Die fünf besten dystopischen Serien: Visionen einer zerbrechenden Welt

Eine zerbrochene schwarze Scheibe

Gute Dystopien halten immer auch der Gegenwart den Spiegel vor

(Bild: releon8211/Shutterstock.com)

Dystopien halten uns den Spiegel vor. Fünf hochkarätige Genrevetreter zeigen, wohin sich unsere Welt entwickeln könnte. Manches davon ist bereits Realität.

Dystopien faszinieren uns, weil sie unsere – bewussten wie unbewussten – Ängste in ein dunkles Zukunftsbild verwandeln. Gerade in diesen unseren Umbruchszeiten, in denen die Welt immer unsteter wird, können Dystopien einen manchmal erdrückenden, manchmal auch erleichternden Blick auf die Entwicklung von Politik und Technologie gewähren.

In den vergangenen Jahren sind in diesem Genre einige künstlich herausragende Serien entstanden, die uns in Welten werfen, von denen manche ihre Ursprünge in einer gar nicht so fremden Gegenwart haben. Ihre Zukunftsvisionen erscheinen zugleich fremd und beängstigend vertraut. Die folgenden fünf Serien haben dabei Maßstäbe gesetzt.

1. Silo – Leben unter der Erde

Basierend auf der Romanreihe Wool von Hugh Howey entführt uns Silo in eine postapokalyptische Welt, in der die Menschheit in einem gigantischen unterirdischen Bunker lebt. Das Leben im Silo ist von strikten Regeln geprägt, die die Gemeinschaft vor den tödlichen Bedingungen außerhalb der Anlage schützen sollen. Doch was passiert, wenn diese Regeln infrage gestellt werden?

Die Serie glänzt mit einer bedrückenden Ästhetik und einer packenden Erzählweise, die nicht nur die klaustrophobische Enge der unterirdischen Welt einfängt, sondern auch die zerbrechliche Balance zwischen Ordnung und Rebellion thematisiert.

Starke Frauenfiguren als vielschichte Hauptcharaktere treiben die Handlung immer wieder in neue, spannende Höhen.

Silo ist ein substiler, aber kraftvoller Kommentar darüber, wie Kontrolle und Ignoranz sich gegenseitig verstärken können – eine düstere Allegorie auf die Gefahren des Überwachungsstaats und das menschliche Bedürfnis nach Wahrheit. Letzte Woche hat die Ausstrahlung der zweiten Staffel begonnen, nachdem die erste Staffel mit einem der wohl spannendsten Cliffhanger der jüngeren Seriengeschichte geendet ist.

Wo schauen? Silo kann ausschließlich bei Apple TV gestreamed werden.

2. Westworld – Maschinen, Menschen und die Frage nach dem freien Willen

Kaum eine Serie hat die dystopische Philosophie der Mensch-Maschine-Symbiose so fesselnd inszeniert wie Westworld. Was als vermeintlich harmloser Science-Fiction-Western begann, entwickelt sich im Verlauf der Staffeln zu einer tiefen Untersuchung der menschlichen Psyche und Ethik.

In einer Welt, in der künstlich geschaffene "Hosts" in einem Vergnügungspark menschenähnliche Rollen spielen, stellt sich bald die Frage, wer hier wirklich die Fäden zieht. Die Hosts entwickeln Bewusstsein, und ihre Suche nach Freiheit spiegelt die Kämpfe der Menschen wider, die von ihren eigenen Zwängen gefangen sind.

Westworld beeindruckt nicht nur durch seine atemberaubende Bildsprache, sondern auch durch die philosophische Tiefe, mit der Themen wie Freiheit, Kontrolle und Identität behandelt werden. Was unterscheidet Mensch und Maschine? Folgen wir nicht auch einer Art von Programmierung?

Jede Episode ist ein intellektuelles Puzzlespiel, das die Zuschauer dazu auffordert, ihre eigene Definition von Menschlichkeit zu hinterfragen.

Wo schauen? Westworld ist mittlerweile bei diversen Streaminganbietern erhältlich.

3. Severance – Das Büro als Gefängnis der Seele

Selten hat eine Serie den Arbeitsplatz so albtraumhaft dargestellt wie Severance. In einer kalten, hypermodernen Bürowelt werden die Erinnerungen der Angestellten durch einen chirurgischen Eingriff in "Arbeits-Ich" und "Privat-Ich" getrennt.

