Die fabelhafte Welt des Kapitalismus

Seite 2: Die Entrechteten und Beleidigten setzen sich endlich zur Wehr

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Zusammen mit dem Escort-Girl Aspasia und dem cleveren Ex-Rocker Sylvain (Rémy Girard) bildet der Zufalls-Millionär eine Außenseiterbande der Ausgegrenzten - angetrieben vom Stoiker Marc Aurel und dessen Prinzip des Amor fati, der Liebe zum Schicksal.

Mit ihnen bekommt Pierre-Paul auch Einblick in die wenig sichtbare Welt der Geldwäsche.

Sie wird zum Beispiel von Politikern genutzt, die legales Geld direkt auf die Bermudas transferieren, weil sie es sich nicht leisten können, dass sich die Medien darauf stürzen. Oder von Edel-Prostituierten. Wer sie bezahlt, spendet im Grunde an eine Wohltätigkeitsorganisation.

Bild: © Jour2fête

Der neue Film des frankokanadischen Regisseurs Denys Arcand führt mit dem Film die Kritik am Materialismus der gegenwärtigen Gesellschaft fort, die schon Arcands bisherige Filme prägten: "Der Untergang des Amerikanischen Imperiums" (1986) und "Die Invasion der Barbaren" (2003).

Sein neues Werk ist eine Komödie und ein komödiantischer Thriller und damit ziemlich altmodisch - mehr als an einen Woody Allen-Film erinnert er an eine Peter Sellers-Komödie wie "Der Rosarote Panter" von Blake Edwards. Im Original lautet der Titel des Films "Der Fall des amerikanischen Imperiums".

Die Grundidee überzeugt: Arcand will die Welt erklären und benutzt dafür einen polit-philosophischen Gangsterfilm. Geld ist hier kein bloßer Fetisch und Vorwand, um schöne Männer bei schönen Dingen zu zeigen, bei der Arbeit, beim Küssen, beim Schießen und beim Autofahren, so hat es hier tiefere (gesellschaftliche) Bedeutung.

Die Entrechteten und Beleidigten setzen sich endlich zur Wehr. Filme wie "Die Abenteuer eines Zehnmarkscheins" (1926) von Bertold Viertel, Max Ophüls' "Komödie vom Geld" oder Robert Bressons "L'Argent" ("Das Geld") stehen hierfür Pate.

Als Regisseur hat Arcand seine verwickelte Geschichte nicht immer im Griff. Heftig schwankt die Stimmung zwischen harschem, teils brutalem Thriller, bitterem Sozialdrama und leichter Romanze. Die Dialoge, die anfangs noch etwas behäbig wirken, werden aber mit zunehmender Filmdauer anspielungsreich und witzig.

Arcand verbindet mit alldem tiefere Bedeutung, nämlich eine Kritik der Hochfinanz, der alltäglichen gesellschaftlichen Korruption und der politischen Verhältnisse im Westen: "Genauso erbärmlich sind die Politiker: George Bush, Nicolas Sarkozy, Silvio Berlusconi - sie sind allesamt Verlierer. Donald Trump!" - "63 Millionen Amerikaner haben ihn gewählt." - "Natürlich: Schwachsinnige beten Idioten an."