Die Virtualisierung und Erweiterung des Körpers.
Seite 4: Die Reproduktion des Körpers
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Die Technologien, die mit der menschlichen Fortpflanzung zu tun haben, sind am schnellsten fortgeschritten. Es gibt bereits künstliche Befruchtung, Anti-Baby-Pillen, Abtreibung, Spermienbanken, pränatale Bestimmung des Geschlechts und Selektion, In-Vitro-Fertilisation, Verpflanzung von Embryos, Transplantation von fötalem Gewebe und Befruchtung ohne Spermien. Kliniken wurden eröffnet, die eine Wahl des Geschlechts des Babys anbieten und die auf Geschlechtsselektion basierende Abtreibung in China und Indien haben bereits das Gleichgewicht der Geschlechter verändert. Das consumer-designed baby wird zu einer realistischen Option. Gentechnologie eröffnet noch weitergehendere Möglichkeiten für Designkinder, die schon bei der Empfängnis ingenieursmäßig gestaltet werden, und für die Züchtung neuer Gesichter oder Gliedmaßen.
Der zur Ware gewordene Körper erzeugt eine Nachfrage. Körperteile und Prothesen werden hergestellt, wenn sich neue Märkte auftun. Reproduktionstechnologien werden auf der Börse gehandelt, und man hat Patente für Gensequenzen beantragt. In der durch Konkurrenz bestimmten Welt des Sports entwickelt sich ein Markt für drogenfreien Urin. Die Tänzerin Cynthia Hess hat die Kosten für ihre Brustimplantate aus Silikon erfolgreich auf der Grundlage als Geschäftsausgaben deklariert, daß die Operation eine "am Markt orientierte Entscheidung gewesen ist, ähnlich der Neuanschaffung von Maschinen in der Industrie, die ihre Geschäftsaussichten verändert hat." Robert Graham , der Gründer des Repository of Germinal Choice, bietet die "überlegenen Spermien" von Nobelpreisträgern Frauen an, die eine Auswahl treffen wollen.
Das vielleicht bemerkenswerteste Zeichen für die Transmutation des Körpers, bei der Chirurgie, Prothetik und Computertechnik kombiniert werden, ist die französische Künstlerin Orlan. Seit 1990 hat sie ihr Gesicht und ihren Körper durch eine Reihe von Performance-Operationen nach einem computergenerierten Bild abgeändert, nach dessen Vorbild ihr Gesicht zugeschnitten wird. Sie vermarktet Fotografien und Filme ihrer chirurgischen Performances, aber auch konservierte Körperteile mit der Aufschrift: "Das ist mein Körper, das ist meine Software."
Sie heißt nicht Orlan. Ihr Gesicht ist nicht ihr Gesicht. Bald wird ihr Körper nicht mehr ihr Körper sein.
B. Rose
Wenn ihre Selbstverwandlung abgeschlossen ist, wird eine Werbeagentur für sie einen neuen Namen auswählen, der zu ihrem neuen Bild paßt.