Warum Sie Kleegras, Luzerne und Erbsen in Ihrem Garten haben sollten

Eine der Eiweißpflanzen mit vielfältigem Potenzial: Die weiße Lupine. Foto: Etrusko25 / CC BY-SA 3.0

Leguminosen sind nicht nur nahrhaft, sondern speichern auch Stickstoff aus der Luft. Wie können sie konkret in Ihrem Garten eingesetzt werden?

Monokulturen brauchen viel Dünger, zudem sind sie anfälliger gegenüber Krankheiten und Schädlingen, was im konventionellen Anbau mit synthetischen Pestiziden weg gespritzt wird. Werden auf denselben Flächen immer wieder die gleichen Pflanzen angebaut, laugt das die Böden aus. Auch finden Insekten kein Futter mehr.

Fruchtfolgen und Mischkulturen: Natürliche Bodenverbesserer

Fruchtfolgen und Mischkulturen hingegen nähren und lockern Böden auf natürliche Art und Weise, Leguminosen bauen Humus auf und fördern die biologische Vielfalt auf den Äckern. Hiervon zehren nachfolgende Kulturen wie Weizen, Roggen, Hafer und andere. Fruchtfolgen schützen vor Krankheiten und Schädlingen und unterdrücken Unkräuter.

Ein tief reichendes, weit verzweigtes Wurzelsystem fördert im Boden lebende Organismen, verbessert die Bodenfruchtbarkeit und fördert die Bodengesundheit. Im Ökolandbau folgen oft Weizen, Hafer und Kartoffeln auf Klee, Soja, Bohnen oder Erbsen.

Sie binden Stickstoff, bauen Humus auf und reinigen die Felder von Beikräutern. Dazwischen blühen häufig auch Sonnenblumen, Senf und Lupinen. Körner-Leguminosen wie Ackerbohnen, Erbsen und Soja, lagern Stickstoff aus der Luft in den Boden ein.

Vielfalt durch Fruchtfolgen: Ein Beispiel aus Franken

Ein fränkischer Biobetrieb zum Beispiel kultiviert auf seinen Feldern Hafer, Weizen, Sommergerste, Senf sowie Erbsen, Luzerne und Kleegras. Letztere mäht der Bauer und arbeitet sie in den Boden ein. Für eine besonders abwechslungsreiche Fruchtfolge lässt er seine Felder immer wieder von befreundeten Bio-Landwirten aus der Region mit anderen Kulturen bebauen.

Im Gegenzug bestellt er deren Felder mit seinen Kulturen. Laut Naturland-Berater Johannes Weiß bauen zwar auch viele konventionelle Betriebe Weizen und Gerste nacheinander an. Ihre Fruchtfolge umfasst jedoch selten mehr als drei verschiedene Kulturen.

Optimal angepasste Fruchtfolgen im Ökolandbau

Auf Öko-Feldern stehen nicht selten fünf bis siebengliedrige Fruchtfolgen. Nichts bleibt dem Zufall überlassen: Auswahl und Reihenfolge der Kulturen sind abhängig von Boden, Standort und klimatischen Bedingungen. Erbsen sollten nur alle acht Jahre, Weizen nicht zweimal hintereinander und Raps nicht direkt nach Mais angebaut werden.

Auf der schwäbischen Alb zum Beispiel kultivieren mehrere Demeter-Bauern Dinkel für einen Bio-Nudelhersteller. So konnte die Öko-Fläche mit den eher schwachen Böden über die Jahre anwachsen. Dinkel sei deutlich anspruchsloser als etwa Weizen, gleichzeitig sei er besonders proteinreich und für die regionale Nudelherstellung bestens geeignet, erklärt Demeter-Bauer Klaus Wais im Interview mit der Zeitschrift Schrot & Korn.

Er wächst in der Fruchtfolge entweder nach Kleegras oder Ackerbohnen, die an die Rinder verfüttert werden. Der Mist der Tiere wird dann auf den Feldern ausgebracht, wenn Böden und Pflanzen zusätzliche Nährstoffe benötigen.

