Die andere Ölkrise

Der Biosprit-Boom läßt die Nachfrage nach Pflanzenölen steigen - zum Schaden ärmerer Haushalte

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Was viele Kritiker von Biosprit befürchten, ist laut New York Times in manchen asiatischen Slums Wirklichkeit geworden: Für Slumbewohner asiatischer Städte wird Speiseöl immer schwerer erschwinglich, verantwortlich gemacht wird dafür wesentlich auch die Produktion von Treibstoffen.

Als den "anderen Ölschock" bezeichnet die Zeitung Knappheit und drastisch gestiegene Preise für Palmöl, Sojaöl und andere Pflanzenöle. Insgesamt seien Nahrungmittelpreise nach dem Index der UN-Organisation für Nahrungsmittel und Landwirtschaft, der FAO, im letzten Jahr um 37 Prozent gestiegen. Weizenknappheit in Pakistan, Sojabohnenknappheit in Indonesien hätten dort zu größeren Protesten geführt, aus den Ländern Guinea, Mauritanien, Mexiko. Marokko, dem Senegal, dem Jemen und Usbekistan wird ebenfalls von Food Riotsberichtet. Eine Besonderheit der jüngsten Zeit seien jene Veränderungen in der Nahrungsmittelkette, die durch die gestiegene Nachfrage nach Biotreibstoffen verursacht werden.

Nirgendwo sonst soll der Anstieg von Lebensmittelpreisen in diesem Winter höher sein als in der Kategorie Speiseöle. Während es in westlichen Ländern als Ausgabeposten für Haushalte kaum ins Gewicht fällt, ist es für ärmere Familien in Asien eine wichtige Kalorienquelle und eine der teuersten Posten für Haushalte, die den Großteil ihrer Nahrung selbst anbauen.

Am Beispiel Palmöl würden sich laut NYT, die jüngsten Probleme in der globalen Nahrungsmittelkette am deutlichsten zeigen. Der Preis sei im letzten Jahr um beinahe 70 Prozent gestiegen. Während der Nachschub nur langsam nachwächst – eine Ölpalme braucht einige Jahre, zwischen 8 und 10 mindestens, um ihr volles Ertragtragsvolumen zu erreichen -, ist die Nachfrage aus unterschiedlichen Gründen weltweit stark angestiegen. Als Hauptfaktoren werden angegeben: die gesteigerte Nachfrage nach Speiesöl in Indien und China und Subventionen für Biotreibstoffe in westlichen Ländern.

So ist es für amerikanische Farmer lohnender Getreide anzubauen als Soja, weil die Getreidepreise wegen der Nachfrage nach Ethanol ordentlich nach oben geschnellt sind. Zugleich ist die Produktion von Sojabohnen auch in China deutlich zurückgegangen und der Import des Öls angestiegen – ums Doppelte, weshalb Käufer andernorts auf Palmöl umgeschwenkt seien. Auch der Import von Palmöl in die Vereinigten Staaten habe sich verstärkt, weil das Öl seit jüngster Zeit als gesund gilt.

Im letzten Jahr soll die Hälfte der gestiegenen Nachfrage nach Speiseölen auf das Konto von Biotreibstoffen gehen. Für die traditionelle Verwendungen scheint das Palmöl aus ökonomischen Gründen aber knapp zu werden, selbst in Malaysien:

Street vendors in the capital, Kuala Lumpur, complain that they cannot find enough cooking oil to prepare roti canai, the flatbread that is the national snack. “It’s very difficult; it’s hard to find,” said one vendor who gave only his first name, Palani, after admitting that he was secretly buying cooking oil intended for households instead of paying the much higher price for commercial use.