Die islamistischen Hilfstruppen der USA

Strategische US-Interessen im Golf von Bengalen. Manöver mit US-Marine, Archivbild (2007): US-Navy/gemeinfrei

Ein Blick über Afghanistan hinaus

In Afghanistan haben verschiedene als Mudschaheddin bezeichnete Gruppen von 1979 bis 1989 gegen die kommunistische Regierung des Landes sowie deren sowjetische Unterstützer gekämpft. Unterstützt wurden sie in der Hauptsache von den USA, Pakistan und Saudi-Arabien, aber auch der deutsche BND beteiligte sich beispielsweise in der geheimen Operation mit dem Namen "Sommerregen" an der Unterstützung des afghanischen Widerstands.

Der damalige BND-Präsident Hans-Georg Wieck schrieb im Dezember 1985 an den inzwischen verstorbenen CSU-Bundestagsabgeordneten Erich Riedl: "Es bereitet mir eine besondere Freude, Sie zu Beginn dieses Jahres davon zu unterrichten, dass die von Ihnen und Ihren Herren Kollegen auf Ihrer Pakistan-Reise initiierte Hilfe des Deutschen Bundestages für die afghanische Widerstandsbewegung angelaufen ist." Man habe bereits 5.500 Paar Stiefel, 1.800 Feldjacken und 12.700 Wollpullover an die afghanischen Mudschaheddin geliefert.

Durch einen Beauftragten des BND seien die Sachen übergeben worden, in "Gegenwart führender Vertreter der afghanischen Widerstandsbewegung" - darunter auch Gulbuddin Hekmatyar, so die Tagesschau. Während Deutschland nur wenige Millionen investierte, engagierten sich die USA mit mehreren Milliarden US-Dollar in der Operation Cyclone, die gemeinsam mit dem pakistanischen Geheimdienst ISI ab 1979 durchgeführt wurde.

Die USA hatten, wie nun jeder weiß, sehr viel Geld in Waffen gesteckt, aber auch mehrere Millionen in gewaltverherrlichende Lehrbücher investiert. Mit diesen Büchern wurde den afghanischen Schulkindern die Lehre vom Heiligen Krieg nahegebracht. Die Bücher wurden auch in Lagern für afghanische Flüchtlinge in Pakistan eingesetzt und später von den Taliban verwendet.

Unterstützung der Uiguren gegen Beijing

Ein vergleichbares Buchmodell wird auch zur Unterstützung der Uiguren zur Motivation des Kampfes gegen die chinesische Zentralregierung eingesetzt. So werden entsprechend modifizierte Schriften aus den ebenfalls von Turkvölkern bewohnten Nachbarländern nach Xinjiang geliefert und dort verteilt. Unterstützt wird der Kampf uigurischer Gruppen gegen Beijing auch durch die umfassende Medienarbeit des Uigurischen Weltkongresses in München.

Die in diesem Zusammenhang gegen China im deutschsprachigen Raum erhobenen Vorwürfe, man hätte eine Million Uiguren in Umerziehungslagern interniert, gehen zumeist auf eine Internetrecherche des Betriebswirts und Anthropologen und evangelikalen Christen Adrian Zenz zurück, der von einer Mission gegen China beseelt ist.

Dass China nach zahlreichen Attentaten ein Auge auf die uigurischen Aktivisten geworfen hat, ist nachvollziehbar, nicht zuletzt, wenn man berücksichtigt, dass es in der Vergangenheit im Grenzgebiet zwischen China und Afghanistan zu verschiedentlicher Zusammenarbeit zwischen uigurischen Freiheitskämpfern und Vertretern der Taliban gekommen sein soll. Dass die chinesische Zentralregierung, die ihren Provinzen zahlreiche Freiheiten gewährt, bei separatistischen Tendenzen hellhörig wird, lässt sich nicht übersehen, aber auch nachvollziehen.

Uiguren standen wohl auch hinter dem Attentat 2015 am Erawan-Schrein in Bangkok. Das Königreich hatte sich den Unmut der Uiguren zugezogen, weil es zuvor uigurische Frauen und Kinder in die Türkei ausgewiesen hatte, die Männer jedoch nach China. Auch im syrischen Konflikt haben sich Uiguren gegen die syrische Regierung engagiert. Und wenn man weiter in der Geschichte zurückblättert, waren Uiguren auch auf dem Balkan gegen Serben zum Einsatz gekommen.

Xinjiang ist für China auch hinsichtlich der Bahnverbindung nach Westeuropa im Projekt der Seidenstraße von Bedeutung. Die Bahnverbindung ist deutlich schneller als der Seeweg und kostengünstiger als Luftfracht. Zudem entzieht man sich mit der Landverbindung möglichen Behinderungen des Seewegs, den die USA beinahe unangefochten militärisch beherrschen.

Verkürzung des Seewegs nach Europa

China will die Abhängigkeit seines Seetransports von der "Piraten-verseuchten" Malakka-Straße vermindern und sucht nach Möglichkeiten, dieses Nadelöhr zu umgehen. Doch nicht nur Piraten könnten den Seetransport an dieser Engstelle beeinträchtigen, sondern auch die derzeit noch verbliebene Seemacht Nr. 1 bereitet sich mit jährlichen Militärübungen wie den sogenannten "Talisman Saber Exercises" auf eine Abriegelung der Malakka-Straße durch die US-Navy vor.

Mit dem Ausbau des Tiefseehafens von Kyaukpyu im Golf von Bengalen und einer strategischen Pipeline, die Öl aus dem Nahen Osten durch Myanmar pumpt, könnte China einige seiner wichtigsten Wachstumszentren im Süden beliefern, ohne dabei durch die Straße von Malakka fahren zu müssen.

Da kommt es für die USA offensichtlich ganz gelegen, dass sich am Golf von Bengalen mit den Rohingya muslimische Zuwanderer gegen die buddhistische Regierung in Stellung gebracht haben und die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region mit einem deutlichen Fragezeichen markieren.

Eine Alternative wäre der Kra-Kanal im Süden Thailands. Auch mit diesem könnte man die Bedeutung der Umfahrung von Singapur reduzieren, wogegen sich nicht nur die USA lautstark wenden, sondern auch Teile der thailändischen Bevölkerung.

Da macht es sich gut, wenn der geplante Kanal etwa auf der Grenze zwischen dem buddhistisch besiedelten Thailand und den südlichen muslimisch dominierten Provinzen liegt, wo Attentäter immer wieder staatliche Stellen und buddhistische Einrichtungen angreifen. Dass vor Jahren hier ein Verbindungsbüro der CIA eingerichtet wurde, kann in diesem Zusammenhang kaum verwundern.