Die globale Konjunktur der Söldnertruppen
Die US-Firma Blackwater kauft Söldner und Hilfskräfte weltweit auch zum Einsatz im Irak ein, wo kürzlich vier der Söldner in Falludscha getötet wurden
Die wieder einmal besonders medienwirksamen Bilder lösten weltweit Entsetzen aus: In Falludscha im Irak wurden vier zivile Amerikaner in zwei Geländewagen beschossen, angezündet und bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Danach zerstückelte die Menge unter Gejohle von Kindern und Jugendlichen die verkohlten Leichen, hing Teile an Stromleitungen und Brücken auf und schleifte andere an einem Eselskarren in die Stadt (Triumph der Grausamkeit). Die Ermordeten waren Angestellte der US-Firma Blackwater Security Consulting. Was machten sie im Irak?
Nach Aussage der Firma Blackwater sollten ihre zivilen Angestellten einen Konvoy begleiten, der die US-Truppen mit Verpflegung versorgte und dazu ein Subunternehmen namens "Regency Hotel and Hospitality" belieferte. Doch die vier waren nicht immer Zivilisten: Jerry Zovko, 32, war ein US-Army-Veteran aus Ohio und einer der Angestellten, dessen Namen nicht bekannt ist, war zuvor ein "Seal", ein Mitglied der Elite-Antiterroreinheit der US-Navy.
Auch wenn die Aufgabe auf ihrer letzten Fahrt keine unmittelbar militärische war, ist Blackwater nicht etwa irgendein Pizzalieferservice. Das Unternehmen stellt vielmehr Wach- und Begleitschutz für Soldaten, Geheimdienstler, VIPs, Firmen und Hilfsorganisationen an Krisenpunkte in aller Welt und bildet auch Soldaten aus. Mit der einstigen Romantik etwa der französischen Fremdenlegion hat dies nichts mehr zu tun: Die von in Lastwagen extra nach Falludscha angereisten Gegnern hingerichteten Amerikaner waren im gefährlichen Sunni-Dreieck unter Bedingungen im Einsatz - in einzelnen, ungepanzerte Wagen ohne Feuerschutz durch andere Fahrzeuge -, die weder US-Militär noch CIA erlaubt hätten. Damit waren sie natürlich ein dankbares, leichtes und nicht zufälliges, sondern wohlgewähltes Ziel der Attentäter.
Doch die neuen Söldner sind willens, dieses Risiko einzugehen: Sie erhalten dafür auch das Doppelte bis Vierfache eines normalen Soldaten gezahlt, obwohl sie zwar zur Waffe greifen, wenn sie angegriffen werden und auch die Ausbildung haben, beispielsweise Geiseln zu befreien, doch zumindest im Fall Blackwater nicht an den eigentlichen Kampfhandlungen teilnehmen sollen.
Im Irak sind Dutzende von Firmen wie Blackwater tätig, die alleine 400 Kräfte stellen und diesen 1.000 Dollar pro Tag zahlen, damit sie unter anderem die Ölanlagen bewachen, aber eben auch Transporte begleiten. Peter Singer, Autor des Buchs "Corporate Warriours", schätzt, dass 15.000 im Irak sind - einer auf 10 Soldaten. Ein Drittel des Army-Budgets von 20 Milliarden Dollar geht dabei an zivile Vertragspartner. Im ersten Irak-Krieg war das Verhältnis noch 1:50, in Bosnien allerdings auch bereits 1:10. 20 Milliarden Dollar, ein Drittel der Operationskosten der U.S. Army in Afghanistan und im Irak, werden für Verträge mit privaten Sicherheitsfirmen ausgegeben.
Singer warnt davor, dass das so entstehende kommerzielle Firmeninteresse am Entstehen und Fortdauern von Kriegen noch zu fatalen Folgen führen werde. Auch wenn man den Krieg nicht den Generälen überlassen sollte, sei er bei Business-Managern keineswegs besser aufgehoben.
In a world where we police even the fat content of cookies, perhaps what is most surprising is that this industry, so central to national and global security, is completely unregulated. No international laws apply. National laws are little better, with the majority of states, including Britain, having none that fully controls the firms.
Peter Singer
Blackwater-Angestellte halfen auch schon im Afghanistan-Krieg und das Unternehmen bekam von April 2002 bis Juni 2003 für das Sicherheitstraining von US-Navy-Personal 13 Millionen Dollar gezahlt und ab Oktober 2003 insgesamt 35,7 Millionen Dollar für die paramilitärische Ausbildung von mehr als 10.000 Seeleuten. Auch das US-Militär hat längst das Zauberwort "Outsourcing" gehört und Blackwater war daher 1996 von ehemaligen Navy-"Seals" gegründet worden. In den letzten drei Jahren wuchs das Unternehmen jeweils um 300 Prozent.
Bezahlte Söldner gab es immer schon, doch seit 1990 hat ihr Einsatz mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und daraus resultierend vielen arbeitslosen Berufssoldaten stark zugenommen: Die normalen Armeen wurden im Westen ebenfalls reduziert und eine Wiedereinführung der Wehrpflicht wie für den Vietnam-Krieg wäre in den USA heute politisch nicht mehr durchsetzbar. Seit dem 11. September 2001 blüht das Geschäft der privaten Sicherheitsfirmen und viele normale Soldaten quittieren den Dienst und gehen zu den besser zahlenden Privatfirmen. Ebenso werden ehemalige Militärs des chilenischen Diktator Augusto Pinochet und des südafrikanischen Apartheid-Regimes angeworben. Besonders mit den diktaturgeübten Chilenen ist Blackwater sehr zufrieden, sie "sind sehr professionell und passen gut in unser System", so Blackwater-Präsident Gary Jackson.
1.500 südafrikanische Ex-Polizisten und Ex-Militärs sind nun im Irak stationiert, wobei die südafrikanische Firma Meteoric Tactical Solutions und die als südafrikanisch-britisches Joint-Venture gegründete Erinys ihre Verträge gleich direkt mit dem Pentagon abgeschlossen haben. Allerdings verbieten Südafrikas Gesetze, dass seine Bürger an Kriegen als Söldner teilnehmen. Der chilenische Verteidigungsminister Michelle Bachelet lässt nun untersuchen, ob auch hier ein Gesetz gegen das Anwerben seiner Soldaten als Söldner zu finden ist.