Diese Gefahren drohen durch KI-Einsatz bei Amazon, Klarna und Co

KI-Stellschraube

Künstliche Intelligenz wird in zahlreichen Firmen aktiv benutzt, um Arbeitsplätze abzubauen. Doch nicht jedes KI-Projekt gelingt, wie das Beispiel Amazon zeigt.

Künstliche Intelligenz (KI) verunsichert. Die Vorstellung, dass KI in den nächsten drei Jahren wichtige Entscheidungen im Tagesgeschäft übernimmt, bereitet 45 Prozent der Befragten Unwohlsein. Das ergab eine repräsentative Befragung von über 1.000 Personen durch das Meinungsforschungsinstitut Insa, im Auftrag des Softwareunternehmens Splunk.

Seit dem Start von ChatGPT ist der Wirbel um KI allgegenwärtig. Praxisberichte enthalten sowohl Einsparungen als auch Fehlinvestitionen. Denn KI verändert Geschäftsmodelle. Das zeigt sich aktuell bei den Wirtschaftsprüfern.

Auch mittelständische Unternehmen verlangen von ihren Wirtschaftsprüfern Expertise und Dienstleistungen, für die sie früher eine IT-Beratung engagiert hätten.

Manager Magazin

KI-Revolution bei Wirtschaftsprüfern

Die großen Player der Prüfkonzerne Deloitte, PwC, EY und KPMG investieren Milliarden in Prüfungstools. Die Neuerungen sollen eine automatisierte Vollprüfung der Geschäftsvorgänge ermöglichen. Dies verändere die Arbeit in der Wirtschaftsprüfung "von Grund auf", sagt Bianka Knoblach, Geschäftsführerin des Bonner Forschungsinstituts WGMB:

Viele Mittelständler werden nicht die Ressourcen haben, da mitzuhalten. Ich befürchte, die Entwicklung wird die Branche spalten.

Konzentrationsprozesse, das Verschwinden kleiner, regionaler Dienstleister werden diesen Wirtschaftsbereich in den nächsten Jahren prägen.

KI bedroht Musik-Industrie

Auch Künstler sind in Sorge um ihre wirtschaftliche Existenz. Ein offener Brief von mehr als 200 Musikern warnt: "Stoppt die Entwertung von Musik!". KI dürfe nicht dazu genutzt werden, das Schaffen von Menschen zu entwerten. Die Technik stelle eine große Bedrohung für die Lebensgrundlage von Musikern dar.

Die Unterzeichner werfen so "einigen der größten und mächtigsten Unternehmen" vor, ohne Zustimmung der Komponisten KI zu trainieren. Unterschrieben wurde der Appell auch von Billie Eilish, Katy Perry Stevie Wonder, den Bands R.E.M. und Pearl Jam.

Bürojobs werden durch KI zunehmend überflüssig

Die Entwicklung bleibt widersprüchlich. Während Unternehmen konkrete Personaleinsparungen durch die neue Technik feiern, scheitert ein werbewirksam angekündigtes KI-Projekt krachend. Thomas Rohrbach, KI-Experte der Neonex Consulting, sieht vor allem Bürojobs in Gefahr.

Es werde "die Automatisierung wie eine Bombe einschlagen". Die Technik werde immer günstiger, sodass mittelständische Unternehmen bald auf Softwareroboter anstelle von Büroangestellten setzen können, prognostiziert er. "Aber es ist ein Missverständnis, dass die heutige KI im Betrieb tatsächlich weiterlernt. Das ist viel zu gefährlich.

Momentan werden KIs so lange im Labor trainiert, bis man denkt, sie sind gut genug. Und dann werden sie in die Umwelt entlassen", klärt Katharina Zweig KI-Experten der TU Kaiserslautern-Landau auf:

Einem Computer kann man keine Freiräume lassen, er braucht für jede Situation eine Handlungsanweisung. Das ist beim Menschen anders.

"KI übernimmt", beschreibt Capital Arbeitsplatzabbau und schildert ein Beispiel aus dem Kundenservice.

KI im Kundenservice: Das Klarna-Beispiel

Beim schwedischen Finanzservice Klarna übernimmt KI Arbeiten von 700 Beschäftigten. Seit Beginn des Jahres sind Assistenzsysteme im Einsatz, die in 35 Sprachen auf Kunden reagieren und Kundendienstgespräche abwickeln.

Rückerstattungen, Retouren oder Stornierungen übernimmt das neue Produkt von OpenAI, den ChatGPT-Erfindern. Klarna erwartet dank KI in diesem Jahr eine Gewinnsteigerung von 40 Mio. Dollar, da Personal eingespart wird. Ein Einstellungsstopp ist bereits verkündet.

Scheitern der KI: Der Fall Amazon

Anders sieht es beim Global-Player des Versandhandels aus. Mit einem angeblich KI-basierten Bezahlsystem wollte Amazon das Einkaufen revolutionieren. Die Läden der Lebensmittelsparte Amazon Fresh sollten ohne Kassen auskommen. Doch das funktionierte auch Jahre nach der Eröffnung des ersten Ladens 2016 im Amazon-Hauptquartier offenbar nicht wie angekündigt.

Die angeblich bahnbrechende Technik basiert in erster Linie darauf, dass mehr als 1.000 Arbeitskräfte von Indien aus die Kunden per Kamera beim Einkaufen überwachten und Waren per Hand verbuchten. Jetzt beendet der Konzern das Experiment "Just Walk Out", netzpolitik.org zufolge soll es bis heute nicht richtig funktionieren.

Das ist jedoch nicht der erste Fall – denn oft steht menschliche Arbeit hinter KI. "Außen Künstliche Intelligenz, innen Mensch", kommentiert n-tv.

Die Firma Kiwi-Bot vermittelte in den USA den Eindruck, ihre Liefer-Fahrzeuge fahren autonom. Tatsächlich lenkten Computer-Bediener in Kolumbien die Essensbestellungen per Kamera. Mit einem Stundenlohn von zwei Dollar. AI (Artificial Intelligence: Englisch für KI) bedeute bei Amazon wohl "Actually, Indians" – "Tatsächlich Inder", spotten Nutzer auf der Plattform X.

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