Anbau in Gemenge und Streifen fördert Insektenvielfalt

Während Fruchtfolgen nur in einer Zeitabfolge zu beobachten sind, werden Mischkulturen die sich gegenseitig unterstützen, gleichzeitig angebaut, entweder durcheinander oder streifenweise. Die Pflanzen profitieren direkt voneinander, indem sie sich gegenseitig mit Nährstoffen versorgen, vor Beikräutern schützen oder als Stütze dienen.

So ranken Ackerbohnen an Maispflanzen empor und versorgen diese mit Stickstoff. Oder Leindotter – er bedeckt den Boden und unterdrückt damit Beikräuter, mit denen der Hafer sonst um Nährstoffe konkurrieren müsste.

Zudem bieten die Leindotterblüten Insekten eine Nahrungsquelle. Das Ausfallrisiko verteilt sich auf mehrere Kulturen: Sollte in einem Jahr eine Kultur einen geringeren Ertrag haben, kann immer noch die Partnerpflanze geerntet werden.

Streifenanbau dämmt Pflanzenkrankheiten ein

Auch bei der Streifenvariante wird die Artenvielfalt gefördert. Im Gegensatz zur Flächenstilllegung ermöglicht sie den Anbau von Nahrungsmitteln auf hohem Niveau. Auf kleineren Ackerflächen wurden zudem rund 50 Prozent mehr Arten nachgewiesen als auf größeren, darunter auch mehr Bienen.

Vor allem werden Krankheiten reduziert: Ist ein Streifen von Pilzen befallen, bildet die Kultur dazwischen eine Barriere, sodass nicht die gesamte Ernte betroffen sei, weiß Konstantin Becker vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Justus-Liebig-Universität in Gießen.

Herausforderungen in Anbau und Erntetechnik

Mit kleinen Maschinen ist der Streifenanbau verhältnismäßig leicht zu bewirtschaften. Komplexer wird es, wenn Getreide und Leguminosen gleichzeitig und als fruchtbare Pflanzengemeinschaften angebaut werden - etwa Hafer, Leindotter und Erbse oder Ackerbohnen mit Mais. Das bedeutet allerdings einen gewissen technischen Mehraufwand.

Werden weite Fruchtfolgen eingehalten, bedeutet das auch, dass gewinnbringende Kulturen wie Weizen oder Gerste seltener gesät und geerntet werden. Denn wenn auf einem Feld ein oder zwei Jahre lang Kleegras angebaut wird, verzichtet der Landwirt in dieser Zeit auf eine Marktfrucht.

Auch das Wetter spielt eine Rolle – und das wird immer unberechenbarer. Von Nachteil ist die aufwändige Technik bei der Ernte, wenn zum Beispiel Hafer und Erbsen für den menschlichen Verzehr gleichzeitig geerntet werden. Beim Futteranbau hingegen können die Pflanzen zusammen geerntet und ohne Trennung verwertet werden.

Eiweißpflanzenstrategie: Mehr Hülsenfrüchte auf die Teller

Das "Modellhafte Demonstrationsnetzwerk zur Ausweitung und Verbesserung des Anbaus und der Verwertung von Körnerleguminosen in Deutschland" (LeguNet) sieht vor, bis zum Jahr 2025 Anbau, Verarbeitung und Verwertung von Hülsenfrüchten wie Erbsen, Bohnen oder Lupinen mit regionalen Partnern in ganz Deutschland gefördert werden.

In jährlich bis zu neun konventionell oder ökologisch wirtschaftenden Demobetrieben sollen die Biodiversitätsleistungen des Anbaus von Körnerleguminosen erfasst werden. Regional sollen die wichtigsten Arten Ackerbohne, Erbse, Lupine und Soja vertreten sein. Mit Malaisefallen werden Fluginsekten wie Blütenbesucher erfasst.

