Die Schattenkrieger

Seite 3: Die "neue Gewürzroute": Afrika als ein Netzwerk von US-Militärstützpunkten

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Zunächst hieß es aus den USA, es bestünde kein Interesse an der Errichtung von Militärbasen auf dem afrikanischen Kontinent, Präsident Bush bezeichnete noch 2008 sich darum rankende Gerüchte als "schwachsinnig". Camp Lemonnier in Dschibuti war lange der einzige US-Militärstützpunkt, der von offiziellen Stellen überhaupt als solcher bezeichnet wurde. Das Kronjuwel unter den amerikanischen Militärbasen in Afrika wurde seit 2002 von 35 auf über 240 Hektar vergrößert, und in diesen Jahren ist auch die Zahl der dort stationierten Militärangehörigen stark gestiegen. Dieser Stützpunkt nimmt bei den US-Aktivitäten in Ostafrika und auf der Arabischen Halbinsel eine Schlüsselstellung ein.

US-Militärstützpunkte in und um Afrika. Gegenwärtig gibt es rund 800 Basen außerhalb der USA, die über den gesamten Globus verstreut sind. Und obwohl diese Dichte an Außenposten historisch beispiellos ist, ist sie kein Thema der öffentlichen Diskussion in den USA - Fragen nach dem Sinn dahinter gelten schlicht als unamerikanisch. Und das, obwohl der Unterhalt dieser Stützpunkte den Haushalt mit rund 100 Milliarden US-Dollar jährlich belastet. Zum Vergleich: Diese Summe gaben die Vereinigten Staaten 2016 für ihre gesamten Ölimporte aus. Karte: Bernd Schröder / QGIS, nach Angaben von David Vine und TomDispatch.

Zur Versorgung der Truppen in Ostafrika hat AFRICOM ein ausgeklügeltes Logistiksystem aufgebaut, das umgangssprachlich als "neue Gewürzroute" bezeichnet wird. Es verbindet Kenia, Uganda, Äthiopien und Dschibuti. Diese Umschlagplätze sind wiederum Teil eines größeren Transport- und Logistiknetzwerkes. Außerdem wurden entlang der afrikanischen Küste an strategischen Stellen Treibstoffdepots für die Navy angelegt.

Obwohl man sich bei AFRICOM bemüht, das Ausmaß der Operationen kleinzureden, hatten Berichte zu Tage gefördert, dass zu jedem beliebigen Zeitpunkt zwischen 5.000 und 8.000 US-Soldaten vor Ort stationiert sind. 2017 räumte man bei AFRICOM die Existenz von 46 US-Militärstützpunkten in Afrika ein, darunter 15 mit dauerhaftem Charakter. Das Jonglieren mit Standorten gehört Beobachtern zufolge vor Ort zum Tagesgeschäft - das soll AFRICOMs strategischem Konzept von kostengünstigen, maßgeschneiderten und flexiblen Aktionen mit "leichtem Fußabdruck" am besten entgegenkommen.

Ein ausgedehntes Netzwerk von Militärstützpunkten wird bei AFRICOM als Bedingung dafür gesehen, möglichst viele afrikanische Stellvertreter als Verbündete zu trainieren und um eine Mehrfronten-Kampagne zur Eindämmung und Bekämpfung von Terrorgruppen führen zu können. Eine Folge dieses Herangehens: die mit den Kampfeinsätzen verbundenen Gefahren bleiben zum überwiegenden Teil dann den afrikanischen Waffenbrüdern vorbehalten.

Die Einsätze dienen offiziell der Stabilisierung der Region, doch manchmal tragen die Mühen der jahrelangen Ausbildung afrikanischer Soldaten nicht die gewünschten Früchte, wie ein Beispiel aus Mali zeigt. Rebellierende Truppenteile mit AFRICOM-Ausbildung hatten im März 2012 unter Hauptmann Amadou Sanogo die demokratisch gewählte malische Regierung aus dem Amt geputscht. Sanogo war unter anderem beim US Marine Corps in Quantico ausgebildet worden - seinen Ausbildern war er nicht als "künftiges Führungsmaterial" aufgefallen.

Binnen zehn Tagen nach Sanogos Machtübernahme hatte das malische Militär die Kontrolle über die regionalen Hauptstädte von Gao, Timbuktu und Kidal an islamistische Milizen und Tuareg-Rebellen verloren. Mali hatte bis dahin als Erfolgsstory des US-amerikanischen Antiterrorkampfs im Rahmen der von AFRICOM koordinierten Trans-Sahara Counter Terrorism Partnership gegolten. Solche Vorfälle sind kein Einzelfall. Im benachbarten Burkina Faso kam es 2015 ebenfalls zu einem Militärputsch: der Anführer der Putschisten, Brigadegeneral Gilbert Diendéré, seines Zeichens Kommandeur der gefürchteten Präsidentengarde, hatte ebenfalls enge Verbindungen zu AFRICOM.

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