Die Steuerrevolution!

Seite 4: Die Besteuerung des Konsums

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Der dritte Weg, wie Bürger einen Beitrag zu den Gemeinschafts- aufgaben ihres Staates leisten, ist die Besteuerung ihres Verbrauchs. Die mit großem Abstand wichtigste Verbrauchssteuer ist die Mehrwertsteuer. Rund 32 Prozent - nämlich 217 Milliarden Euro - trug sie hierzulande im Jahr 2016 zum gesamten Steueraufkommen bei.

Konsumsteuer - die Steuer der Zukunft

An den Grundprinzipien und am Ausmaß der Besteuerung der Bürger lässt sich am besten ablesen, wie eine Gesellschaft ihren Wohlstand erwirtschaftet - und wer ihn wofür nutzt. Unser heutiges Steuersystem aber bewirkt genau das Gegenteil. Es greift in die wirtschaftliche Leistung der Menschen ganz überwiegend an solchen Punkten ein, an denen ihre produktive Tätigkeit noch gar nicht zum Ziel - dem Konsum - gekommen ist. Und es verschleiert weitgehend, wann und wo unsere Gesellschaft die Früchte ihrer vielfältigen Leistungen genießt - und wie sie sie unterwegs verteilt. Dieses Steuersystem ist nicht bloß maßlos kompliziert, womit es für eine Menge wirtschaftlich unproduktiver und gesellschaftlich letztlich nutzloser Arbeit sorgt. Vor allem führt es dazu, dass nicht jeder Bürger nachvollziehbar erkennen kann, woher das Geld kommt und wohin es fließt. Kurz, unser Steuersystem vernebelt beide großen Ströme jeder Wirtschaft: den Wertschöpfungsstrom und den Abrechnungsstrom.

Das klingt zunächst sehr abstrakt. Doch immer dann, wenn grundsätzlich etwas nicht (mehr) stimmt, müssen wir uns eben auch sehr grundsätzlich fragen, warum das so ist. Das ist übrigens ein weiterer Nachteil unseres heutigen Steuersystems: Es blockiert jede Grundsatzdebatte. Denn es ist ein Imperium für Fachidioten. Die meisten seiner Regeln sind so verzwackt, dass ein Dutzend absoluter Steuerexperten in Detailfragen zu zwei Dutzend verschiedenen Antworten kommen kann. Mit der Folge, dass jede steuerpolitische Debatte normale Bürger nach fünf Minuten in Tiefschlaf versetzt. Ausgenommen, irgendwer ruft mit erregt mahnender Stimme nach "Entlastung". Am besten jener Zielgruppe, die die Mehrheit im Saal stellt.

Die Lohn- und Einkommenssteuer ist im Grunde eine Art Zehnter 4.0

Unser Steuersystem passt vorne und hinten nicht mehr zu unserer hochgradig arbeitsteiligen und international verflochtenen Wirtschaft. Es ist - in Deutschland zumal - ein bürokratisches Monster, übermäßig und unnötig kompliziert, ineffizient und intransparent. Es ist ein teures Relikt aus der Zeit der Selbstversorger aus dem Mittelalter. Und genau diese Einstellung ist es, die unser Denken über Steuern bis heute bestimmt.

Die Lohn- und Einkommenssteuer, sie ist im Grunde eine Art Zehnter 4.0. Nur dass wir eben längst nicht mehr in einer Gesellschaft weitgehender Selbstversorgung leben, sondern in einer Gesellschaft vollständiger Fremdversorgung. Alles, wirklich alles, was wir verbrauchen, stellen andere für uns her. Oder wir für andere. Wir sollten darum endlich die alte Idee aufgeben, dass es am besten sei, Steuern vom Ertrag abzugreifen.

Steuern sollen die Menschen zahlen, wenn sie Leistungen aus dem Wertschöpfungsstrom entnehmen: beim Konsum. Nicht aber, solange sie ihren Beitrag zu diesem leisten. Es bestraft die Leistungen von Arbeitnehmern, Selbstständigen, Unternehmern und Unternehmen. Es subventioniert den Einsatz von Maschinen und Technik.

Es verteuert da- für im Verhältnis die Arbeit von Menschen. Was sich überall dort rächt, wo deren Tätigkeit unverzichtbar ist: in vielen Bereichen der Dienstleistung, in der Erziehung, der Kultur oder der Pflege.

Darum sagen wir: Schafft alle Steuern ab - bis auf eine! Nämlich eine Steuer, die ausschließlich dann greift, wenn Menschen dem Wirtschaftskreislauf Leistung entnehmen: beim Einkaufen, beim Konsum. Und nicht, wenn sie ihre Leistung, ihre Arbeit, ihre Ideen, ihre Power in das soziale Gefüge namens Wirtschaft einbringen.

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