Die guten und die bösen Kämpfer
Syrien-Rückkehrer gelten als tickende Bomben, allerdings nicht, wenn sie mit den Kurden gegen den IS gekämpft haben
Wer gut und wer böse ist, wer gefährlich ist oder vielleicht gar ein Held, weil er gekämpft und andere Menschen getötet hat, ist schwer zu entscheiden. Wir hatten schon einmal darauf hingewiesen, dass die Abenteurer, die aus europäischen Ländern nach Syrien oder in den Irak ziehen, um sich dem Islamischen Staat als Kämpfer anzudienen, erst einmal als gefährlich erachtet werden. Man versucht, sie an der Reise ins islamistische Abenteuer zu hindern oder sie zu überwachen oder zu inhaftieren, wenn sie nach Europa zurückkehren. Aber es reisen auch Menschen, fast durchwegs Männer, in andere Kriegszonen, um sich beispielsweise in der Ost- oder Westukraine den jeweiligen Milizen anzuschließen oder um den syrischen Kurden im Kampf gegen den IS beizustehen.
Einfach erscheint die Annahme, dass Menschen, die beim IS am brutalen Kampf teilgenommen und möglicherweise andere Menschen getötet, geköpft oder misshandelt haben, die zum Töten geschult wurden und gelernt haben, wie sie Waffen gebrauchen und (Selbstmord)Anschläge ausführen können, gefährlich sind, weil sie Anschläge in ihrer Heimat ausführen sollen oder durch die Gewalt verroht sind ("Tickende Bomben": Heimkehrer aus Syrien/Irak). Gerade erst wurde ein 20-jähriger Rückkehrer zu einer zu einer Jugendstrafe von drei Jahren und neun Monaten Gefängnis in Deutschland verurteilt.
Aber was macht man mit Menschen, die ebenfalls aus Gründen irgendwelcher Solidarität in den Krieg ziehen, im Wesentlichen das Abenteuer suchen und ebenfalls lernen, wenn sie nicht schon als Ex-Soldaten dafür ausgebildet sind, andere Menschen zu töten. Sind die Menschen aus Europa, die zu den ostukrainischen Separatisten gegangen sind, gefährlicher als diejenigen, die sich den westukrainischen Milizen angeschlossen haben, deren Mitglieder teils auch schon auf der Seite der tschetschenischen Islamisten gegen Russen kämpften?
Das ist keine abstrakte Frage, sie muss beantwortet werden. Die britische Polizei hat nun ein Exempel an zwei britischen Männern statuiert, die auf der Seite der syrischen Kurden bei den "Löwen von Rojava" in Kobane gegen den IS gekämpft haben. Dort wird schon mal Kobane als das "syrische Stalingrad" bezeichnet. Hier versuchen Kurden, die den YPG-Milizen angehören, die wiederum mit der PKK verbunden sind, eine weiterhin als Terrororganisation geltende kurdische Untergrundorganisation, die Stadt gegen die Einnahme durch den IS zu verteidigen. Sie werden unterstützt durch Angriffe amerikanischer Kampfflugzeuge auf IS-Stellungen, zu Hilfe kamen auch Kämpfer der Freien Syrischen Armee und Peschmerga-Kämpfer aus den kurdischen Gebieten im Irak.
Jamie Read, ein britischer Ex-Soldat, und James Hughes haben erst einmal ihren Abenteuerurlaub beendet und sind nach Großbritannien zurückgeflogen. Am Flughafen Heathrow Airport wurden sie erst einmal am Donnerstag aufgehalten und getrennt befragt, während ihr Gepäck, inklusive Handys und Notebooks, beschlagnahmt und durchsucht wurde. Angeblich wurden sie sechs Stunden lang festgehalten. Dann konnten sie aber gehen und in ihre Heimat zurückreisen. Der britische Regierungschef Cameron hatte bereits versichert, dass diejenigen, die gegen den IS kämpfen, eine Sonderbehandlung erhalten, da eigentlich Briten, die sich als Söldner für die falsche Sache engagieren, bestraft werden können. Nach Read wurden sie befragt, ob sie bezahlt worden seien. Das stritt er ab und erklärte, dass er auch wieder in den Kampf ziehen würde, weil die Sache noch nicht erledigt sei.