Die Volksparteien haben das Volk belogen und betrogen
Seite 3: Schwachsinn: "Globalismus der Eliten hat die Arbeiterklasse zerstört"
- Die Volksparteien haben das Volk belogen und betrogen
- Die entwickelten Demokratien sind keine Leistungsgesellschaften
- Schwachsinn: "Globalismus der Eliten hat die Arbeiterklasse zerstört"
- Zwischen Globalisierung und Nationalismus besteht kein Widerspruch
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Die Ultra-Rechten in den USA behaupten heute, dass Trumps Wahlsieg von einer sozialen Spaltung der amerikanischen Gesellschaft ausgelöst wurde. Auf der einen Seite stünden die Eliten: die gebildeten, wohlhabenden Anhänger des Freihandels und der kulturellen Freizügigkeit. Früher hätte man sie wohl als Angehörige der Bourgeoisie bezeichnet. Sie leben in den urbanen Zentren an der West- und Ostküste, und haben kulturell mehr mit Shanghai oder London gemein als mit der Mehrheit der einfachen Amerikaner im "fly-over country".
Der von diesen Eliten propagierte "Globalismus" habe die "amerikanische Arbeiterklasse zerstört und eine Mittelschicht in Asien geschaffen". Dagegen wollen die Ultra-Rechten "Konservative und Populisten" unter dem Banner eines "ökonomischen Nationalismus" vereinigen. Eine Variante dieser Theorie stammt von dem deutschen Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel. Danach spaltet sich das politische Feld entlang einer "neuen Konfliktlinie" zwischen "Kosmopoliten" und "Kommunitaristen". Im Zentrum stehe die Frage, "wie stark die Grenzen des Nationalstaates geöffnet oder geschlossen" werden sollen.
Auf der einen Seite "sammeln sich die Kosmopoliten als Grenzöffner und Vertreter universaler Menschenrechte". Sie seien "Globalisierungsgewinner, besser gebildet und ausgestattet mit mobilem Human-, Sozial- und Kulturkapital". Auf der anderen Seite stehen "die Kommunitaristen", die "ein hohes Interesse an nationalstaatlichen Grenzen" haben. Sie seien "Globalisierungsverlierer mit vergleichsweise niedriger Bildung, geringem Einkommen und lokal-stationärem Human-, Sozial- wie Kulturkapital".
Hinter dieser, an den Haaren herbeigezerrten Gegenüberstellung steht die zutiefst reaktionäre Vorstellung von einem Gegensatz zwischen den liberalen Eliten, die frei und ungebunden um die Welt jetten und mit ihrer Obsession vom Freihandel und multikultureller Progressivität ihre Nation und das einfache Volk verraten haben, auf der einen und dem einfachen Volk auf der anderen Seite, das im Gegensatz zu den "mobilen" Eliten auf ihre "Heimat" und auf eine geschützte nationale Wirtschaft angewiesen sind.
Diese Interpretation folgt einfach blind den primitiven Deutungsmustern der Ultra-Rechten. Denn wenn die Irrationalität und Brutalität des globalen Kapitalismus erst einmal mit Kosmopolitismus, mit kultureller Differenz oder hybriden Identitäten assoziiert werden, scheint nur noch die nationale "Gemeinschaft" Schutz bieten zu können.
Dabei hat Freihandel überhaupt nichts mit kosmopolitischer Kultur oder mit den universellen Menschenrechten zu tun. Die Architekten des globalen Freihandels waren nationale Eliten, die schlicht die Interessen ihrer nationalen Wirtschaft zu vertraten. Das Rückgrat nicht nur der der deutschen Wirtschaft ist die exportierende Industrie - zahlreiche mittelständische Unternehmen und Großkonzerne wie Siemens oder VW, die auf einen offenen Weltmarkt angewiesen sind.
Die Besitzer dieser Unternehmen und die dort arbeitenden Menschen sind ökonomisch auch dann auf globalen Freihandel angewiesen, wenn sie einen völlig provinziellen Habitus pflegen, sogar etwas gegen Ausländer haben oder die "traditionelle Familie" verteidigen, vielleicht unterstützen sie auch die CSU oder sogar die AfD. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.