lehrer und Intellektuelle wurden ermordet, da sie für die neue Gesellschaft des Demokratischen Kambodscha offensichtlich nicht benötigt wurden.