Die Schattenkrieger

Seite 4: Terminator Planet: Mehr Basen für Drohnen

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Die afrikanischen Außenposten des US-Imperiums sind seit langem auch für andere Schauplätze wichtig, zum Beispiel im Jemen, wo die Drohnenangriffe unter der Regierung Trump erheblich zugenommen haben, oder im Irak und in Syrien, wo es zu einer deutlichen Steigerung der Einsätze der US-Luftwaffe kam. Zuvor hatte sich schon Barack Obama einen Namen als Drohnenkrieger gemacht: unter seiner Ägide gab es im verdeckten Krieg gegen den Terror zehnmal mehr Drohnenangriffe als noch unter seinem Vorgänger George W. Bush. Obama beaufsichtigte allein in seinem ersten Amtsjahr mehr Tötungen durch Drohnen als Bush während seiner gesamten Präsidentschaft - auch in Afrika. An wöchentlich abgehaltenen "Terror-Dienstagen" hatte Obama Listen mit den Namen der für den Drohnentod Nominierten abgesegnet - und damit auch Hoffnungen zerstört, mit denen seine Wahl zum Präsidenten gerade in Afrika verbunden war.

Die meisten Drohnenbasen auf dem afrikanischen Kontinent sind Anhängsel größerer Flugplätze. Die zum Betrieb notwendige Infrastruktur muss meist komplett neu aus dem Wüstenboden gestampft werden, wie in Niamey, Niger, wo die USA gemeinsam mit den Franzosen Drohnenoperationen durchführen.

Im 900 Kilometer entfernten Agadez sollen 2019 die ersten bewaffneten MQ-9-Reaper-Drohnen vom in der Nachbarschaft des Mano Dayak International Airports neu entstehenden und mehr als 100 Millionen-US-Dollar teuren Luftwaffenstützpunktes abheben. Hier sollen dann auch Boeing C-17-Militärtransportflugzeuge starten und landen. Agadez ist eins der größten Bauprojekte in der Geschichte der US Air Force. Die Verlegung von Operationen nach Agadez soll Aufklärung und Überwachung auf aktuelle und sich abzeichnende Bedrohungslagen im Niger und im Tschad ausrichten, die französische "Regionalisierung" der Gegend unterstützten und die Aktionsreichweite dauerhaft auf Libyen und Nigeria ausdehnen.

In die Zeit des Baustarts in Agadez fällt eine deutliche Zunahme der militärischen Operationen in Nord- und Westafrika: seit 2016 haben die USA hier hunderte von Drohnenangriffen durchgeführt. Unter Donald Trump steht zu befürchten, dass das mörderische Treiben weiter intensiviert wird. Die New York Times hatte bereits von Änderungen im Ablauf berichtet: Sowohl die "Todeslisten" der CIA als auch die des Militärs beschränken sich nicht länger auf das Führungspersonal, sondern wurden auch auf "Dschihadisten-Fußvolk ohne spezielle Fähigkeiten oder Führungsrollen" ausgeweitet. Angriffsentscheidungen werden nun nicht mehr nur auf höchster Regierungsebene getroffen.

Spezialeinsatzkräfte: Ein Truppenabzug, der keiner ist

Das Pentagon hatte erst jüngst angekündigt, die meisten Elite-Antiterroreinheiten aus Afrika abziehen zu wollen. Dabei war deren Einsatz auf dem Kontinent erst in den vergangenen Jahren massiv ausgeweitet worden: während es 2006 noch ein Prozent aller im Ausland eingesetzten US-Kommandos waren, ist diese Zahl bis 2016 auf über 17 Prozent angestiegen. In ganz Afrika soll es gegenwärtig etwa 1200 Spezialeinsatzkräfte aus den USA geben. Nach Angaben von SOCAFRICA, der bei AFRICOM für Kommandounternehmen zuständigen Dienststelle, waren es 2016 noch 1700 Elitesoldaten, die in 20 afrikanischen Staaten im Schattenkrieg zum Einsatz kamen - nur im Mittleren Osten waren es mehr. Über die Anzahl der Einsätze gibt es keine offizielle Informationen - nur, das zu jedem beliebigen Zeitpunkt fast hundert Kommandounternehmen ablaufen.

S Marine Corps SP-MAGTF-CR-AF). Die Einheit wurde nach dem Bengasi-Anschlag vom 11. September 2012 aufgestellt und ist auf dem Militärflugplatz Morón in Spanien stationiert. Bild: Marine Corps Combat Camera, gemeinfrei

Der Vorschlag sieht vor, dass dieses Kontingent in den nächsten drei Jahren um 50 Prozent gekürzt wird, ebenso dazugehörige Unterstützungseinheiten. Beobachter vermuten, dass dies Teil eines Strategiewechsels ist, weg von regionalen Scharmützeln mit Aufständischen, hin zu sich potentiell anbahnenden großräumigen Konflikten. Denn nach US-Verteidigungsminister James Mattis bilde jetzt die Konkurrenz zwischen Großmächten - und nicht mehr der Terrorismus - den Hauptschwerpunkt der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten.

Einige US-Verteidigungsbeamte widersetzen sich dem Plan, Militärbasen in Afrika zu schließen - dies könne den US-Einfluss vor Ort schwächen, während China und Russland ihre Geltung ausbauen. Doch darum geht es im Kern auch gar nicht: Wie Mattis im vergangenen Jahr erklärte, sollen dadurch Spezialkräfte entlastet werden, die mittlerweile im weltweiten Dauereinsatz sind. Deren Missionen sollen vermehrt durch reguläre US-Truppen übernommen werden. Mit anderen Worten: die Anzahl der in Afrika agierenden Kommandos könnte gekürzt werden, aber nicht die tatsächliche Truppenstärke.

Beim US Special Operations Command (US-SOCOM) ist man in dieser Angelegenheit unterdessen zuversichtlich: wenn überhaupt, werden die Special Forces der USA wahrscheinlich nächstes Jahr eher expandieren als schrumpfen. Der Budgetantrag von US-SOCOM für das Jahr 2019 sieht vor, über zusätzliche 1000 Militärangehörige verfügen zu können. Auch sie sollen dann daran mitwirken, die dringlichsten Probleme der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten zu lösen, irgendwo in einem der dabei immer zahlreicher werdenden "shithole countries" des Planeten.

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