Die Wahlen in Pakistan sind nebensächlich

Seite 2: Lösungen, die auf der Hand liegen, aber unmöglich sind

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Sobald dem Wunsch der Bewohner entsprochen wird und Gilgit-Baltistan als offizieller Teil von Pakistan anerkannt wird, ist der Konflikt um Kaschmir gelöst. Denn im gleichen Augenblick würde Pakistan damit auch den von Indien verwalteten Teil Kaschmirs anerkennen. Doch Armee, Geheimdienste und die pakistanischen Führer Kaschmirs wehren sich gegen diese Lösung, da sie ihren Einfluss brechen würde.

Überschwemmungen durch Schmelzwasser sind im Norden des Landes normal. Foto: Gilbert Kolonko

Im indischen Teil Kaschmirs gehen die Sicherheitsbehörden ohne Frage mit unverhältnismäßiger Gewalt vor. Gerade der Modi-Regierung kann vorgeworfen werden, dass sie überhaupt kein Interesse hat, endlich einen Versöhnungsprozess mit der muslimischen Bevölkerung Kaschmirs zu starten.

Aber die fairste Lösung - ein unabhängiges Kaschmir - ist augenblicklich unmöglich tragbar für Indien. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis pakistanische Geheimdienste und islamischen Extremisten Kaschmir infiltrieren und übernehmen würden.

Wie es ist, in einem Land zu leben, das im Hintergrund von Militärs und Geheimdiensten regiert wird, können täglich 208 Millionen Pakistaner erleben. Auch Indien hat schwere Wasserprobleme und beängstigende Luftverschmutzung. Aber in Indien leugnen Medien und auch Regierung die Existenz der Probleme nicht. So können täglich die Feinstaubwerte in der Zeitung gelesen werden, wodurch die Zivilbevölkerung auf den Plan gerufen wird.

Dass auch in Pakistan zehntausende Menschen wegen Umweltproblemen auf die Straße gehen, wie es in Indien immer häufiger passiert, ist zurzeit unvorstellbar. In Gilgit-Baltistan werden schon harmlose Aktivisten wie Baba Jan mit der Hilfe von Anti-Terrorgesetzen zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt.

Auch Imran Khan hat keinen Plan

Selbst Imran Khan, der von den zur Wahl stehenden Übeln das kleinste ist und sogar etwas Hoffnung ausstrahlt, hat Gilgit-Baltistan nicht einmal auf dem Radar. So richtig Khans Feststellung ist, sich endlich aus der Abhängigkeit ausländischer Kreditgeber zu befreien, so wahr ist ebenfalls, dass auch Khan keinen Plan hat, wo das Geld sonst herkommen soll.

Den angeblichen Handelsboom mit China gibt es nicht. Auch einen Monat nach Beendigung des Streikes am Zollposten in Sost sind auf dem Karakorum Highway kaum Laster zu sehen, die Waren von Pakistan nach China bringen oder umgekehrt.

Nun besitzt Pakistan jedoch Atomwaffen und wird aus dem Grund nicht einfach vom Erdboden verschwinden. Außer es passiert mit einem Knall, aber den würde dann selbst Europa zu spüren bekommen. Laut einer Studie von Alan Robock and Brian Toon würde schon ein Atomkrieg zwischen Indien und Pakistan bei dem "nur" 100 Atombomben von der Stärke der in Hiroshima benutzt werden, einen atomaren Winter auslösen.

So wird Pakistan den Rest der Welt noch eine Weile beschäftigen, ob es ihr gefällt oder nicht.