Die Volksparteien sind die Altparteien
Interessant an der Europawahl ist die Abstimmung der Jungwähler, da schneidet die AfD am schlechtesten ab, die Grünen sind die stärkste Partei - "Die PARTEI" liegt nur knapp hinter der Union
Die Volks- oder besser Altparteien sind in der Europawahl abgeschmiert. Das war zu erwarten. Aber wenn man sich ansieht, für wen sich die Erstwähler entschieden haben, dann wird klar, dass sich das politische Parteienspektrum im Umbruch befindet.
Die AfD, auch eine Altpartei, schneidet hier mit 5 Prozent noch schlechter ab als die SPD mit 7 Prozent. FDP und Linke liegen gleichauf bei 8 Prozent. Sonneborn mit seiner "Die Partei" liegt mit 9 Prozent nur knapp hinter der CDU/CSU mit 11 Prozent. Wahlsieger wären die Grünen, mit 36 Prozent hat sie mehr als ein Drittel gewählt.
Man darf vermuten, dass sowohl für die geringe Zustimmung zur Union und SPD als auch für das erfolgreiche Abschneiden bei den jungen Menschen die Videos von Rezo und der YouTuber mitbeteiligt gewesen sein werden.
Auch bei der Hochrechnung um 20 Uhr sind die Grünen der große Sieger und können sich von 9,9 auf 20,1 Prozent mehr als verdoppeln: "Hammer-Ergebnis!", so ihr Kommentar. Statt destruktiv wie die AfD warben sie: "Kommt, wir bauen das neue Europa!"
Größter Verlierer ist die SPD, die fast 12 Prozentpunkte verliert und auf 15 Prozent absackt. Offenbar ist die Talfahrt der SPD nicht mehr zu stoppen. Auch die Union verliert 7,6 Prozentpunkte und kommt auf 22,4 Prozent, vermutlich vor allem aufgrund der alternden Wählerschaft.
Die Verluste wären stärker gewesen, wenn sich in Bayern nicht die CSU hätte halten können. Sie verliert nach der Hochrechnung nur 0,1 Prozentpunkte und bleibt damit knapp über 40 Prozent. Dagegen sackt die SPD auch hier um 10 Prozentpunkte auf gerade mal 9,2 Prozent ab. Die Grünen gewinnen mit einem Zuwachs von 7,5 Prozentpunkten am meisten und werden mit fast 20 Prozent zweistärkste Kraft. Besonders auffällig ist in Bayern auch, dass es die CSU anscheinend geschafft hat, die Konkurrenz vom rechten Rand klein zu halten. Die AfD erreicht 8,3 Prozent und kann nur um 0,2 Prozentpunkte zulegen.
Außerhalb von Bayern erhält die AfD hingegen 3,7 Prozentpunkte mehr Stimmen und kommt auf 10,8 Prozent. Trotz der Zunahme muss man wohl konstatieren, dass die hohe Zeit der AfD ihrem Ende zugeht, was allerdings im Osten Deutschlands anders sein kann. Schluss mit lustig?
Die Linke verliert 2 Prozentpunkte und kommt nur noch auf 5,4 Prozent. Das sieht schon sehr nach Niedergang aus, dagegen gibt es einen leichten Auftrieb für die FDP und die Freien Wähler. Einen Überraschungserfolg kann "Die PARTEI" einfahren, die 1,8 Prozentpunkte mehr Stimmen erhält und mit 2,3 Prozent die stärkste Kleinpartei wird. Damit steigt natürlich auch die Verantwortung gegenüber den Wählern.
PS: Die Kandidaten der Konservativen und der Sozialisten für den Posten des EU-Kommissionspräsidenten sind ebenso wenig beliebt wie ihre Parteien. Manfred Weber würden 15 Prozent befürworten, Frans Timmermanns 14 Prozent. Wenn dann 64 Prozent sagen, sie könnten das nicht beurteilen, heißt das aber wohl auch, dass die Deutschen es als nicht so wichtig zu empfinden scheinen, wer den Posten einnimmt.
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