Bodenfallen dienen der Untersuchung der Vielfalt von Käfern und Spinnen. Auch die Ackerbeikrautflora auf den Versuchsflächen wird aufgenommen. Dieselben Untersuchungen werden auf Flächen ohne Körnerleguminosen durchgeführt. Ziel ist es, potenziellen Kunden Produkte aus Körnerleguminosen schmackhaft zu machen.

Sojabohnen als Grundlage für Tofu, Tempeh und Co.

Wie zum Beispiel auf dem Bioland-Betrieb Gut Friedersdorf im Landkreis Märkisch-Oderland, 50 Kilometer östlich von Berlin. Der Ackerbaubetrieb kultiviert auf eintausend Hektar Roggen, Weizen, Gerste, Dinkel, Hafer, Körnermais, Luzerne und Sonnenblumen.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Ackerbohnen, Weißen Lupinen, Erbsen, Kichererbsen und Trockenbohnen. Seit 2023 kooperiert der Betrieb mit einer Mühle, die Speisesoja so aufbereitet, dass es direkt an regionale verarbeitende Firmen weitervermarktet werden kann, die Tempeh und Tofu herstellen.

Zudem werden auf 157 Hektar Soja angebaut, davon 30 Hektar Speisesoja, der größte Anteil der Sojaernte geht in die Tierernährung.

Erbsen und Sojabohnen: Favoriten unter den Leguminosen

2022 wuchsen Erbsen hierzulande auf 107.000 Hektar Ackerfläche. Auch die Ackerbohne, die für die menschliche Ernährung fast völlig in Vergessenheit geriet, gehörte im selben Jahr mit 71.000 Hektar zu den meist kultivierten Hülsenfrüchten. Die Sojabohne lag mit 51.000 Hektar auf Platz Drei. War ihr Anbau vor ein paar Jahren nur im Süden Deutschlands möglich, so wandert Soja mit zunehmender Wärme und Trockenheit immer weiter nach Norden.

Dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft zufolge landeten in der Anbausaison 2020/2021 knapp 70 Prozent der kultivierten Hülsenfrüchte in den Futtertrögen. Ein Ziel des Netzwerks LeguNet ist es somit auch, vergessene Körnerleguminosen wieder auf den Speiseplan zu bringen.

In diesen Lebensmitteln stecken Leguminosen

  • Kidneybohnen gibt’s als weiße und schwarze Bohnen getrocknet, in Glas und Dose sowie in Aufstrichen. Ackerbohnen dienen vor allem als Tierfutter. Doch es gibt erste Versuche, sie zu Lebensmitteln zu verarbeiten, etwa als Ackerbohnenbrot.
  • Körnererbsen gehören zu den hierzulande am häufigsten angebauten Hülsenfrüchten. Tiefgekühlt, getrocknet und in Glas oder Dose, auch als Erbsennudeln stehen sie in den Regalen. Relativ neu auf dem Markt: Erbsendrink.
  • Kichererbsen werden getrocknet und im Glas oder Dose, als Falafelmischung, Hummus, Mehl oder Snack angeboten. Infolge des zunehmenden Klimawandels wird ihr Anbau immer interessanter.
  • Linsen: ob gelbe, rote, grüne und braune Linsen, Berglinsen, Belugalinsen - sie sind getrocknet, als Mehl, verarbeitet zu Nudeln und Snacks haben. Zudem sind sie in Brotaufstrichen, Müsli und Fertigmischungen für Bratlinge enthalten.
  • Lupinen enthalten viel Eiweiß und werden hierzulande vor allem im Norden und Osten angebaut. Ihre Samen werden zu Mehl, in Brotaufstrichen oder zu Bratlingen, Würstchen oder Hack verarbeitet.
  • Soja: Vom Drink über getrocknete Bohnen und Mehl, zu Tofu, Tempeh bis hin zu Sojaöl, Sojasoße und Sojasprossen sind vielfältige Produkte am Markt.

Weiterführende Quelle: "Praxishandbuch Leguminosen nutzen"