Die vom Islamischen Staat verwendete Munition stammt vor allem aus den USA und China
Die Organisation Conflict Armament Research hat die Herkunft von Proben aus Syrien und dem Irak untersucht
Die Türkei lässt mit Unterstützung der USA und ihrer Koalition den Islamischen Staat weiter gegen die von der YPG verteidigte Grenzstadt Kobane vormarschieren. Der türkische Präsident Erdogan machte klar, dass er die mit der PKK verbundenen Kurden, fast die einzige nicht-islamistische Gruppe, nicht unterstützen werde. Für ihn gebe es keinen Unterschied zwischen IS und der PKK, sagte er am Samstag. Dass die USA die fatale Politik der Türkei unterstützt, zeigt die Entschuldigung des US-Vizepräsidenten Biden gegenüber Erdogan und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ihnen bescheinigte er, dass sie nichts mit dem Erstarken von irgendwelchen Terrororganisationen zu tun hätten, was er in einer Rede am vergangenen Donnerstag behauptet hatte.
Mittlerweile steht Kobane vermutlich kurz vor dem Fall. Es wurden bereits die ersten IS-Fahnen auf Häusern gesehen. Auch ein strategisch wichtiger Hügel vor der Stadt scheint vom IS eingenommen worden zu sein.
Dass die Türkei, Katar und andere Golfstaaten direkt die Terrorgruppe IS mit Geld, Waffen und offenen Grenzen unterstützt haben, ist eine weit verbreitete Annahme. Klar scheint jedenfalls zu sein, dass der Islamische Staat Munition (und auch Waffen) benutzt, die von den USA und anderen zur Stärkung der regionalen, den IS bekämpfenden Sicherheitskräften geliefert wurden.
Die Organisation Conflict Armament Research (CAR), die Waffen in Konfliktzonen verfolgt, um zu zeigen, woher sie stammen, hat nun einen Bericht über Kleinkaliber-Waffen und Munition vorgelegt, die den IS-Kämpfern in Nordyrien (In der Nähe von Kobani und Serekani) und im Nordirak in den Sindscharbergen und bei Kwer zwischen 22. Juli und 15. August abgenommen wurden. Untersucht wurden 1.730 Patronen.
Die von IS verwendete Munition stammt aus 21 Ländern und wurde zwischen 1945 und 2014 hergestellt. Die Terrorgruppe verfügt somit über viele Quellen. Vor allem stammt die Munition aus China und aus der Sowjetunion, an dritter Stelle rangieren die USA, gefolgt von Russland und Serbien. Ein Teil der Patronen kommt von den syrischen und irakischen Streitkräften, die vom IS besiegt wurden.
20 Prozent der Patronen in der Probe stammen aus den USA und sind im letzten Jahrzehnt hergestellt worden. Vermutlich wurden die irakischen Sicherheitskräfte damit ausgestattet, die diese dann wiederum den IS-Kämpfern überlassen haben. Auch russische WOLF-Munition wurde viel gefunden. Sie wird von einer US-Firma vertrieben, die US-Regierung hat sie an alliierte Staaten in der Region geliefert. Damit könnten fast 30 Prozent der Patronen von den USA kommen. China erweist sich großer Rüstungslieferant, der Munition vermutlich an Syrien, den Irak und andere Staaten in der Region verkauft hat.
Aber gefunden wurde auch russische Munition, die u.a. erst 2013 hergestellt wurde. Vermutlich stammt sie von den syrischen Streitkräften. Gefunden wurde auch Munition aus dem Iran, die zwischen 2006 und 2013 produziert wurde, und wenige Patronen aus dem Sudan, was zeige, dass das Land in Afrika und im Nahen Osten zu einem wichtigen Munitionsproduzenten und -händler geworden ist. Auch aus Rumänien, Bulgarien, Nordkorea, der Türkei, Tschechien oder Deutschland kommen die vom IS verwendeten Patronen. Bei den zwischen 2010 und 2014 hergestellten Patronen liegen die Herkunftsländer Bulgarien, China, Türkei und Serbien vorne.
Jedenfalls feuert der Islamische Staat mit allem, was er kriegen kann. Die Munition stammt von anderen bewaffneten Gruppen, die sich dem IS angeschlossen haben. Der IS kaufte auch von syrischen Oppositionsgruppen Waffen, die diese von anderen Staaten erhalten hatten. Korruption bei den syrischen und irakischen Streitkräften dürfte auch eine Quelle gewesen sein, zudem wurden Stützpunkte gezielt erobert, um an Waffen zu kommen.
Für CAR-Direktor James Bevan steht fest, wie er der New York Times berichtete, dass die Sicherheitskräfte, die Munition von anderen Staaten erhalten haben, "nicht in der Lage sind, den Schutz von diesen zu garantieren". Waffen an regionale Hilfskräfte weiterzugeben, wie das gerade Deutschland im Fall der nordirakischen Kurden macht, stellt für ihn ein "großes Risiko" dar, das noch durch "wenig motivierte Sicherheitskräfte erhöht wird, die vor großen Problemen stehen".