Diese radikale Idee schafft zwei Existenzen, die voneinander nichts wissen – und wirft gleichzeitig drängende Fragen auf: Was bleibt von einem Menschen, wenn man ihm die Hälfte seines Lebens stiehlt? Denn die Persönlichkeitsteilung kommt nicht ohne Folgen und Nebenwirkungen aus.

Severance ist ein kafkaesker Albtraum, der sich in stilisierter Kälte und leisen, aber unheilvollen Tönen entfaltet.

Die Serie ist nicht nur eine bitterböse Satire auf die stumpfe Monotonie des modernen Büroarbeitslebens, sondern zeigt auch die moralischen und emotionalen Abgründe, die entstehen, wenn Menschen zu funktionalen Maschinen degradiert werden. Ein Meisterwerk der Dystopie, das gleichsam verstört und fasziniert.

Wo schauen? Severance kann ausschließlich bei Apple TV gestreamed werden.

4. Black Mirror – Technologie als zweischneidiges Schwert

Kein anderes Werk des modernen Fernsehens (nicht einmal die Simpsons!) hat so viele prophetische Visionen geliefert wie Black Mirror.

Denn die Stärke der britischen Serie liegt in ihrer Vielfalt: Jede Folge dieser Anthologie ist eine in sich abgeschlossene Dystopie, die verschiedene Aspekte unserer technologischen Abhängigkeit beleuchtet. Von Social-Media-Ratings, die unser Leben bestimmen, bis hin zu digitalen Bewusstseins-Kopien, die ewige Folter erleiden – Black Mirror malt ein schonungsloses Bild von der Zukunft, die wir uns selbst schaffen könnten.

Mit schwarzem Humor, scharfsinniger Kritik und einer tiefen Menschlichkeit zeigt die Serie, wie leicht Fortschritt zur Falle werden kann.

Dabei gelingt ihr etwas Einzigartiges: Sie hält uns den Spiegel vor, indem sie die Abgründe zeigt, die aus unserer eigenen Kultur und unseren Ängsten entspringen. Und ist dabei manchmal näher an der Realität, als uns lieb ist.

Wo schauen? Wird ausschließlich bei Netflix gestreamed.

5. The Handmaid’s Tale – Die Tyrannei der Religion

Margaret Atwoods Romanvorlage Der Report der Magd ist längst ein Klassiker, und die Serienadaption hat diese Relevanz noch einmal verstärkt. In der patriarchalischen Theokratie von Gilead sind Frauen auf ihre reproduktiven Funktionen reduziert.

Die Serie ist nicht nur eine bedrückende Vision von Macht und Unterdrückung, sondern auch eine erschreckend plausible Warnung vor der Rückkehr zu archaischen Gesellschaftsstrukturen. Elisabeth Moss brilliert als Offred, eine Magd, die gegen das System kämpft, das sie entmenschlicht.

The Handmaid’s Tale ist eine Meisterklasse in Spannung und Psychologie, die mit verstörender Detailtreue zeigt, wie fragile Freiheitsrechte sein können.

Die Serie ist keine reine Unterhaltung – sie ist ein Weckruf, der uns daran erinnert, dass Dystopien nicht nur in ferner Zukunft, sondern mit Blick auf die aktuelle politische Entwicklung der USA auch durchaus nur einen historischen Steinwurf entfernt liegen könnten.

Wo schauen? Handmaid’s Tale ist mittlerweile bei diversen Streaminganbietern erhältlich.

Fazit

Diese fünf Serien zeigen auf erschreckende und faszinierende Weise, wie nah Dystopien an unsere Realität heranreichen. Ob durch technologische Warnungen, soziale Analysen oder politische Allegorien – sie fordern uns auf, die Gegenwart zu hinterfragen und über die Zukunft nachzudenken.

Trotz ihrer vollkommen unterschiedlichen Ansätze haben alle der genannten Serien eines gemeinsam: Sie erzählen nicht bloß pessimistische Geschichten, sondern sind zugleich Werkzeuge, die uns Anhaltspunkte dafür geben können, wie wir ihre Umsetzung verhindern können.